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12.07.2010 | 08:50 | Milchwirtschaft  

Aktueller Milchpreis längst nicht kostendeckend

Freising - Die erfreuliche Milchpreisentwicklung darf nicht über die weiterhin sehr angespannte Liquiditätslage der Milcherzeuger hinwegtäuschen.

Milchpreis
Bei einer Vollkostensituation von 41,8 Cent/kg, ermittelt und veröffentlicht von den Spitzenbetrieben der europäischen Milcherzeuger, European Dairy Farmers (EDF), klafft eine große Lücke zwischen Erlösen aus dem Verkauf der Erzeugnisse und den Vollkosten. Auf 8 Cent/kg Milch wurde diese Lücke für das Milchwirtschaftsjahr 2009/10 von EDF beziffert. Hochgerechnet auf die von den deutschen Milcherzeugern produzierte Milchmenge von 29 Mio. t Milch bedeutet dies einen Fehlbetrag von 2,32 Mrd. €.
 
Das derzeitige Milchpreisniveau reicht maximal dafür aus, die variablen Erzeugungskosten zu decken und eventuell einen kleinen Teil der durch eine der größten Milchmarktkrisen entstandenen immensen Finanzlöcher bei den Milcherzeugern zu stopfen.
 
„Um den aktuellen Weg der Milchpreiserholung nachhaltig fortsetzen zu können, ist mehr erforderlich als das, was von der Bundesregierung derzeit gemacht wird. Mit Selbstzufriedenheit alleine gefährden wir die Zukunft vieler deutscher und europäischer Milcherzeuger“, stellt Romuald Schaber klar. „Zudem ist ein nicht unwesentlicher Teil der Markterholung aufgrund der Abschwächung des Euros gegenüber dem US-Dollar entstanden. Eine sich erholende Kursentwicklung könnte schon bald wieder gegenteilige Marktfolgen auslösen.“
 
Während die Bundesregierung bisher keinerlei Lösungsvorschläge für das vom Bundeskartellamt festgestellte  Machtgefälle zu Ungunsten der Milcherzeuger erarbeitet, wird in den USA intensiv an Möglichkeiten gearbeitet, die einem Paradigmenwechsel gleichkommen: Weil allgemeiner Konsens darüber besteht, dass die Milcherzeugung derart volatile Märkte nicht ohne großen Schaden überstehen kann, werden verschiedene Modelle diskutiert, wie den Milcherzeugern geholfen werden kann – darunter ein Modell, bei dem auf der Grundlage von Produktionskosten und Milchpreis die Milchmenge vierteljährlich an die Nachfrage angepasst werden soll.
 
„Solange wir in Deutschland und Europa kein Vollkosten deckendes Milchpreisniveau erreicht haben und dieses auch nachhaltig halten können, gibt es keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Milcherzeuger und Politik sind gefordert, sich intensiv mit allen Möglichkeiten der Milchmarktgestaltung zu befassen. Das muss von Exportmarketing bis hin zur Stärkung der Marktposition der Milcherzeuger auf Augenhöhe mit der Molkereiwirtschaft reichen“, umschreibt Romuald Schaber das weitläufige Aufgabenfeld, das gerade auch die Bundesregierung zu bearbeiten hätte. (BDM)
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