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19.06.2012 | 05:13 | GVO-Anbau 

EU-Projekt koordiniert Sicherheitsforschung zu Gentechnik-Pflanzen

Darmstadt - Wie kann man die Umwelt-Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen für Europa standardisieren und dabei der Vielfalt ihrer Agrarökosysteme gerecht werden?

Forschung
(c) FikMik - fotolia.com
Damit befasst sich seit Dezember 2011 ein Konsortium von Forschungseinrichtungen aus ganz Europa. Zwei Arbeitsgruppen aus Deutschland bearbeiten darin die Schwerpunkte Bienen und Bodenmikroorganismen. Sie knüpfen an die vom BMBF geförderte Sicherheitsforschung an.

In Europa sind Umweltbedingungen, landwirtschaftliche Nutzungsschwerpunkte und Naturschutzziele regional sehr unterschiedlich. Entsprechend unterschiedlich können die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des Anbaus gentechnisch veränderter (gv-)Pflanzen sein. Beispielsweise ist es für die Bewertung von Raps und Zuckerrüben in Europa wichtig, ob in den möglichen Anbaugebieten verwandte Wildpflanzen wachsen, mit denen sie sich kreuzen könnten.

Für die Bewertung von Kartoffeln ist wichtig zu wissen, ob sie den Winter im Boden überdauern und im nächsten Frühjahr wieder auskeinem können oder ob die Winter in den möglichen Anbaugebieten so kalt sind, dass sie in jedem Fall erfrieren. Solche biogeographischen Besonderheiten spielen bei der Bewertung von gv-Pflanzen eine Rolle.

Der Forschungsverbund Assessing and Monitoring the Impacts of Genetically Modified Plants on Agro-ecosystems (AMIGA) soll konkrete Vorschläge erarbeiten, wie man die Bewertung von gv-Pflanzen stärker standardisieren und gleichzeitig die Vielfalt der europäischen Agrarökosysteme berücksichtigen kann. Er wird über das siebte EU-Rahmenprogramm gefördert und läuft bis Ende 2015.

Für AMIGA werden eine Reihe möglichst unterschiedlicher Agrarökosysteme ausgewählt, und zwar einerseits solche ohne GVO-Anbau, andererseits solche, in denen Bt-Mais und pilzresistente Kartoffeln angebaut werden. Die Wissenschaftler werden die Zusammensetzung und Funktionsweise der Organismengemeinschaften charakterisieren und mögliche Auswirkungen der gv-Pflanzen auf ausgewählte Organismen untersuchen. Außerdem wird untersucht, welche Organismengruppen und Arten in den verschiedenen Ökosystemen besondere Bedeutung haben und als so genannte Bioindikatoren geeignet sind.

Die Ergebnisse sollen in Empfehlungen münden, welche Versuche mit welchen Organismen unter welchen Umweltbedingungen durchgeführt werden sollten, wenn eine bestimmte gv-Pflanze bewertet werden muss. Dabei werden nicht nur Empfehlungen für die Erstzulassung, sondern auch für das anbaubegleitende Monitoring erarbeitet. Zusätzlich werden Modellrechnungen und Simulationen zu den finanziellen und ökonomischen Auswirkungen des GVO-Anbaus für verschiedene europäische Regionen durchgeführt.

Die 22 Teilnehmer des Forschungsverbundes kommen aus 15 EU-Ländern sowie aus Argentinien. Drei Teilnehmer kommen aus Deutschland; zwei von ihnen waren bis 2011 an der vom BMBF geförderten Sicherheitsforschung an Bt-Mais beteiligt. Beide Arbeitsgruppen knüpfen unmittelbar an diese Forschungsarbeiten an.

Die Arbeitsgruppe von Ingolf Steffan-Dewenter und Stephan Härtel von der Universität Würzburg setzt im AMIGA-Verbund ihre Arbeiten mit Bienen fort. Geplant sind Freiland- und Laborversuche. In verschiedenen europäischen Agrarlandschaften wird das Vorkommen von bestäubenden Insekten, d.h. auch Wildbienen und Hummeln, erfasst. Außerdem werden Honigbienenvölker, deren Stöcke mit Pollenfallen versehen wurden, an verschiedene Standorte gesetzt, an denen Kulturarten angebaut werden, die gentechnisch verändert sein können (z.B. Mais). Damit will man herausfinden, in welchem Ausmaß die Bienen den Pollen dieser Kulturarten überhaupt nutzen und damit in Kontakt kommen.

Im Labor sollen mögliche Auswirkungen des Pollens von gv-Pflanzen auf das besonders empfindliche Larvenstadium der Bienen getestet werden. Dabei kommt der In-Vitro-Larventest, der im Rahmen der BMBF-geförderten Forschung entwickelt wurde, zum Einsatz. Außerdem wird an ausgewachsenen Bienen untersucht, ob sie durch die Fütterung mit gv-Pollen beeinträchtigt werden, wenn sie z.B. durch Krankheitserreger oder Pflanzenschutzmittel geschwächt sind.

Die Arbeitsgruppe von Christoph Tebbe am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Braunschweig wird die Diversität mikrobieller Lebensgemeinschaften im Wurzelbereich (in den Rhizosphären) von Mais und Kartoffeln analysieren. Wie stark wird die Zusammensetzung solcher für die Pflanzengesundheit wichtigen Mikroorganismen durch die Eigenschaften der Pflanzen selber, und wie stark durch Umwelteinflüsse wie Bodentyp und Klima beeinflusst? Zur Untersuchung der Mikroorganismen-Vielfalt werden neuartige Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierungen verwendet, mit denen es möglich ist, viele Proben mit hoher Intensität zu untersuchen. So können aus einer einzelnen Rhizosphäre ca. 40.000 Bakterien erfasst und dabei die natürlichen Schwankungen durch Umwelteinflüsse detektiert werden. Die Ergebnisse werden wichtige Hinweise liefern, inwieweit Ergebnisse von Feldversuchen mit gentechnisch veränderten Sorten aus einer europäischen Anbauregion auf andere übertragbar sind.

Quelle: www.biosicherheit.de
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