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10.06.2020 | 04:35 | Klimafolgenforschung 

Langzeitexperiment zu Klimawandel auf den Feldern verlängert

Linden - Mit einer Extraportion Kohlendioxid und Heizelementen simulieren Forscher bei einem Langzeitexperiment auf einem Feld im mittelhessischen Linden das Klima der Zukunft.

Versuchsfeld
Seit mehr als 20 Jahren untersuchen Gießener Wissenschaftler die Folgen des Klimawandels auf Grünlandpflanzen. Das Projekt geht nun in die Verlängerung - denn Ergebnisse brauchen ihre Zeit. (c) proplanta
So wollen sie bereits heute herausfinden, mit welchen Veränderungen Gründlandpflanzen in den nächsten Jahrzehnten klarkommen müssen.

«Wir sind mitten im Klimawandel angekommen», sagte Thomas Schmid, Präsident des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), am Dienstag bei einem Besuch der Forschungsanlage. «Wir werden uns auf jeden Fall anpassen müssen.» Um sich anpassen zu können, müsse man die zu erwartenden konkreten Veränderungen kennen.

Bereits seit 1998 wird an der «Umweltbeobachtungs- und Klimafolgenforschungsstation» in Linden geforscht, nun haben die Uni Gießen und das HLNUG ihre Kooperation für weitere zehn Jahre verlängert. Das Projekt ist nach Angaben der Hochschule weltweit eines der am längsten laufenden Experimente der Klimafolgenforschung.

Gründlandpflanzen werden dabei einer erhöhten Konzentration des Klimagases CO2 ausgesetzt, wie sie für Mitte dieses Jahrhunderts in der Umgebungsluft zu erwarten ist. In einem weiteren, 2018 gestarteten Experiment lassen die Forscher mithilfe von Heizelementen zudem die Umgebungstemperatur um plus zwei Grad steigen - auch das ein Wert, mit dem in den kommenden Jahrzehnten gerechnet wird.

Die Anlage besteht aus mehreren Ringen, innerhalb derer die Pflanzen wachsen. «Für uns ist es eine Zeitmaschine, mit der wir den CO2-Gehalt und die Temperatur der Zukunft einstellen können», erläuterte Schmid.

Die Folgen des Klimawandels könnten nur langfristig untersucht werden, betonte der Leiter der Klimafolgenforschungsstation, Christoph Müller. Es dauere mehrere Jahre, um stichhaltige Ergebnisse zu bekommen. Die Freiluft-Forschungsanlage ermögliche eine «realistische Simulation von der Zukunft, wie wir sie in ungefähr 30 Jahren haben», sagte der Pflanzenökologe.

Zu den bisherigen Ergebnissen der Forscher gehört Uni und HLNUG zufolge, dass die Pflanzen zwar dank der höheren CO2-Konzentration besser wachsen - allerdings verschlechtert sich ihre Qualität und sie enthalten zum Beispiel weniger Eiweiß.

«Kühe müssten also mehr Gras fressen, um die gleiche Menge Milch zu bilden.» Grünland galt demnach bislang als klimaneutral. «Unter erhöhter CO2-Konzentration produzieren die im Boden lebenden Mikroorganismen aber auch vermehrt die Treibhausgase Lachgas und Methan - ein Rückkopplungseffekt, der die Klimaerwärmung noch weiter beschleunigen könnte.»

Das HLNUG wird Präsident Schmid zufolge das Langzeitprojekt in der kommenden Dekade mit jährlich 100.000 Euro unterstützen. Nach Angaben von Uni-Präsident Joybrato Mukherjee arbeiten Hochschule und Landesamt nun nicht mehr projekthaft, sondern «institutionell» zusammen.

Angesichts der derzeit alles beherrschenden Coronavirus-Pandemie, betonte Schmid, dass der Klimawandel trotzdem im Blick behalten werden müsse: Wenn wir später auf die Corona-Krise «als historisches Ereignis» zurückblicken, «werden wir mit der Klima-Krise weiterhin zu tun haben».
dpa/lhe
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