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18.10.2017 | 18:33 | Warenterminbörse 

Sojabohnen-Fronttermin verharrt bei 307,63 EUR/t - verzögerte US-Sojaernte, Sojaanbau in Brasilien holt auf

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Sojabohnenmarkt wurde durch eine verzögerte US-Sojaernte, hohe US-Sojaexporte und Anstieg beim Rohölpreis getrieben. Jedoch kühlt die Aufholjagd bei der Sojaaussaat Brasiliens die Märkte wieder herunter. Der gefallene Eurokurs verteuert Sojaschrotimporte in die EU.

Sojabohnen-Fronttermin
(c) Junior Gobira - fotolia.com

So notierte der Fronttermin für US-Sojabohnen in Chicago bei 307,63 EUR/t (Freitag: 307,44 EUR/t, für Januar mit einem Plus von 0,22 EUR/t bei 310,91 EUR/t und für März mit einem Plus von 0,32 EUR/t bei 313,96 EUR/t. Der Fronttermin für US-Sojamehl notierte bei 301,40 EUR/t (Freitag: 303,38 EUR/t), der Termin im Januar fiel um 1,69 EUR/t auf 303,55 EUR/t und der für März um 1,38 EUR/t auf 306,46 EUR/t. Der Eurokurs lag heute Vormittag bei 1,1762 USD/EUR. Dabei lagen die Preise des Handels für Sojaschrot (44/7) zuletzt für prompte Termine bei 287,50 EUR/t (Freitag: 281,00 EUR/t) FCO Hamburg.

In den USA geriet die Sojabohnenernte weiter in Rückstand, fiel diese mit 49 % Fortgang gegenüber 59 % im Fünf-Jahresmittel um weitere 3%-Punkte zurück. Regen im südlichen und westlichen Sojagürtel der USA behinderte die Erntearbeiten.

Für Zündstoff sorgte bekanntlich der WASDE-Report bei Soja, beließ das USDA zwar die US-Sojabohnenernte unverändert bei 120,6 Mio. t, senkte aber die US-Sojavorräte wegen geringerer Anfangsvorräte um 1,2 Mio. t auf 11,7 Mio. t nach unten. Dass dabei die Welt-Sojabohnenernte mit 347,9 Mio. t um knapp 0,6 Mio. t niedriger ausfallen soll als im September und die globalen Sojavorräte um 1,5 Mio. t auf 96,1 Mio. t fallen, ließ den Handel relativ kalt. Positive Stimmung erzeugte vielmehr die aktuelle Exportentwicklung bei Sojabohnen, erreichten die Exporte bei US-Sojabohnen mit 1.747.300 t  gegenüber 1.016.100 t in der Vorwoche und 2.982.700 t zuvor ein gutes Ergebnis.

China bleibt der Motor für hohe Sojaexporte der USA, lagen die Sojaimporte Chinas im September bei 8,1 Mio. t, ein Plus von 12,7 % zum Vorjahr. Die chinesische Nationale Agentur für Getreide und Öl erwartet denn auch Soja-Importe in Höhe von 95 Mio. t, was einer Steigerung von 4 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr von 91 Mio. t gleich käme. Die Ankündigung Chinas, die chinesische Nachfrage nach Sojaschrot im kommenden Jahr aufgrund wachsender Schweineherden um 6,5 % heraufzusetzen, zog den Markt nach oben.

Nicht ganz so positiv fiel der letzte NOPA-Bericht zum Soja-Crush in den USA aus, lag die Verarbeitung im September mit 136,4 Mio. Bushel um 1,6 Mio. Bushel unter den Erwartungen des Handels und 6 Mio. Bushel unter dem Vormonatsergebnis, jedoch um 6 Mio. Bushel über dem gleichen Vorjahresstand. In Sachen Biodiesel befindet sich Argentinien in Gesprächen mit der US-Regierung, die Import-Zölle wieder aufzuheben und anstelle dessen ein Mindestpreis-System einzurichten.

In Südamerika dominieren Wetterkapriolen weiterhin den Sojamarkt, sorgten die wenigen Regenfälle in Zentralbrasilien für nicht wirklich Entspannung am Markt. Trotzdem waren bis Anfang der Woche 12 % der Sojabohnenfläche bereits ausgestellt, gegenüber 18 % im Vorjahr (frühe Aussaat) und 11 % im Fünf-Jahresmittel. Die Ölsaatenvereinigung Abiove taxierte Brasiliens kommende Sojaernte 2017/18 auf 108,5 Mio. t gegenüber 114,0 Mio. t im Vorjahr und die Sojaexporte auf 65 Mio. t.

Exportseitig schaltete Brasilien kurzfristig in den Rückwärtsgang, stiegen die Sojabohnenexporte noch im August 2017 auf 5,95 Mio. t, sanken jedoch im September aber auf 4,27 Mio. t, was den Wiederanstieg der US-Sojabohnenexporte erklärt. Dennoch überstiegen die Sojaexporte im September den Vorjahresstand um das Dreifache. Laut Analyst Safras und Mercado veräußerten brasilianische Landwirte zuletzt 14 % ihrer Sojabohnenernte 2017/2018, verglichen mit 22 % im Vorjahr. Dabei bunkern brasilianische Sojaanbauer gigantische Sojabestände auf den Höfen. Deshalb erwartet der Branchendienst Oil-World bis Februar einen Exportzuwachs von 6-7 Mio. t.

In Argentinien behindern Regen und Staunässe die Sojaaussaat, waren zuletzt 5 bis 10 Mio. ha wegen Nässe schlecht oder gar nicht befahrbar. Die argentinische Börse Rosario Grains Exchange senkte daher die kommende Sojaernte dort auf 54,5 Mio. t. Das USDA veranschlagte Argentiniens Sojaernte dagegen auf 57 Mio. t gegenüber 57,8 Mio. t im Vorjahr. Je nach Wetterentwicklung könnte Argentiniens Sojaernte noch nässebedingt zurückgehen. Aber das bleibt vorerst abzuwarten.

Tendenz: Der internationale Sojamarkt schwankt zwischen guten Ernteerwartungen der US-amerikanischen und vermutlich rückläufigen Sojaernten Südamerikas. Die Trockenheit in Nord- und Zentralbrasilien könnte die Ernte deutlich vermindern, während Nässe in Argentinien die Aussaat stark verzögern könnte, was die Sojapreise nach oben unterstützen würde. Der gefallene Eurokurs verteuert Sojaschrotimporte in die EU.

proplanta
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