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18.01.2017 | 15:54 | Warenterminbörsen 

Sojabohnenpreis klettert auf 367,50 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Sojamarkt wurde massiv unterstützt durch die Überschwemmungen in Argentiniens Soja-Gürtel, der Nachricht, dass China die Importzölle auf DDGS (Dried Destillers Grain) anheben will, was mehr US-Soja-Importe begünstigt und der nach unten korrigierten Ernteprognose für US-Sojabohnen.

Sojabohnenpreis
(c) flariv - fotolia.com

Weniger spektakulär war die Exportentwicklung bei US-Sojabohnen. So notierte der Fronttermin für US-Sojabohnen in Chicago bei 367,50 EUR/t (Freitag: 357,00 EUR/t), der Märztermin bei 359,82 EUR/t (Freitag: 352,80 EUR/t), ein Plus von fast 3 % gegenüber Freitag. Im heutigen Verlauf ging es bei Sojabohnen aber wieder rapide nach unten, machten die Spekulanten kräftig Kasse.

In den USA sorgte zunächst die vom USDA um 1,5 Mio. t auf 117,2 Mio. t nach unten revidierte Prognose für die US-Sojaernte für einen Kursanstieg bei Sojabohnen in Chicago, steigen die Endbestände von 5,4 Mio. t im Vorjahr nur auf 11,4 Mio. t und nicht auf über 13 Mio. t, wie zuvor geschätzt wurde. Dabei geriet jedoch völlig in den Hintergrund, dass gleichzeitig Brasiliens Sojaernte von 102,0 Mio. t auf 104,0 Mio. t und Chinas Sojaernte von 12,5 Mio. t auf 12,9 Mio. t angehoben wurden, mit der Folge, dass China womöglich weniger Soja importiert und der Exportdruck Brasilien massiv zunimmt. Für Argentinien hingegen war eine geringere Produktionsschätzung erwartet worden, die blieb aber aus.

Unter dem Strich fällt die Welt-Sojaernte nur marginal von 338,0 Mio. t auf 337,9 Mio. t zurück, die Überhänge sinken von 82,9 Mio. t auf 82,3 Mio. t. Hier besteht sicher noch Korrekturbedarf nach oben, wenn die Lage in Südamerika klarer wird. Preistreibend war die Nachricht, dass China die Importzölle auf DDGS (Dried Destillers Grain) kräftig anheben will, was bei der Bioethanol-Herstellung aus Mais als Nebenprodukt der Trockenschlempe anfällt und im Futtermittelbereich Verwendung findet. Dies könnte die Nachfrage nach Sojaschrot in die Höhe treiben.

Für Preisdruck hatte zuvor die schwache Exportentwicklung gesorgt, nachdem acht große Sojaverarbeiter Chinas wegen strengerer Umweltauflagen ihre Produktion vorübergehend drosseln oder einstellen mussten. Daher erreichten die Exporte an US-Sojabohnen letzte Woche mit 348.900 t gegenüber 87.500 t in der Vorvorwoche und 979.239 t zuvor ein schwaches Ergebnis. Wie lange die Wartungs- und Umbauarbeiten noch anhalten, blieb unklar. Ende Januar beginnen zudem die Feierlichkeiten „Chinese New Year“ in China, wo traditionell die Sojaimporte aus den USA stark einbrechen. Die Sojabohnenverarbeitung in den USA ging im Dezember gegenüber dem Vormonat weiter zurück und blieben mit 160,2 Mio. Bushel um 2,6 Mio. Bushel unter den Erwartungen, wodurch das Angebot zurückfallen dürfte. Sojaschrot legte bereits um 4,5 % zu, was sicher überzogen ist.

Für steigende Sojapreise sorgten klar die Hiobsbotschaften aus Argentinien, wo derzeit wegen Überschwemmungen in den Provinzen Rosario und Santa Fe möglicherweise 450.000-700.000 ha nicht mehr rechtzeitig bestellt werden, wodurch Argentiniens Sojaernte um bis zu 3-7 Mio. t  zurückfallen könnte. Offiziell liegen die Prognosen für die argentinische Sojabohnenernte unverändert bei 57 Mio. t, private Analysten erwarten dagegen kaum mehr als 52-55 Mio. t, die Börse Rosario erwartet 52,5 Mio. t.
Relativiert wird „Argentiniens Sojaausfall“ durch die rekordverdächtige Sojaernte Brasiliens, die vom Getreideamt Conab zuletzt auf 103,8 Mio. t und dem Statistikamt IBGE sogar auf 104,9 Mio. t gegenüber 96,5 Mio. t im Vorjahr hochgesetzt wurde. Dies würde ein Plus von 7,5 Mio. t bedeuten und den Verlust Argentiniens von 3-7 Mio. t kompensieren. Entsprechend hoch ist dort der Exportdruck, erreichten die Exportbuchungen bis Mitte Januar bereits über 1,7 Mio. t Sojabohnen.

Tendenz: Die Wettermärkte Argentiniens sorgen wieder einmal für Schlagzeilen, sollten aber nicht überbewertet werden, wenngleich noch kein trockneres Wetter dort gemeldet wurde. Viel entscheidender für den Markt wird sein, wie sich die Sojanachfrage Chinas weiter entwickelt. Auch wird dabei Brasiliens Mega-Sojaernte fast ausgeblendet. Wegen der bevorstehenden Feierlichkeiten „Chinese New Year“ ist mit eher schwächerem Marktverlauf zu rechnen. Trucker- und Hafenarbeiter-Streiks könnten dabei wieder einen Strich durch die Rechnung machen.
proplanta
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