Wie jetzt bekannt wurde, hat die Umweltorganisation „Eaux et Rivières de Bretagne“ zwei Klagen gegen den Staat angestrengt. Die Landwirtschaftsreferentin der Organisation, Estelle Le Guern, erklärte, Paris solle dazu gebracht werden, die Vorgaben der
Nitratrichtlinie von 1991 und der
Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 umzusetzen und insbesondere die
Ausbringung von Stickstoff zu begrenzen. Gefordert werde außerdem eine
Entschädigung für die entstandenen Schäden.
Nach Angaben der Organisation ist die
Nitratbelastung der bretonischen Gewässer bereits seit 1975 ein Thema. Seit den 1990er Jahren habe es zahlreiche vergebliche Versuche gegeben, der massenhaften Grünalgenvermehrung an der Küste Herr zu werden.
Ungeachtet dessen sei der Umfang der nitratbelasteten Gebiete in Frankreich 2022 größer als jemals zuvor, da der Staat die Herausforderungen nicht in angemessener Weise angehe.
Laut Eaux et Rivières ist die Landwirtschaft für mehr als 90 % der an der bretonischen Küste ins Meer transportierten Nitratmengen verantwortlich. Die bislang nur unter großen Widerständen eingeführten Gegenmaßnahmen hätten keine ausreichende Wirkung gezeigt. Auch der derzeitige Ansatz, die Nitratverluste auf dem Feld anstelle der Ausbringung von Düngemitteln zu verringern, stoße an seine Grenzen.
Die Umweltorganisation hat sich nach eigenenAngaben von derMitarbeit an den jüngsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Algenplage zurückgezogen. Es handle sich um einen nicht abgestimmten Plan, der zudem finanziell nicht ausreichend ausgestattet sei und unzureichend verwaltet werde. Der Organisation zufolge wurde das Ziel, in den Gewässern der Region einen guten ökologischen Zustand herzustellen, zunächst von 2015 auf 2021 und schließlich auf 2027 verschoben.