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19.12.2009 | 08:49 | Waldzustandsbericht  

Sachsens Wald im Stress

Dresden - „Unser sächsischer Wald steht unter Stress und fordert von uns weiterhin ein konsequentes Festhalten am Waldumbau und der Bodenschutzkalkung“.

Sachsens Wald
(c) proplanta
So hat Forstminister Frank Kupfer gestern (18. Dezember 2009) in Moritzburg (Lkrs. Meißen) die Ergebnisse des aktuellen Waldzustandsberichtes zusammengefasst.

„Die großen Schäden nach dem dramatischen Sturmereignis „Kyrill“ von 2007 sind zwar vollständig behoben, doch Klimawandel, Schadstoffe in Luft und Boden sowie Schädlinge beeinträchtigen noch immer die Gesundheit unserer Bäume. Deshalb müssen wir den Patienten Wald weiterhin unter Beobachtung halten und ihm noch so manche Kur verschreiben“, sagte der Minister.

Die Auswertung der jährlich durchgeführten Waldzustandserhebung hatte ergeben, dass sich der Kronenzustand der wichtigsten Waldbäume in Sachsen im Jahr 2009 gegenüber 2008 leicht verschlechtert hat. So beträgt die mittlere Kronenverlichtung derzeit im Schnitt 17,4 Prozent. 2008 waren es 0,8 Prozent weniger.

18 Prozent aller sächsischen Waldbäume sind deutlich geschädigt (mehr als 25 Prozent Kronenverlichtung), im vergangenen Jahr waren es 17 Prozent. Etwa 40 Prozent der Bäume sind schwach geschädigt (2008 = 41 Prozent). Der Anteil der Bäume ohne erkennbare Schadmerkmale beträgt, wie auch schon 2008, 42 Prozent.

Auch bei der regionalen Verteilung der Schäden treten in diesem Jahr verstärkt Unterschiede auf. Betroffen sind vor allem die Wuchsgebiete Sächsisch-Thüringisches Löss-Hügelland (Nordwestsachsen) und die östlichen Mittelgebirge (Elbsandsteingebirge und Oberlausitzer Bergland/Zittauer Gebirge).

Die im Zuge des Klimawandels zurückgehenden Niederschläge und häufigeren trocken-warmen Witterungsperioden machen vor allem den Fichtenbeständen im Vogtland und den östlichen Mittelgebirgen zu schaffen. „Entwarnung kann für den Wald also noch nicht gegeben werden“, betonte Kupfer, „ein extremes Witterungsereignis im nächsten Jahr kann ausreichen und sofort wieder große Sturm- oder Borkenkäferschäden verursachen.“

Das wirksamste Mittel für einen nachhaltig gesunden und stabilen Wald ist laut Minister nach wie vor der Waldumbau. Weg von Nadelholzmonokulturen, hin zu Misch- und Laubholzbeständen. „Jedes Jahr bepflanzen wir deshalb im Landeswald rund 1 500 Hektar mit standortgerechten Baumarten. Außerdem unterstützen wir den Waldumbau im Privat- und Körperschaftswald in der laufenden Förderperiode bis 2013 mit über 10 Millionen Euro“, bestätigte Kupfer gestern in Moritzburg.

Eine zweite wichtige Maßnahme ist die Waldkalkung, die zur Unterstützung der Bodengesundung von entscheidender Bedeutung ist. Dafür stellt der Freistaat bis 2013 insgesamt rund 33 Millionen Euro zur Verfügung. Allein in diesem Jahr wurden in Sachsen insgesamt 9.000 Hektar Wald gekalkt. Seit 1991 wurde bereits auf etwa 315.000 Hektar Wald Kalk ausgebracht.

„Obwohl die für die Bodenversauerung verantwortlichen Luftschadstoffe, wie beispielsweise Schwefeldioxid, seit 1990 um 98 Prozent zurückgegangen sind, ist die sehr aufwendige Maßnahme der Kalkung sehr effizient. Denn der Boden hat ein ausgeprägtes „Langzeitgedächtnis“. Außerdem übersteigen auch die aktuellen Stickstoffeinträge aus Industrie, Verkehr und Landwirtschaft noch immer die internationalen Grenzwerte“, erklärte der Minister.

Der Waldumbau im Privatwald und die gesamte Bodenschutzkalkung werden zu 80 Prozent über das Europäische Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum (EPLR) gefördert. Die restlichen 20 Prozent sind Landesmittel.


Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Baumarten:

Fichte:


Die Fichte ist mit einem Anteil von 35 Prozent die häufigste Baumart in Sachsen. Der Benadelungszustand der Fichte verschlechterte sich 2009 gegenüber 2008. Deutlich geschädigt sind 20 Prozent aller Fichten (2008: 15 Prozent). Nadelverluste traten insbesondere in den unteren Berglagen und im Hügelland auf. Damit setzte sich der Trend fort, dass die Fichte in wärmeren und trockneren Lagen Sachsens zunehmenden unter klimabedingten Stress gerät. Die wechselhaften Witterungsverhältnisse ab Mai dieses Jahres wirkten sich hemmend auf den Borkenkäferbefall aus.


Kiefer:

Gegen den allgemeinen Trend verbesserte sich der Kronenzustand der Kiefern deutlich. Der mittlere Nadelverlust beträgt in diesem Jahr 14,6 Prozent gegenüber 16,4 Prozent 2008. Nur acht Prozent der Kiefern sind deutlich geschädigt (2008: elf Prozent). Die Kiefer ist in Sachsen die zweithäufigste Baumart (30 Prozent).


Eiche:

Bei der Eiche hat sich in diesem Jahr der Kronenzustand wieder merklich verschlechtert. Von 23,6 Prozent mittlerer Kronenverlichtung (2008) auf nun 27,6 Prozent. Etwa 45 Prozent der Eichen sind deutlich geschädigt (2008: 34 Prozent). Hier wirkten sich vor allem biotische Faktoren, wie die extreme Eichelmast (Nährstoffkonkurrenz zu den Blättern), Schäden durch Pilze (Mehltau) und der Insektenbefall (Eichenwickler) negativ auf die Vitalität der Kronen aus.


Buche:

Bei der Buche wurde in diesem Jahr ein neuer Maximalwert des mittleren Blattverlustes von 29,7 Prozent registriert, und auch der Anteil deutlich geschädigter Bäume lag mit 53 Prozent (2008: 31 Prozent) deutlich höher als bei den anderen Baumarten. Einerseits vermögen die Buchen die durch die Trockenperioden im Sommer 2003 und 2006 erlittenen Kronenschäden nur schwer auszugleichen, andererseits verstärkte der in diesem Jahr besonders ausgeprägte Bucheckernbehang die schlechte Belaubungssituation. Intensiv blühende und fruchtende Buchen treiben weniger Blätter aus (Nährstoffkonkurrenz).

Die jährlichen Waldzustandserhebungen im Rahmen des internationalen forstlichen Umweltmonitorings werden seit 25 Jahren durchgeführt. In Sachsen analysierten Forstexperten in diesem Sommer den Kronenzustand bereits zum 19. Mal. Dabei wurden 6 792 Bäume auf 283 Probenpunkten beurteilt. Als deutlich geschädigt gelten Waldbäume, die mehr als 25 Prozent ihrer Nadeln oder Blätter verloren haben.

Mehr Informationen im Internet unter: www.wald.sachsen.de und www.sachsenforst.de. (PD)
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