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18.03.2013 | 09:09 | Verbraucherschutz 

Welche Konsequenzen sind aus Antibiotika-Putenfleisch zu ziehen?

Düsseldorf - Der Skandal um Antibiotika-belastetes Putenfleisch hat die Debatte über Lebensmittelkontrollen und Medikamente in der Tiermast neu angeheizt.

Putenfleisch
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(c) proplanta
Am Sonntag fachte der Fall den schwelenden Streit zwischen dem Bund und Nordrhein-Westfalen (NRW) an. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) müsse den Einsatz von Reserve-Antibiotika in der Tiermast verbieten, sagte ein Sprecher von NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) am Samstag in Düsseldorf. Aigners Ministerium kritisierte daraufhin die Lebensmittelaufsicht in NRW.

Fast 20 Tonnen belastetes Putenfleisch waren aus Rumänien nach NRW gelangt, weiterverarbeitet und in mehrere Länder ausgeliefert worden. Unter anderem wurde das Fleisch als «Tandoori»-Pute an Kantinen geliefert.

Das Bundesverbraucherministerium forderte von Nordrhein-Westfalen, eine «schlagkräftige Lebensmittelüberwachung aufstellen, statt sich hinter dem Bund zu verstecken». Nach dem Fund falsch gekennzeichneter Tiefkühlware mit Pferdefleisch seien im bevölkerungsreichsten Bundesland erneut bedenkliche Lebensmittel aus Rumänien entdeckt worden, sagte ein Sprecher Aigners. Auch mit einem neuen Bundesgesetz lasse sich nicht verhindern, dass ein rumänischer Hersteller gegen geltendes Recht verstößt und illegal Medikamente verabreicht.

In der verarbeiteten Pute waren die Antibiotika-Werte zum Teil 27 Mal höher als erlaubt. Wahrscheinlich sei ein Großteil der Ware schon verzehrt, hieß es. Akute Gesundheitsgefahr bestehe nicht. In Proben waren Rückstände des Reserve-Antibiotikums Enrofloxacin festgestellt worden. Es besteht der Verdacht, dass der große Einsatz von Antibiotika in der Tiermast das Entstehen multiresistenter Keime begünstigt. Enrofloxacin wird auch an Menschen verschrieben.

Reserve-Antibiotika werden nur bei schweren Infektionen eingesetzt, um eine Resistenzentwicklung zu vermeiden. Eine Firma aus dem Münsterland verkaufte das Fleisch an Kantinenbetreiber und Händler in Deutschland, Großbritannien und Österreich. Rund 15 Tonnen gelangten nach NRW, Bayern, Baden-Württemberg und Bremen. Derzeit werde die Lieferkette zurückverfolgt, sagte der Ministeriumssprecher. Außerdem werde ermittelt, ob es noch weitere Puten-Lieferungen gegeben habe. Der rumänische Exporteur hatte das Fleisch als unbedenklich deklariert.

Ein Warendorfer Betrieb hatte die 19,5 Tonnen Fleisch im Juni 2012 tiefgefroren aus Rumänien bekommen und Ende des Jahres begonnen, es zu verarbeiten. Eine Großkantine in Münster hatte fast 200 Kilo schon ausgegeben, 45 Kilo konnten die Behörden noch sicherstellen. Auch Caterer, Zwischenhändler und weitere Großhändler bekamen die «Tandoori»-Pute. In zwei Lagern im Kreis Warendorf wurden Fleischbestände gesperrt. (dpa)
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