An der Datenlage der Vorwoche hat sich wenig geändert. Die erneute hohe USDA-Prognose für die Weltweizenernte 2016/17 wiegt bei knapp 727 Mio. t schwer, zumal der veranschlagte Verbrauch von knapp 713 Mio. t die Weltvorräte um weitere 14 Mio. t auf 257 Mio. t hochschaukelt, was 36 % des Weltverbrauchs entspricht. Dabei liegt der Zuwachs vor allem in China. Ohne den Anstieg Chinas liegen die Weizenlagerbestände mit knapp 140 Mio. t auf dem niedrigsten Niveau seit 2013/14. Das war ein Grund, warum Weizen preislich etwas zulegte.
Für die EU-28 wird mit rund 156 Mio. t eine um 2,2 % kleinere
Weizenernte erwartet. Gestern trieb die Prognose des
DRV über eine in Deutschland mit 25,2 Mio. t um 3,7 % kleinere Weizenernte die Weizenkurse in Paris nach oben. Dabei korrigierte der Verband auch die deutsche
Getreideernte um 1 % auf 47,7 Mio. t nach unten. Beim Roggen erwartet der DRV eine Ernte von 3,3 Mio. t, um 5 % kleiner als im Vorjahr. Dies würde im Ergebnis keine
Rekordernte, sondern eine gute Ernte bedeuten.
In den USA sorgte dann auch wieder einmal das Wetter für treffliche Preisspekula-tionen am US-Weizenmarkt. Denn Mutmaßungen über ein Aufziehen des Wetter-phänomens La Nina, mit Höhepunkt im September, ließ gewaltige Dürrephantasien im US-Soja- und Maisgürtel hochkochen, was letztlich auch eine Preisrallye für Wie-zen im Herbst/Winter 2016 auslösen könnte.
La Nina, das Pendent zu
El Nino, hat für die Landwirtschaft nachweisbar negativere Folgen für die Soja- und Maisernten, weil nicht sintflutartige Regenfälle, sondern Trockenheit die Ernten stark verminderten. Ob es so kommt, bleibt vorerst abzuwarten. Noch bietet der Weizen, anders als Mais und Sojabohnen, wenig Anreiz für Long-Positionen bei Handel und Spekulanten, aber der Kurs kann sich schnell ändern, wenn die Anleger Gewinnchancen wittern.
Bis dahin dürfte die wöchentliche Exportentwicklung den Ausschlag über steigende oder fallende Preise geben. Die USA lagen dabei letzte Woche mit 682.000 t Weizen über den Erwartungen des Handels, hinken aber mit 12 % Abstand dem Vorjahres-stand hinterher. Die EU exportierte letzte Woche 628.000 t und liegt mit Gesamtex-porten von 26,56 Mio. t um 5 % hinter dem Vorjahresergebnis von 27,96 Mio. t zurück. Gute Exportchancen winken dabei in Richtung Marokko, Türkei, in den Mittlere Osten, Süd- und Westafrika sowie möglicherweise nach Indien. Viele andere Länder werden eine bessere Eigenversorgung haben.
Die bisherige Annahme, dass der Schwarzmeerraum wegen zu trockener Aussaatbedingungen weniger Export-druck macht als im laufenden Wirtschaftsjahr, dürfte sich angesichts hervorragend entwickelter Getreidebestände in der Ukraine und in Südrussland mehr und mehr relativieren und auf ein Defizit von vorläufig unter 2 Mio. t vermindern. Allerdings brachen die Weizenexporte Russlands und der Ukraine letzte Woche deutlich ein. Mit 254.000 t Weizen blieben die Ukraine und mit 67.000 mt Weizen Russland deutlich unter den Vorwochenergebnissen zurück.
Fazit: Der
Weizenmarkt 2016/17 hat durchaus Potenzial, über das schwache Preisniveau der letzten Saison hinauszuwachsen. Aber ein durchgreifender Kurswechsel kommt erst dann, wenn erhebliche Ernteeinbrüche den überversorgten Markt wieder ins Lot bringen.