Paracelsus (15. Jahrhundert) ordnete die Krankheit als Erster dem Stoffwechsel zu, deren Erscheinungen der Arzt auf eine lokale Ablagerung von Stoffwechselprodukten zurückführte. Im Mittelalter sprach man vom Zipperlein, das den Trippelschritt von manchen Gichtkranken beschreibt.
Von Wilhelm Busch stammt eine der wohl bekanntesten Beschreibungen des Zipperleins. "Der Dicke aber – 'Autsch! mein Bein!' – hat wieder heut das Zipperlein!", er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es sich um eine schmerzhafte Krankheit handelt, bei der häufig das Großzehengrundgelenk akut entzündet ist, so dass der Betroffene nur unter Schmerzen gequält laufen kann und sich daher zumeist trippelnd vorwärts bewegt. Häufig manifestiert sich die Gicht in dieser Form, aber es können auch andere Gelenke betroffen sein.
Bei der Arthritis urica, so der medizinische Fachbegriff, kommt es zu Ablagerung in den Gelenken (Harnsäurekristalle). Oft wird sie als Wohlstandskrankheit bezeichnet, da ein vestärkter Fleisch- und Alkoholkonsum (bei einer gewissen Erbanlage) das Risiko, an dem Leiden zu erkranken, erhöht.
In den vergangenen Jahrhunderten waren in erster Linie wohlhabende Schichten betroffen, so auch bekannte Persönlichkeiten wie Karl der Große, Wallenstein und viele andere. Heutzutage geht die Krankheit durch alle Schichten. Besonders an Festtagen steigt die Zahl der Gichtanfälle – bei den genannten Ursachen verständlich. Unbehandelt kann die Gicht chronisch werden und Gelenke zerstören (>
Tipps zur Ernährung bei Gicht).
Vermehrt geraten neuerdings auch andere Lebensmittel unter Verdacht, wie kanadische Forscher herausfanden. Fruktosehaltige Lebensmittel, wozu außer Obst- und Fruchtsäften industriell gefertigte Nahrungsmittel zählen (u.a. Limonaden), nahmen die Forscher jetzt ins Visier. Bei letzteren wird, mit Fruktose angereichertem Sirup aus Maisstärke (HFCS), verwendet. Die Wissenschaftler postulieren, dass die Zunahme an Gichtpatienten damit zusammenhängt.
"Unsere Ergebnisse stehen in Einklang mit der immer umfangreicheren Literatur, wonach Fruktose ein Risikofaktor für Gicht ist", schreiben die Ärzte in BMJ Open. Sie schränken jedoch auch ein: "Die beobachtende Studienanlage verbietet Rückschlüsse auf eine Kausalität, weil manche Störfaktoren möglicherweise nicht berücksichtigt wurden."
Amerikanische Rheumatologen raten jedenfalls in ihrer Gicht-Leitlinie, den Konsum von Soft- und Energy-Drinks (s. Proplanta: "
Erfrischungsgetränke machen krank"), die mit HFCS gesüßt sind, einzuschränken.
Fazit: Nicht nur Fleisch- und Alkoholkonsum können das Risiko von Gicht erhöhen; auch Früchte und Fruchtprodukte sowie HFCS-gesüßte Produkte stehen im Verdacht eine Gichterkrankung zu fördern. Daher der Rat, mit diesen Nahrungsmitteln sorgsam umzugehen, d.h. diese Produkte maßvoll zu verwenden, denn, wie häufig gilt auch hier wieder das Paracelsus Postulat: Die Dosis macht das Gift. (s. Proplanta: "
Rotwein-Mythos: Was ist dran?")
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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Dr. med. H. Rüdinger