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16.11.2020 | 03:42 | Trockenheit und Borkenkäfer 

Thüringen lässt sich Waldrettung viel kosten

Erfurt - Die Schadensbilanz in Thüringens Wäldern ist erneut dramatisch: Das Forstministerium in Erfurt prognostiziert für 2020 eine Schadholzmenge von rund 5,7 Millionen Festmetern.

Waldrettung
Trockenheit und Borkenkäfer haben Millionen Bäume in Thüringen absterben lassen, Waldbesitzer stehen vor riesigen Problemen. Das Land stellt viele Millionen Euro zur Verfügung. Gibt es Fortschritte im Kampf gegen das Waldsterben? (c) proplanta
Das ist nochmals deutlich mehr als in den für das waldreiche Thüringen bereits verheerenden Vorjahren, in denen Trockenheit und Borkenkäfer vor allem Fichten und Buchen zusetzten. 2019 und 2018 betrug die Schadholzmenge 4,7 Millionen beziehungsweise 1,9 Millionen Festmeter.

Die Landesforstanstalt, der Verband der Waldbesitzer, aber auch viele Kommunen sehen sich vor einer Herkulesaufgabe bei der Waldrettung. Die Nachfrage nach finanzieller Unterstützung durch das Land ist hoch, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Fördertöpfe wurden in diesem Jahr nach Angaben des Ministeriums vergrößert.

«Priorität hat, dass das Schadholz aus dem Wald kommt», sagte der Geschäftsführer des Thüringer Verbandes der Waldbesitzer, Karsten Spinner. Er bescheinigte dem Land, relativ viele Finanzhilfen zur Verfügung zu stellen. «Da ist Thüringen im Vergleich der Bundesländer mit vorn.»

Die sogenannte Aufarbeitungsprämie vom Land - ein Zuschuss für das Fällen und Bergen von Schadholz - würde von den privaten Waldbesitzern stark in Anspruch genommen, andere Programme weniger. «Es läuft grundsätzlich nicht schlecht. Es wurde mehr gemacht als in vergangenen Jahren», sagte der Verbandsgeschäftsführer.

Allerdings wünschten sich die Zehntausenden kleinen Waldbesitzer - im Durchschnitt verfügten sie in Thüringen nur über etwa einen Hektar - weniger Bürokratie und schnellere Verfahren. Eine Hürde sei zudem, dass die Arbeiten vorfinanziert werden müssten und die Zuschüsse die Kosten bei weitem nicht deckten - vor allem, wenn die Arbeiten nicht selbst erledigt werden könnten.

Insgesamt standen in diesem Jahr laut Forstministerium 24,5 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Der Betrag, der zur Bewältigung von Trockenheit und anderen Wetterextremen diene, sei im Vergleich zu den Vorjahren auf 18,5 Millionen Euro vervierfacht worden. «Die Programme wurden gut angenommen», so die Einschätzung des Ministeriums.

Es gehe um die Aufarbeitung von Schadholz, die Bekämpfung des Borkenkäfers und Wiederaufforstung - mit dem Ziel klimabeständigerer Mischwälder. Von den Fördermitteln seien bisher 20,5 Millionen Euro beantragt worden, mehr als die Hälfte davon für die Schadholzbeseitigung. Das Geld soll bis Jahresende ausgezahlt sein, so eine Ministeriumssprecherin.

Der Sprecher der Landesforstanstalt, Horst Sproßmann, verwies auf eine herabgesetzte Vitalität vieler Waldbäume wegen der trockenen Jahre, trotz der etwas günstigeren Witterung in diesem Sommer und Herbst. Forstschädlinge hätten leichtes Spiel. Speziell der Fichtenborkenkäfer habe 2019 zu einem Schadholzanfall von 2,3 Millionen Festmetern Holz und 2020 sogar von voraussichtlich 3,5 Millionen Festmetern geführt. «Dies ist die höchste borkenkäferinduzierte Schadholzmenge seit der Nachkriegszeit», sagte Sproßmann.

Viele kleine Waldbesitzer seien mit dieser Situation überfordert. Das gelte vor allem für ältere Menschen oder für Erben, die inzwischen anderswo wohnten, sagte Verbandsgeschäftsführer Spinner.

Thüringenforst hat nach Angaben von Sproßmann in diesem Jahr mit finanzieller Hilfe vom Land personell aufgestockt - auch, um den nichtstaatlichen Waldbesitzern Unterstützung geben zu können. Es habe fast 70 befristete Einstellungen gegeben - vor allem zusätzliche Forstschutzhelfer und -koordinatoren. Für alle Waldbesitzer seien drei große Holzlager in Mittel- und Westthüringen entstanden und satellitengestützte Schadflächenauswertungsprogramme entwickelt worden.

Viel zu tun gibt es für Waldbesitzer auch im Winter: Es müssten unter anderem die Arbeiten weitergehen, um unter der Rinde sitzende Käfer zu beseitigen, bevor sie 2021 noch größere Schäden anrichteten, so das Forstministerium.
dpa/th
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