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29.06.2017 | 00:07 | Genossenschaftsmolkerei 

Deutsches Milchkontor muss Werke schließen

Bremen - Eine Kündigungswelle von unzufriedenen Landwirten zwingt Deutschlands größte Genossenschaftsmolkerei, das Deutsche Milchkontor (DMK), zu Werkschließungen.

Molkereigenossenschaft
Die Milchpreiskrise hat viele Bauern schwer getroffen. Die Preise sind zwar leicht gestiegen und das Deutsche Milchkontor zahlt den Landwirten wieder mehr, dennoch kündigen viele ihre Verträge. Nun kündigt die Molkereigruppe harte Einschnitte an. (c) proplanta
Mit den Kündigungen der Verträge werde die verarbeitete Menge in den kommenden zwei Jahren um bis zu 1,7 Milliarden Kilogramm Milch sinken, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Bremen mit.

Geschlossen werden sollen die Werke in Rimbeck in Nordrhein-Westfalen und Bad Bibra in Sachsen-Anhalt. Es gehe dabei frühestens um das erste Quartal 2018. Außerdem steht das Werk in Bergen auf Rügen bis Mitte 2019 vor der Schließung. Insgesamt werden rund 270 Stellen gestrichen.

Am Standort Nordhackstedt in Schleswig-Holstein solle zudem die Produktion von Käseaufschnitt frühestens Mitte 2018 enden. Die DMK-Gruppe mit Marken wie Milram, Osterland, Oldenburger, Humana und Casarelli beschäftigt rund 7.200 Mitarbeiter. Sie verarbeitete bislang jährlich 7,3 Milliarden Kilogramm Milch an mehr als 20 Standorten.

Den Schließungs- und Streichplänen muss der Aufsichtsrat noch zustimmen. Ein Sprecher der Molkerei betonte, die Kündigungsfrist der Landwirte dauere zwei Jahre. Das Unternehmen werde versuchen, die Bauern zurückzugewinnen.

Das vergangene Jahr war für die Genossenschaftsmolkerei geprägt durch die Milchpreiskrise, die auch die DMK-Bauern mit Milchpreisen um 20 Cent je Liter massiv unter Druck brachte. Derzeit zahlt das Deutsches Milchkontor 34 Cent je Liter Milch, was die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) aber noch immer als nicht fair ansieht. Auch der Bauernverband Landvolk Niedersachsen mahnte, die Erzeuger benötigten weitere deutliche Preissteigerungen.

Auf Rügen kämpft das DMK den Angaben zufolge mit zu hohen Produktionskosten für eine ostdeutsche Weichkäsesorte, den «Rügener Badejungen» der Rotkäppchen Peter Jülich GmbH. Das jährliche Defizit dort habe zuletzt bei zwei Millionen Euro gelegen.

Selbst hohe Investitionen in eine Modernisierung würden nicht zu wettbewerbsfähigen Produktionskosten führen, deutliche Preissteigerungen seien zudem nicht durchzusetzen, argumentierte die Molkerei. Beide Unternehmen würden daher «spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2019 getrennte Wege» gehen. Der Weichkäse werde künftig im Rotkäppchen-Werk in Altenburg in Thüringen produziert.

Am Donnerstag legt das DMK seine Bilanz für 2016 vor. 2015 lagen der Umsatz bei 4,6 Milliarden Euro und der Jahresüberschuss bei 13 Millionen Euro. Die Genossenschaft zählt nach eigenen Angaben gut 8.600 Milcherzeuger.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 02.07.2017 06:13 Uhrzustimmen(11) widersprechen(16)
man kann doch nicht sinnlos am bedarf vorbei produzieren nur um fragwürdige jobs zu erhalten---ehem. DDR lässt grüßen!
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