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20.04.2013 | 07:27 | Überfischung 

Fischbestände könnten sich schnell erholen

Washington / Kiel - Viele Fischbestände erholen sich von einer Überfischung besser als erwartet - solange diese nicht zu lange andauert.

Fischfang
(c) proplanta
Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Philipp Neubauer von der Rutgers Universität (US-Staat New Jersey), das verschiedene Datensätze in seine Modellrechnung einfließen ließ. Die Mehrheit der 153 untersuchten Fischarten und wirbellosen Tiere verkrafte eine moderate Überfischung und könne sich innerhalb von zehn Jahren davon erholen, wenn der jeweilige Bestand noch nicht komplett zusammengebrochen sei und der Druck durch die Fischerei schnell und deutlich gesenkt werde.

Für viele überfischte Bestände seien Schutzbemühungen jedoch zu spät gekommen, und die anhaltende Fischerei habe sie zusammenbrechen lassen, schreiben Neubauer und Kollegen im Fachjournal «Science». Wenn bereits stark geschwächte Bestände weiterhin überfischt würden, sei eine Erholung zweifelhaft.

Ein Beispiel hierfür sei etwa der Nordsee-Kabeljau, sagte Rainer Froese von Geomar, dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

Jahr für Jahr erlaubten die europäischen Landwirtschaftsminister weit überhöhte Fänge, obwohl der Bestand außerhalb sicherer biologischer Grenzen sei. Aus der südlichen Nordsee, also den deutschen Gewässern, sei der Kabeljau inzwischen sehr stark reduziert worden. Trotzdem dürfe auch in diesem Jahr weiter gefischt werden, mit etwa dem Dreifachen des nachhaltigen Höchstmaßes.

«Es scheint so zu sein, als könnten die Fische sich generell innerhalb von zehn Jahren gut erholen», sagte Neubauer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Das hat uns ein bisschen überrascht.» Die Ergebnisse könnten nach Einschätzung Neubauers auch ein Indiz dafür sein, dass moderat überfischte Arten sich an die Jagd durch den Menschen anpassen und beispielsweise früher und häufiger Nachkommen zeugen als solche Fischarten, die seltener auf dem Speiseteller landen.

Je länger und stärker Menschen eine Art überfischten, desto schwieriger wird es der Studie zufolge allerdings, deren weitere Entwicklung und Erholungschancen vorherzusagen. «Je niedriger man die Biomasse von einem Bestand treibt, desto weniger kann man voraussagen, wie sich dieser Bestand in Zukunft entwickeln wird», sagte Neubauer.

Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO waren 2012 nahezu 30 Prozent der weltweiten Bestände überfischt und 57 Prozent an der Grenze maximaler Ausbeutung. Die Lage bei den völlig überfischten Beständen habe sich jedoch leicht gebessert.

Mit einer historischen Reform plant die Europäische Union die strapazierten Fischbestände künftig besser schützen - sie ist aber noch nicht in Kraft. Fischer sollen demnach künftig nur so viele Fische fangen, wie nachwachsen. Mit zielgenaueren Fangtechniken sollen sie zudem den unbeabsichtigten Beifang verhindern. Außerdem soll ein Rückwurfverbot toter Fische eingeführt werden, um die Entwicklung von Fischbeständen besser zu steuern.

Würde der Fischereidruck sofort deutlich unter das nachhaltige Höchstmaß gesenkt, könnten die Fischer nach Studien des Geomar schon in drei bis vier Jahren mehr fangen als heute, sagte Froese. (dpa)
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