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06.11.2022 | 11:17 | Waldmanagement 

Verbände erleichtert über Klarheit für neues Waldförderprogramm

Berlin - Mit Erleichterung haben die großen Forstverbände die Ankündigung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir aufgenommen, das neue Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ noch in diesem Jahr zu starten. AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter sprach von einem Meilenstein für die Waldbesitzenden.

Waldbau
AGDW-Präsident Bitter: Erster wichtiger Schritt für klimagerechten Umbau des Waldes - Kleinere und mittlere Betriebe profitieren - Von Elverfeldt: Noch nicht der Weisheit letzter Schluss - DFWR-Präsident: Förderung verstetigen - 200 Millionen Euro noch in diesem Jahr. (c) proplanta
Die Förderung von Ökosystemleistungen des Waldes sei ein erster wichtiger Schritt, um den klimagerechten Umbau des Waldes vorantreiben zu können. Vor allem eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Betriebe werde davon profitieren. Nun müsse die Förderung so schnell wie möglich beantragt werden können, das angekündigte Antragsportal im Internet einfach und nutzerfreundlich sein.

Für den Vorsitzenden der Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt, markiert das Förderprogramm den Einstieg in eine staatliche Honorierung der Ökosystemleistungen. Allerdings sei die Ausgestaltung für die Stärkung des Waldes als Klimaschützer Nummer 1 „noch nicht der Weisheit letzter Schluss.“

„Wir streben daher weiterhin eine marktgerechte Honorierung der Klimaschutzleistung des Waldes an, die auf der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wälder basiert“, versicherte von Elverfeldt. Kurzfristig würden die Forstbetriebe prüfen, ob die Förderkriterien für das „Klimaangepasste Waldmanagement“ ihren waldbaulichen Zielen entsprechen und ob sie sich um eine Förderung bewerben.

Auch der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR), Georg Schirmbeck, zeigte sich nicht vollends überzeugt. Zwar sei das Förderprogramm „ein gutes Signal an alle, die sich im Wald engagieren und mit den gravierenden, klimawandelbedingten Folgeschäden umgehen müssen.“ Gleichzeitig sei es jedoch notwendig, die Förderung über das Jahr 2026 hinaus zu verstetigen. Sonst bleibt die Hilfe ein „Tropfen auf den heißen Stein“, warnte Schirmbeck.

Gewaltiges Wald-Klima-Paket



Minister Özdemir sprach von einem „gewaltigen Wald-Klima-Paket“, das jetzt gestartet werde. Ziel sei es, dass der Wald „vom Patienten zum Klimaschützer“ werde. Mit 900 Mio Euro unterstütze die Bundesregierung die Waldbesitzer dabei, ihre Wälder an die Folgen der Klimakrise anzupassen.

Der Grünen-Politiker bescheinigte den Waldeigentümern den festen Willen, ihre Wälder stark zu machen und für kommende Generationen zu erhalten: „Wir geben ihnen für diese wichtige Zukunftsaufgabe jetzt eine verlässliche Perspektive.“ Jeder stabile Hektar Wald schütze das Klima und biete Tieren sowie Pflanzen einen reichhaltigen Lebensraum. „Wer den Wald stark macht, macht starken Klimaschutz“, so Özdemir.

Und nur starke Wälder lieferten verlässlich den nachwachsenden Rohstoff Holz und böten den Menschen einen Ort zum Erholen. Biodiversität und Strukturreichtum seien Grundvoraussetzung dafür, „dass sich unsere Waldökosysteme an ein geändertes Klima anpassen können“. Stark und resilient sind Wälder dem Minister zufolge dann, wenn in ihnen mehrere Baumarten verschiedener Altersstufen wachsen.

„Gesunder Mischwald statt anfällige Reinbestände“ sei das Ziel. Vielfältige Mischwälder hielten mehr Wasser im Boden, ließen natürliche Anpassungsprozesse als Reaktion auf den Klimawandel zu und speicherten Kohlenstoff in Holz und Boden.

Umfassender Waldumbau möglich



In der Koalition wurde der nun anstehende Programmstart ebenfalls begrüßt. „Es freut mich sehr, dass es nun doch noch gelungen ist, die Mittel für die erste Phase der Honorierung des Ökosystems Wald seitens der Bundesregierung freizugeben“, erklärte die zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion im Haushaltausausschuss, Esther Dilcher, gegenüber AGRA‑EUROPE.

Dilcher erwartet nunmehr, dass die Förderbekanntmachung unverzüglich im November veröffentlicht wird. Den enormen Stellenwert des Ökosystems Wald für das Klima hob SPD-Agrarsprecherin Susanne Mittag hervor. Das werde bislang nicht genügend honoriert. „Das vorgestellte Förderprogramm wird das nun ändern und ermöglicht einen umfassenden Waldumbau auf langfristige Sicht“, so Mittag.

Finanzielle Mammutaufgabe



Als „finanzielle Mammutaufgabe“ bezeichnete die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen-Geis die notwendige Anpassung der Wälder an die Folgen des Klimawandels. Bei der dafür notwendigen Unterstützung der privaten und kommunalen Waldbesitzer gehe die Koalition mit dem Förderprogramm neue Wege.

„Der Wald wird zukünftig nicht alleinig am Holzertrag bemessen, sondern zusätzlich an der Bereitstellung von Ökosystemleistungen für unsere Gesellschaft“, betonte die SPD-Politikerin und verwies darauf, dass die Wälder Kohlenstoff binden, als Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen dienen, Wasser speichern und filtern sowie als Erholungs- und Freizeitort zur Verfügung stehen würden.

Verbindliche Kriterien



Nach einem monatelangem Hin und Her hatte das Bundesfinanzministerium Ende vorletzter Woche die Mittel für das Förderprogramm in Höhe von 200 Mio Euro in diesem Jahr und insgesamt 900 Mio Euro in den kommenden vier Jahren freigegeben. Förderanträge können laut Bundeslandwirtschaftsministerium nach Veröffentlichung der Förderrichtlinie im Bundesanzeiger und ausschließlich online bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) über die Seite www.klimaanpassung-wald.de gestellt werden.

Im Jahr 2022 gestellte Anträge werden auf de-minimis-Basis bewilligt, das heißt mit einer Förderung von maximal 200.000 Euro in drei Jahren. Für Anträge ab dem Jahr 2023 strebt das Ministerium eigenen Angaben zufolge eine beihilferechtliche Freistellung an, damit die de-minimis-Auflage wegfallen kann.

Kriterienkatalog



Gefördert werden mit dem „Klimaangepassten Waldmanagement“ kommunale und private Waldbesitzer. Als Voraussetzung sind je nach Größe der Waldfläche elf oder zwölf Kriterien über zehn oder 20 Jahre einzuhalten. Zu den Kriterien zählt, dass sich auf 5 % der Fläche Wälder natürlich entwickeln können müssen.

Für Betriebe mit einer Fläche über 100 ha ist die Vorgabe verpflichtend, für unter 100 ha freiwillig. Daneben sind unter anderem ein weitgehendes Verbot von Düngung und Pflanzenschutzmittel vorgesehen, eine Anreicherung und Erhöhung der Diversität an Totholz, der Erhalt oder gegebenenfalls die Erweiterung der klimaresilienten, standortheimischen Baumartendiversität, ein Vorrang für die Naturverjüngung sowie der Verzicht auf Kahlschläge.
AgE
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