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07.02.2010 | 10:30 | Agrarforschung 

Pflanzenzüchtung spielt im Kampf gegen Mangelernährung eine wichtige Rolle

Bayreuth - Mehr als drei Milliarden Menschen weltweit, so schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO, leiden an Mangelerscheinungen, weil sie zu wenig Eisen und Zink zu sich nehmen.

Biotechnologie
(c) FikMik - fotolia.com
Deshalb muss nach Ansicht des in Bayreuth lehrenden Professors für Pflanzenphysiologie, Stephan Clemens, die Pflanzenzucht künftig so gesteuert werden, dass der Eisen- und Zinkgehalt erhöht wird. «Es gibt einen klaren Trend, sich stärker mit der Zusammensetzung der Nahrung zu beschäftigen: im Hinblick auf Vitamingehalt, aber auch im Hinblick auf Mineralstoffe wie Eisen und Zink. Laut WHO gilt der Eisenmangel als die am weitesten verbreitete Mangelerscheinung», sagte Clemens in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Clemens ist der deutsche Vertreter im Leitungsgremium eines neuen, von der EU finanzierten Projektes, das COST («Cooperation in Science and Technology») heißt. Es solle die länderübergreifende Zusammenarbeit von Wissenschaft und Technologie fördern. In zahlreichen Ländern gebe es bereits Forschungsgruppen, die sich mit dem Thema Mineralstoffgehalt in Pflanzen beschäftigen, sagte Clemens. Ziel sei es nun, «die Zusammenarbeit der Gruppen zu koordinieren», um Mangelernährung besser bekämpfen zu können.

Um Pflanzen, vor allem Getreide, mit höherem Zink-oder Eisengehalt zu züchten, sei man nicht unbedingt auf die umstrittene Gentechnik angewiesen, sagte der Wissenschaftler. «Sicher benötigt man sie bei der Forschung, aber danach kann man sich durchaus auch die Züchtung mit klassischen Methoden vorstellen. Wir wissen, dass es gewisse Variationen gibt, wonach die eine Sorte mehr, die andere Sorte weniger Zink oder Eisen enthält. Wenn man versteht, nach welchen Mechanismen das abläuft, kann man die Sorten züchten, die mehr Mineralstoffe enthalten. Wir brauchen die grüne Gentechnik für die Forschung, nicht aber unbedingt für die Züchtung.»

Während das Anbaugebiet laut Clemens kaum einen Einfluss auf den Eisen- oder Zinkgehalt der Pflanzen hat, spielt die Verarbeitungsform der Pflanze eine große Rolle. Das Polieren von Reiskörnern mindere den Eisen- und Zinkgehalt. «Hier ist auch Aufklärungsarbeit notwendig. In Südkorea beispielsweise wird dafür geworben, braunen Reis zu konsumieren, weil dieser weniger poliert ist und deshalb mehr Mineralstoffe hat.»

In Clemens' Labor in Bayreuth dient die Gerste als Forschungsobjekt. Gewonnene Erkenntnisse ließen sich auch auf andere Getreidearten übertragen, sagte er. «Die Gerste bietet sich an, wegen ihrer langen Tradition der Züchtung und der zahlreichen genetischen Ressourcen, auf die wir deshalb zurückgreifen können.» (dpa)
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