Transparenz und Vertrauen seien «die entscheidende Währung im Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft», sagte Merkel am Mittwoch beim
Bauerntag in Berlin. Bauernpräsident Joachim Rukwied verwahrte sich gegen harsche Kritik an modernen Produktionsweisen. Teils heftige Attacken gegen Massentierhaltung träfen Landwirte in ihrer Ehre. «Das bringt mich auf die Palme, das ist eine Unverschämtheit.» Bauern hielten ihre Tiere tiergerecht.
Merkel begrüßte es, dass der
Bauernverband bei seinem zweitägigen Treffen ein eigenes Leitbild zur Tierhaltung vorstellen will. «Nur Sie als Landwirte können auch Verbesserungen im Tierschutz umsetzen.» Viele Verbraucher machten Kaufentscheidungen nicht nur vom Preis abhängig, sondern hinterfragten immer mehr die Art der Herstellung und Verarbeitung. Wenn es um besseres Tierwohl gehe, müsse dies aber auf wissenschaftlich abgesicherter Basis geschehen.
Wie der Bauernverband wandte sich Merkel dagegen, dass es auf dem europäischen
Agrarmarkt wieder zu stärkeren Eingriffen kommt. Rukwied kritisierte, vor allem EU-Staaten im Mittelmeerraum und in Osteuropa wünschten sich einen Kurs, der auf Mengenregelungen und Eingriffe der Regierungen, der
EU-Kommission oder des Europa-Parlaments setze. «Wir laufen Gefahr, uns von einer zukunftsorientierten und vor allem gemeinsamen Agrarpolitik, die einen relativ gleichmäßigen Rahmen für alle Bauern in Europa setzt, zu verabschieden.»
Der Bauernpräsident wies Vorwürfe von Umweltschützern zurück, dass Bauern mit intensiver Bewirtschaftung Mitverantwortung am jüngsten
Hochwasser in Deutschland trügen. «Das ist potenzierter Schwachsinn.» Die Bauern seien mit erwarteten Schäden von womöglich bis zu einer halben Milliarde Euro Betroffene der Flut. Wenn zusätzliche Maßnahmen zum Hochwasserschutz notwendig sind, seien die Landwirte dazu bereit. Sie müssten aber eingebunden werden.
Rukwied betonte, die Bauern unterstützen die Energiewende. Diese könne aber nur gelingen, wenn sie angemessene Entschädigung für neue Stromtrassen über Felder bekämen. Eigentümer dürften nicht «für einen Apfel und ein Ei abgespeist werden». Merkel sagte, die ohnehin knappen
Agrarflächen seien generell stärker zu schützen.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft mahnte «Mut zum Umsteuern» in der
Agrarpolitik an. Auch bei der EU-Finanzierung seien Umschichtungen zugunsten kleiner und mittlerer Betriebe nötig. Der Deutsche Bauernverband organisiert über seine Landesverbände nach eigenen Angaben 90 Prozent der 300.000 Landwirtschaftsbetriebe. (dpa)