«Der Wind auf See ist stetig, so dass Offshore-Anlagen zur Deckung der Grundlast beitragen können. Dieser Windstrom muss aber zu den Großabnehmern im Süden und Westen. Und deshalb brauchen wir die Stromautobahnen», sagte Sellering am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Für die in der Ostsee geplanten Windparks sei vor allem die Osttrasse über Thüringen bis nach Bayern von großer Bedeutung. Er warnte davor, aus Länderegoismus den Bau zu verzögern.
«Im Süden will man nicht, dass der Norden bei der Stromproduktion so große Schritte macht», beklagte der SPD-Politiker. Am Donnerstag trifft Sellering mit Bundesumweltminister Peter Altmeier (
CDU) zu Gesprächen zusammen.
Dabei wolle er auch darauf dringen, dass bei der Netzplanung reale Daten zugrunde gelegt werden und nicht «Mondzahlen», die manche Länder gemeldet hätten, ohne dass sie schon die erforderlichen Windeignungsgebiete ausgewiesen hätten.
Nach Überzeugung Sellerings kann Norddeutschland maßgeblich zum Gelingen der Energiewende hin zu erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind beitragen.
«Wir brauchen große Mengen Strom. Die können Windkraftwerke auf See liefern. Für die Ostsee sind 5.000 Megawatt Leistung realistisch», sagt er. Allerdings wurde mit dem
Windpark Baltic I erst ein Projekt verwirklicht. Weitere sind genehmigt, doch zögern die Investoren mit dem Baustart.
Sellering äußerte die Hoffnung, dass mit der Zusicherung von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), die Risikoverteilung zu klären und auch einen «Offshore-Netzentwicklungsplan» aufzustellen, der Stillstand beendet wird.
Kritisch äußerte sich der SPD-Politiker zur Lastenverteilung bei den Netzentgelten. «Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern die höchsten Netzentgelte, weil wir den höchsten Anteil an erneuerbaren Energien einspeisen. Das ist kontraproduktiv», monierte er.
Zudem forderte Sellering einen fairen Interessenausgleich zwischen privaten Stromkunden und der Großindustrie. Die Unternehmen müssten zwar wettbewerbsfähig bleiben, könnten aber durchaus einen höheren finanziellen Beitrag zur Energiewende leisten.
«Wir dürfen keine einseitige Belastung der Privatkunden zulassen», sagte Sellering. (dpa/mv)