Wie die EU-Ausschüsse der
Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) am Dienstag (9.11.) allerdings auch hervorhoben, werden die aktuell erzeugten Weine eine „hervorragende Qualität“ aufweisen. Damit haben sich die im September aufgestellten Prognosen zur diesjährigen Weinlese laut
COPA und
COGECA weitgehend bestätigt“. Den beiden Dachverbänden verzeichneten die drei größten Weinerzeugerländer - Italien, Spanien und Frankreich – zusammen einen deutlichen Produktionsrückgang, der mit dem besonders schwierigen Jahr 2017 vergleichbar ist.
Maßgeblich dafür seien Frühjahrsfröste, Sommertrockenheit, in Teilen
Hagel und zeitweise besonders hohe Temperaturen im September, aber auch Krankheiten gewesen. Der Vorsitzende der COPA/COGECA-Arbeitsgruppe Wein, Luca Rigotti, sieht die niedrigen Erträge vor allem als eine Folge des Klimawandels. Die
Winzer seien sich dieser Herausforderungen aber bewusst und hätten bereits mehrere Nachhaltigkeitsprojekte umgesetzt, betonte der Italiener.
Die niedrige EU-Weinerzeugung schlägt sich zwangsläufig auch in der globalen Bilanz nieder. Die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) rechnet für 2021 aktuell mit einer globalen Weinproduktion ohne Saft und Most von 250,3 Mio hl; das wären 4 % weniger als 2020 und 7 % weniger als im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre. Die Erwartung fußt auf der Grundlage von Informationen aus 28 Ländern, auf die 85 % der weltweiten Weinerzeugung entfallen.
„Extrem niedrig“
OIV-Generaldirektor Pau Roca stufte das Weinaufkommen 2021 am vergangenen Donnerstag (4.11.) vor Journalisten in Paris als „extrem niedrig“ ein, da diese nur geringfügig über der historisch niedrigen
Produktionsmenge von 2017 liege. Als Ursache dafür nannte er die ungünstigen klimatischen Bedingungen in wichtigen Weinerzeugerländern Europas.
Die südliche Hemisphäre und die USA seien in diesem negativen Gesamtszenario offenbar Ausnahmen und glichen die rückläufigen Produktionsmengen in der EU teilweise aus. Im Einzelnen beziffert die OIV für die EU-27 die Weinerzeugung ohne Saft und Most auf 145 Mio hl; das würde gegenüber 2020 einen Rückgang um 21 Mio hl oder 13 % bedeuten.
Insgesamt wiesen die vorläufigen Schätzungen in den EU-Ländern auf eine recht heterogene Situation hin, die hauptsächlich auf die unterschiedlichen Witterungsbedingungen zurückzuführen sei. Allerdings habe sich 2021 die Traubenproduktion in den drei größten EU-Erzeugerländern Italien, Spanien und Frankreich allesamt ungünstig entwickelt.
Deutschland gegen den EU-Trend
Für Italien rechnen die Fachleute mit einem Rückgang der Weinproduktion im Vergleich zu 2020 um 9 % auf 44,5 Mio hl, für Spanien mit einem Minus von 14 % auf 35,0 Mio hl. Für das besonders von schlechten Witterungsbedingungen betroffene Frankreich erwarten die Experten eine Produktion von lediglich 34,2 Mio hl Wein, womit die Menge von 2020 um 27 % unterschritten würde.
Damit würde Frankreich zudem erstmals „nur“ den dritten Platz unter den größten Weinherstellern in der Gemeinschaft hinter Italien und Spanien einnehmen, erklärte die OIV. Sie erwartet auch in Österreich, Griechenland, Kroatien, Slowenien und in der Slowakei eine kleinere Weinerzeugung als im Vorjahr. Von einer positiven Produktionsentwicklung geht sie dagegen in Deutschland aus, wo diese gemäß der derzeitigen Schätzung um 4 % auf 8,8 Mio hl zulegen dürfte.
Noch keine Daten aus China
Außerhalb der EU beläuft sich die vorläufige OIV-Schätzung für die diesjährige Weinerzeugung in den USA auf 24,1 Mio hl; das entspricht einem Anstieg von 6 % gegenüber 2020. Aus China sind zu dieser Jahreszeit noch keine Daten über die Traubenernte verfügbar. Die OIV hält es aber für wahrscheinlich, dass sich im „Reich der Mitte“ der Rückgang der Weinproduktion, der 2016 aus strukturellen Grünen eingesetzt hatte, fortsetzen werde.
Mit Blick auf die südliche Hemisphäre geht die zwischenstaatliche Organisation von einem starken Anstieg in allen wichtigen Weinerzeugerländern aus. Die OIV schätzt die dortige Weinproduktion 2021 auf insgesamt 59 Mio hl und damit um 19 % höher als im Vorjahr.
Spätfröste in Neuseeland
Unter den südamerikanischen Ländern ist laut der OIV Chile mit einer gegenüber 2020 um 30 % größeren Weinproduktion von 13,4 Mio hl in diesem Jahr das größte Erzeugerland, gefolgt von Argentinien, wo das Aufkommen um 16 % auf 12,5 Mio hl zulegte. Für Brasilien wird ein Anstieg um 60 % auf 3,6 Mio hl ausgewiesen. In Südafrika schätzt die OIV die diesjährige Weinproduktion auf 10,6 Mio hl, was einem Plus von 2 % entspricht.
In Australien verzeichneten die Fachleute 2021 mit 14,2 Mio hl das höchste Produktionsniveau seit 2006; verglichen mit der Vorjahresmenge ist dies ein Plus von 30 %. Nach der Rekordweinproduktion im Jahr 2020 gehen die Experten in Neuseeland hingegen in diesem Jahr von einem kräftigen Rückgang derselben aus, und zwar um 19 % auf 2,7 Mio hl. Sie führen das insbesondere auf die Spätfröste im Frühjahr zurück.