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15.02.2016 | 00:01 | Pseudoallergie 

Histaminunverträglichkeit: Symptome, Diagnose und Tipps

Stuttgart - Ein Glas Rotwein, ein Stück Salami oder ein paar Erdbeeren am Abend - und schon rast das Herz, ein Hautausschlag, Bauchschmerzen und andere quälende Beschwerden stellen sich ein.

Histaminunverträglichkeit
(c) proplanta
Ein bis drei Prozent der Deutschen leiden unter einer sogenannten Histaminintoleranz. Wir informieren über Symptome, Diagnose und Therapien.

Histaminunverträglichkeit - was ist das?



Von einer Histaminintoleranz (auch Histaminunverträglichkeit oder Histaminose) spricht man, wenn der Körper auf eine erhöhte Menge an Histamin mit scheinbar allergischen Beschwerden reagiert. Zu den typischen Symptomen einer Histamunverträglichkeit zählen plötzlich auftretende Hautrötungen, Juckreiz, eine verstopfte Nase oder auch Magen-Darm-Probleme.

Obwohl die Symptome ähnlich sind, wie bei einer echten Allergie löst die Histaminunverträglichkeit keine echten allergischen Reaktionen aus. Die Erkrankung gehört zu den sogenannten Pseudoallergien, bei denen das Immunsystem nicht beteiligt ist und keine Antikörper gegen bestimmte Allergene gebildet werden. Experten schätzen, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung – Frauen häufiger als Männer - davon betroffen sind.


Histaminunverträglichkeit



Ursache Histamin ist eine natürliche Substanz, die einerseits im Körper vorkommt, aber auch in vielen Lebensmitteln steckt. Es entsteht vor allem bei der Reifung und Lagerung eiweißreicher Nahrungsmittel wie Käse (vor allem Hartkäse), geräuchertes Fleisch (z.B. Salami, Schinken), Konserven (v.a. Fischkonserven), schwarzer Tee, Sauerkraut, Fertigprodukte, Alkohol (v.a. Rotwein oder Sekt). Normalerweise baut der Körper Histamin aus der Nahrung im Dünndarm mithilfe des DAO (Diaminoxidase) Enzym rasch ab. Bei einer Histaminintoleranz mangelt es dem Betroffenen jedoch an diesem Enzym. Das Histamin sammelt sich im Darm an und kann zu unterschiedlichen Beschwerden führen.

Zusätzlich gibt es Nahrungsmittel, die selbst nur wenig Histamin enthalten, aber den Körper zu einer starken Histaminausschüttung veranlassen. Diese Lebensmittel bezeichnet man auch als Histaminliberatoren. Dazu zählen beispielsweise Schokolade, Tomaten, Erdbeeren, Nüsse Meeresfrüchte, bestimmte Obstsorten (wie Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Ananas, Kiwis) oder Lebensmittel-Zusatzstoffe wie Glutamat.

Histaminintoleranz: Symptome Typische Anzeichen der Erkrankung sind:


Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel,

Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung,

Übelkeit und Erbrechen

Atembeschwerden,Husten, Fließschnupfen bis hin zu Asthmaanfällen

Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, hoher oder niedriger Blutdruck

Hautrötung, Quaddeln, Flush (plötzliches, heftiges Erröten), Nesselsucht, Juckreiz

Gelenkschmerzen

Menstruationsstörungen

Quaddeln - HistaminintoleranzBild vergrößern
Symptome einer Histaminintoleranz: Hautrötungen und Quaddeln mit heftigem Juckreiz. (c) proplanta
Die Symptome treten meist einige Minuten bis wenige Stunden nach dem Verzehr histaminreicher Lebensmittel auf. Achtung: Nicht nur Lebensmittel können eine Histaminunverträglichkeit auslösen. Auch bei Stress, allergischen Erkrankungen und zum Beispiel bei Seekrankheit schüttet der Körper große Mengen Histamin aus. Zudem können bestimmte Medikamente oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (wie Zöliakie) die Erkrankung fördern.

Histaminintoleranz erkennen:

Diagnose

Eine Histaminose kann eine Reihe von unterschiedlichen Symptomen auslösen. Selbst für Ärzte ist die Erkrankung oft schwer zu erkennen. Nach einem ausführlichen Arztgespräch besteht der erste wichtige Schritt im Führen eines sogenannten Symptom- und Ernährungstagebuchs. Darin werden über einige Wochen alle Speisen, Getränke und mögliche Beschwerden festgehalten. Zusätzlich versucht der Arzt mittels Differenzialdiagnose andere Erkrankungen mit sehr ähnlichen Symptomen (wie z.B. Zöliakie oder Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz) auszuschließen. Durch Allergietests (Provokationstest, Prick-Test) sollten zudem echte Allergien (z.B. Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien) gegen bestimmte Stoffe abgegrenzt werden.



Histamin-Diät und Histamin-Test



Bei Verdacht auf eine Histaminintoleranz, kann über vier Wochen eine histaminarme Diät (Eliminationsdiät) eingehalten werden. Die Eliminationsdiät sollte dabei aus einer möglichst histaminarmen Ernährung bestehen. Bessern sich die Symptome in dieser Zeit, spricht dies für das Vorliegen einer Histamininunverträglichkeit. Zusätzlich kann in einem Bluttest die Konzentration von Histamin und DOA zu Beginn und nach der Diät gemessen werden.



Histaminintoleranz, was tun?



Wird eine Histaminintoleranz festgestellt, führt meist kein Weg an einer Ernährungsumstellung vorbei. Für Betroffene empfiehlt es sich eine qualifizierte Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen. In der nachfolgenden dauerhaften Ernährung sollten besonders histaminreiche Nahrungsmittel oder solche, die im Körper Histamin freisetzen, möglichst gemieden oder nur in kleinen Mengen verzehrt werden.

Auch eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Antihistaminika und Histamin-Rezeptorenblockern ist bei einer akuten Histamin-Intoleranz (z.B. bei sehr starker Quaddelbildung oder einem allergischen Schock) möglich. Besserungen treten in der Regel 15-30 Minuten nach der Einnahme auf. Zudem kann in Einzelfällen das Enzym DOA, welches das Histamin im Körper abbaut, als Medikament eingenommen werden.

Histaminintoleranz: Lebensmittel



Bei Histaminintoleranz ist die richtige Ernährung wichtig. Vor allem die Frische der Lebensmittel spielt eine große Rolle. Als Faustregel gilt: Je frischer ein Lebensmittel ist, desto weniger Histamin enthält es. Generell sollten Betroffene auf folgende Dinge achten: Kaufen und verzehren Sie frische Lebensmittel. Genießen Sie Fisch und Meeresfrüchte nur in Maßen. Bringen Sie schnell verderbliche Lebensmittel möglichst gekühlt nach Hause und legen Sie sie gleich in den Kühlschrank.

Beachten Sie: Histamin wird durch das Zubereiten (Kochen, Braten) von Speisen nicht zerstört. Streichen Sie Fertiggerichte sowie vergorene, geräucherte oder sauer eingelegte Lebensmittel (z.B. Konserven) von ihrer Einkaufsliste. Konsumieren Sie Alkohol nur in Maßen. Meiden Sie Lebensmittel, die Histamin im Körper freisetzen. Dazu gehören z.B. Zitrusfrüchte, Erdbeeren und Alkohol. Verzichten Sie so gut es geht auf histaminreiche Lebensmittel! Eine Liste histaminreicher Lebensmittel finden Sie hier: Histaminintoleranz Lebensmittelliste
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