Die Futtersituation sei in den viehaltenden Betrieben angespannt, die nun mögliche Nutzung eine willkommene Unterstützung, sagte Verbandssprecher Axel Horn am Dienstag.
In Anbetracht der Lieferengpässe und Preissteigerungen aufgrund des Krieges in der Ukraine hätten sich Thüringer
Bauern und Bäuerinnen aber eine volle Freigabe der Vorrangflächen gewünscht. «Wir hätten gerne Weizen drauf angebaut», sagte Horn. «Das wäre durchaus sinnvoller.»
Landwirte müssen ab einer gewissen Gesamtfläche an
Ackerland einen Teil als ökologische Vorrangfläche bereitstellen. Diese Flächen müssen im Umweltinteresse genutzt werden, das Ganze soll etwa dem Erhalt von Hecken oder als Puffer zu Gewässern dienen. Der
Bundesrat hatte vergangene Woche nach einer Empfehlung der EU beschlossen, die Ökologischen Vorrangflächen für die Futternutzung freizugeben - allerdings entgegen der EU-Empfehlung nur für die Futternutzung.
Wie das Thüringer
Agrarministerium am Dienstag mitteilte, dürfen ab 1. Juli nun sowohl Grünflächen als auch Flächen mit Untersaaten und Zwischenfrüchten zur Beweidung oder zum Mähen für die Futtergewinnung genutzt werden. Als Untersaaten versteht man eine neben der Hauptfrucht weitere Saat, die den Boden vor Erosion durch Wind und Wasser schützen soll. Als
Zwischenfrucht werden weitere vor oder nach der Hauptnutzung ausgesäte Pflanzen bezeichnet, die zur Düngung oder als Tierfutter dienen.
Das Agrarministerium in Erfurt gab die Flächen basierend auf der Entscheidung vom vergangenen Freitag im Bundesrat ausnahmsweise frei, um Futterengpässe zu vermeiden, hieß es. Landwirte und Landwirtinnen sollten so finanziell entlastet werden.
Das Ministerium wies ausdrücklich darauf hin, dass die Ausnahmen 2022 nur für Ökologische Vorrangflächen gelten; in Thüringen sind das rund 6.800 Hektar. Flächen, auf denen gleichzeitig geförderte Maßnahmen stattfinden, seien ausgenommen.
Doch auch
Agrarministerin Susanna Karawanskij bedauerte die Einschränkung bei der Umsetzung der Maßnahme. Man hätten sich gemäß des Beschlusses der
EU-Kommission eine Öffnung für alle Kulturarten gewünscht, so die Linken-Politikerin.
Die Freigabe der Ökologischen Vorrangflächen zur Futternutzung erleichtere insbesondere heimischen Betrieben mit Schafen und Rindern die Versorgungssituation. Für die
Milcherzeugung, die Schweine- und
Geflügelhalter sei das Futter von diesen Flächen kaum nutzbar.
«Eine zeitlich begrenzte, vollständige Freigabe für den Anbau von Kulturpflanzen, wie Gerste, Mais oder Erbsen, hätte für einen größeren Kreis von Agrarbetrieben Futter verfügbar machen, Kosten senken und die Nachfrage nach Agrarrohstoffen auf den internationalen Märkten teilweise reduzieren können.»