Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
27.10.2023 | 16:08 | Agrarzahlungen 

EU-Hilfen fließen später - Sächsischer Bauernverband warnt vor Ruin von Betrieben

Dresden - Zum Jahresende erhalten Sachsens Bauern gewöhnlich eine üppige Überweisung - dann werden Hilfen der EU-Agrarförderung ausgezahlt.

EU-Agrarzahlungen 2023
Die Millionenzahlungen aus den Geldtöpfen der EU sind für Sachsens Bauern ein wichtiger Posten. Doch nun kommt es zu erheblichen Verzögerungen. Der Bauernverband schlägt Alarm und warnt vor einer «Zahlungsnot» der Landwirte. (c) proplanta
Für die rund 7.000 Betriebe geht es um insgesamt 241 Millionen Euro. Doch dieses Jahr werden die Landwirte zunächst vergeblich auf das fest einkalkulierte Geld warten. Aus technischen Gründen könne es nicht wie gewohnt im Dezember ausgezahlt werden, informierte das Agrarministerium am Freitag in Dresden. Nicht nur die Bauern sind alarmiert. Auch der Agrarausschuss des Landtags soll sich nun in einer Sondersitzung mit dem Problem befassen.

«Die Verzögerung ist in höchstem Maße bedauerlich und ärgerlich», räumte Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) ein. Er sprach von einer «echten Härte». Geplant sei nun, das Geld bis spätestens Ende Februar 2024 auszuzahlen. Das Ministerium habe eine Taskforce eingerichtet. Zudem gebe es Gespräche mit Banken, um besondere Härten aufzufangen. Als Grund für die Verzögerung wird angegeben, dass die Regelungen zur gemeinsamen Agrarpolitik der EU ab 2023 grundlegend verändert worden seien und es an IT-Fachkräften für die Softwareanpassungen fehle. Konkret geht es um die sogenannten Direktzahlungen, die den Angaben nach rund 240 Euro je Hektar betragen, sowie die Ausgleichszulage von rund 55 Euro je Hektar für Betriebe in benachteiligten Regionen.

Der Bauernverband äußerte sich höchst verärgert und kritisierte das Ministerium. Die Betriebe hätten zum Jahreswechsel erhebliche Ausgaben zu schultern, etwa für Pacht, Kredite, Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Versicherungen, erklärte Vizepräsident Hans-Uwe Heilmann. Dabei sei der wirtschaftliche Druck schon jetzt enorm. «Wir fordern daher den Landwirtschaftsminister unverzüglich auf, diese existenziell wichtige Einkommensunterstützung für unsere Landwirte bis zum Jahresende auszuzahlen.» Alles andere treibe die Betriebe in den Ruin und verlagere die Landwirtschaft ins Ausland.

Nach Angaben von SPD und Grünen haben die Koalitionsfraktionen eine Sondersitzung des Agrarausschusses im Landtag beantragt. Die Bauern seien auf diese Zahlungen angewiesen, betonte der Agrarexperte der Grünen-Landtagsfraktion, Volkmar Zschocke. «Unser Ziel muss es sein, dass die Landwirtschaftsbetriebe die kommenden Monate gut überbrücken können.» Der SPD-Abgeordnete Volkmar Winkler mahnte unbürokratische Hilfe an. «Es geht hier um Existenzen, um unsere regionale Wirtschaft und nicht zuletzt auch um das Vertrauen in Politik und Regierung.» Zudem müsse geklärt werden, warum sich die Auszahlung verzögere.
dpa/sn
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Gutachten zu GAP-Änderungen: Verabschiedung rechtlich möglich

 GAP-Zustimmung: Ändert ein Rechtsgutachten alles?

 GLÖZ 8: Özdemir schnürt Paket

 EU-Agrarbeihilfen: Künftig mehr Infos über Empfänger und die Förderung

 Agrarsubventionen: Sachsen zahlt aus

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte