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05.12.2009 | 10:01 | Buche am stärksten geschädigte Baumart 2009 

Waldzustandsbericht 2009 von Baden-Württemberg vorgestellt

Stuttgart - Mit Blick auf die kommenden Generationen setzt sich die Landesregierung intensiv für den Erhalt und die Pflege der baden-württembergischen Wälder ein.

Waldzustandsbericht 2009
Forstminister Peter Hauk stellt Waldzustandsbericht 2009 von Baden-Württemberg vor (c) MLR

Konsequente Umweltmaßnahmen haben sich bewährt. Dank der gegen den sauren Regen Anfang der 1980er Jahre eingeleiteten Maßnahmen zur Luftreinhaltung haben wir heute wieder Säureeinträge, wie wir sie um 1905 hatten. Ein großer Erfolg und eine Bestätigung für die baden-württembergische Politik“, sagten Ministerpräsident Günther H. Oettinger und der für den Forst zuständige Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk, am Dienstag (1. Dezember 2009) in Waldshut-Tiengen im Rahmen der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2009. Dies bedeute aber keine Entwarnung. Über 30 Jahre deutlich überhöhte Säureeinträge seien an den Böden nicht spurlos vorüber gegangen. Das nach wie vor hohe Schadniveau bei unseren Waldbäumen zeige, dass das Land seine Maßnahmen konsequent weiterführen müsse, betonten Oettinger und Hauk.

Nachdem im Verlauf der letzten 30 Jahre die Säurebelastung für die heimischen Wälder kontinuierlich abgenommen habe, würden nun die Auswirkungen des Klimawandels stärker in den Vordergrund treten. „Sommerlicher Trockenstress, ein verstärktes Auftreten von Schadinsekten sowie die Zunahme von schweren Stürmen setzen den Wäldern spürbar zu. Insgesamt wird die Beurteilung des Waldzustandes und dessen mögliche Entwicklung zunehmend komplexer und vielschichtiger“, erklärte der Ministerpräsident. Nach wie vor sei jedoch die Beurteilung des Nadel- und Blattverlustes der Bäume ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand unserer Wälder.

Die Betrachtung der Einzelergebnisse für die Baumarten zeige für das Jahr 2009 ein sehr uneinheitliches Bild, unterstrich Forstminister Hauk. Die Buche sei mit einem mittleren Blattverlust von 36,0 Prozent die am stärksten geschädigte Baumart in Baden-Württemberg, gefolgt von der Eiche (34,3 Prozent), der Kiefer (27,4 Prozent), der Tanne (24,2 Prozent) und der Fichte (21,0 Prozent). Wie 2008 sei die Fichte auch 2009 die am wenigsten geschädigte Baumart.

„Der mittlere prozentuale Nadel-/Blattverlust, berechnet aus den Werten aller Baumarten in Baden-Württemberg, hat sich gegenüber 2008 um zwei Prozentpunkte auf 25,6 Prozent erhöht. Damit liegt das Schadensniveau, nach einer Unterbrechung im Jahr 2008, seit 2004 über 25 Prozent und stagniert nun auf relativ hohem Niveau. Die Waldflächen mit deutlichen Schäden sind um sieben Prozentpunkte auf 42 Prozent gestiegen“, sagte Hauk.


Land investiert in Waldkalkung und Umweltmonitoring

Zur Stabilisierung der Waldbestände und zur Verbesserung der Vitalität der Waldböden seien weitere Maßnahmen notwendig. Der neue Landesbetrieb ForstBW werde weiterhin in die Kalkung der Waldböden investieren, um nach Möglichkeit deren ursprüngliche Leistungskraft wieder herzustellen. „Angesichts des Klimawandels müssen möglichst viele Stressfaktoren für die Waldbäume reduziert werden. Ein wesentliches Element dafür sind intakte Böden“, erklärte Minister Hauk.

Das forstliche Umweltmonitoring werde ebenfalls fortgeführt, da es die Veränderungen im Ökosystem Wald langfristig aufzeige. „Dies ist Handlungsgrund- lage und Messgröße für unsere Maßnahmen“, betonten Oettinger und Hauk. Die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahrzehnte sei es, den Wald für die Belastungen durch den Klimawandel fit zu machen. Dazu gehöre auch, sich verstärkt mit Baumarten zu beschäftigen, die die Folgen des Klimawandels gut verkraften können. Für den Wald bedeute das zum Beispiel zukünftig mehr Eichen oder auch Douglasien. „Nur dadurch können unsere Wälder auch für kommende Generationen erhalten und zukünftig bewirtschaftet werden“, erklärte der Minister.


Buche am stärksten geschädigte Baumart 2009

Bei der Buche sei gegenüber 2008 mit 9,6 Prozentpunkten ein deutlicher Anstieg beim Blattverlust zu verzeichnen, während sich die Veränderungen bei den anderen Baumarten im Bereich von einem Prozentpunkt und weniger bewegten, informierte Hauk. Bei der Bewertung der Ergebnisse sei eine Besonderheit zu beachten. Für die Buche sei in diesem Jahr die zum Teil extrem starke Fruchtbildung (Fruktifikation) belastend gewesen. Durch die verstärkte Bildung von Bucheckern würden Reservestoffe der Bäume verbraucht, die dann nicht mehr für die Ausbildung von Blättern zur Verfügung stehen.

„Der Blattverlust ist in solchen Jahren gewissermaßen natürlich bedingt und darf nicht überbewertet werden“, erläuterte der Minister. Besorgniserregend sei aber die Tatsache, dass in den letzten Jahren solche Extremjahre gehäuft aufträten. In Kombination mit einer feststellbaren Verschiebung der Vegetationszeiten und der Verlagerung der Schadgebiete in Regionen mit guter Nährstoffversorgung der Böden, seien dies deutliche Hinweise darauf, dass der Klimawandel bereits Auswirkungen auf die Wälder im Land habe.


Hintergrundinformationen:

Der Bericht über den Waldzustand beruht auf der im Juli/August 2009 durchgeführten Beurteilung des Kronenzustands (27. terrestrische Waldschadensinventur, Stichprobendichte: 8 km x 8 km). Die Beurteilung des Kronenzustands liefert aktuelle Informationen über den Gesundheitszustand der Bäume.

Wesentliches Merkmal des Waldzustandsberichts von Baden-Württemberg ist, dass er sich nicht nur auf den Kronenzustand der Waldbäume konzentriert, sondern auch die Ergebnisse der unterschiedlichen Monitoringnetze im Wald (zum Beispiel Bodenzustandserhebung, Depositionsmessnetz, Stoffflussmessnetz, Versuchsflächen) miteinander in Verbindung bringt und Zusammenhänge aufzeigt.

In der Anlage sind eine Tabelle und eine Grafik zur Entwicklung der Schadstufenanteile von 1983 bis 2009 sowie eine Grafik zu den Einflussfaktoren und deren Wirkungsgefüge beigefügt.

Weitere Informationen zum Wald in Baden-Württemberg finden sich auf der Internetseite des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de oder auf der neuen Seite des Landesforstbetriebs unter www.forstbw.de. Der vollständige Waldzustandsbericht 2009 kann im Internet unter www.forstbw.de und www.fva-bw.de abgerufen werden. (PD)

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