Am Vormittag wurde in Lauenburg ein Pegelstand von 9,64 Metern gemessen. Das sind rund 40 Zentimeter mehr als beim
Hochwasser von 2011.
Unermüdlich waren tausende Helfer im Kampf gegen die Wassermassen im Einsatz. Bei ihrem Besuch in Lauenburg in Schleswig-Holstein sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (
CDU) den Einsatzkräften und Freiwilligen am Mittwoch ihren Respekt aus. Sie bekräftigte die Hilfszusagen des Bundes. Dramatisch war die Lage weiter in Teilen Sachsen-Anhalts, dort mussten Menschen aus überspülten Orten gerettet werden. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern stagnierten oder sanken die Pegelstände.
In Bayern gingen die Aufräumarbeiten und die Begutachtung der Schäden weiter, heftiger Regen ließ die Donau wieder anschwellen. Die
Überschwemmungen richteten in Deutschland nach Schätzungen einen Milliardenschaden an.
Kanzlerin Merkel sagte in Lauenburg: «Wir haben vereinbart, es gibt eine Soforthilfe.» Zugleich begrüßte sie die Unterstützung von privater Seite: «Ich freue mich über jede Spendenaktion, das ist ein ganz wichtiges Zeichen.» Die Deutsche Bischofskonferenz rief zu Spenden für die Hochwasser-Opfer in Europa auf.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sprach sich im Bayerischen Rundfunk für einen Nachtragshaushalt zur Bewältigung der Flut-Folgekosten und gegen Steuererhöhungen aus.
Bei einem Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer geht es am Donnerstag neben den Soforthilfen aus Berlin von 100 Millionen Euro auch um eine faire Lastenverteilung bei zusätzlichen Finanzspritzen.
Die Zahl der Toten in Folge des etwa zweiwöchigen Hochwassers in Deutschland stieg auf mindestens acht. Ein 61-Jähriger wollte in Aken in Sachsen-Anhalt seinen Keller auspumpen und erlitt in der Nacht zum Mittwoch einen tödlichen Stromschlag, wie die Polizei mitteilte.
Der Deichbruch in Fischbeck im Landkreis Stendal (Sachsen-Anhalt) konnte noch nicht geschlossen werden. In Klietz, Wust und Neu-Kamern würden Evakuierungen unter anderem zwangsweise durchgesetzt, wie die örtliche Einsatzleitung mitteilte. Am Mittwoch waren in Sachsen-Anhalt 12.500 Helfer im Einsatz. Zugleich waren noch 40.000 Menschen aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen.
Die Sperrung einer Elbbrücke wegen Hochwassers bei Schönhausen in Sachsen-Anhalt wird weiter den Fernbahnverkehr behindern. Es sei nicht abzusehen, wann die Brücke wieder freigegeben werden kann, da auch mit Schäden an dem Bauwerk zu rechnen sei, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn in Leipzig.
In Lauenburg in Schleswig-Holstein stieg das Elbe-Hochwasser kaum noch. Laut Vorhersage sollen die Pegelstände in den nächsten Tagen sinken, aber nur langsam. «Wir sind über jeden Zentimeter weniger froh und freuen uns schon, wenn der Wert nicht weiter ansteigt. Denn ein Zentimeter weniger bedeutet 16 Tonnen weniger Wasserdruck für die Deiche», sagte Krisenstab-Sprecher Karsten Steffen. Sie werden inzwischen nicht nur von Deichläufern, sondern auch mit Wärmebildkameras aus der Luft überwacht.
Trotz leichter Entspannung in den Hochwassergebieten in Niedersachsen sehen die Katastrophenschutzstäbe noch für mehrere Tage Gefahr für die Deiche. «Die nächsten drei bis fünf Tage wird die Situation so bleiben», sagte ein Sprecher des Stabes des Landkreises Lüneburg am Mittwoch.
Auch in Brandenburg blieben die Deiche in der Prignitz wegen der weiter hohen Wasserstände gefährdet. In Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) sank das Hochwasser, in Boizenburg stabilisierten sich die Werte. Wachen suchen nach Sickerstellen in den Deichen, etwas 3.000 Retter sind im Dauereinsatz.
Die Debatte um Versäumnisse im Flutschutz ging weiter: Professor Holger Schüttrumpf von der Rheinisch-Westfaelischen Technischen Hochschule Aachen kritisierte, dass nach dem Hochwasser von 2002 teilweise die Deiche an der Elbe nicht nachgerüstet wurden. «In manchen Bereichen hat man es scheinbar noch nicht geschafft, die Deiche auf das Maß zu bringen, das die Deiche benötigen», sagte der Experte für Deichbau der Nachrichtenagentur dpa.