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11.05.2020 | 17:20 | Corona-Test 

Tausende Schlachthof-Mitarbeiter werden auf Coronavirus getestet

Hannover - In Niedersachsens Schlachthöfen sind nach Infektionen in Fleischbetrieben anderer Bundesländer umfangreiche Corona-Tests geplant.

Corona-Test
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Die Corona-Fälle in Schlachtbetrieben in NRW und Schleswig-Holstein sorgen auch in Niedersachsen für Unruhe. Der Krisenstab kündigt gezielte Tests an. Der Gewerkschaft NGG reicht das nicht. (c) Valeri Schmigel - fotolia.com
Untersucht werden sollen zunächst alle Mitarbeiter, die Symptome zeigen, und alle, die als Kontaktpersonen in Frage kommen. «So schnell wie möglich wird jetzt mit den Testungen begonnen», sagte die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs der Landesregierung, Claudia Schröder, am Montag in Hannover. «Das werden insgesamt mehrere Tausend Testungen sein.» Landesweit arbeiten mehr als 20.000 Menschen in 183 fleischverarbeitenden Betrieben.

Bisher waren den Angaben zufolge lediglich drei Infektionen von Mitarbeitern im Emsland bekannt geworden. Allerdings sei davon auszugehen, dass ein Teil der Beschäftigten in Niedersachsen auch in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein eingesetzt wurde, sagte Schröder. Dort hatten sich zahlreiche Arbeiter mit dem Virus angesteckt - alleine im münsterländischen Coesfeld mehr als 200.

Über Betriebsschließungen bei nachgewiesenen Infektionen solle in Niedersachsen im Einzelfall entschieden werden, sagte Schröder. Sollte eine Sammelunterkunft betroffen sein, werde diese komplett unter Quarantäne gestellt.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hatte kurz zuvor die Arbeitsbedingungen auf den Schlachthöfen angeprangert. Tests in einzelnen Betrieben reichten nicht aus, sagte Matthias Brümmer, Geschäftsführer der NGG in Oldenburg/Ostfriesland. «Das geht nicht weit genug. Es müssen alle getestet werden, ohne Ausnahme.» In der Branche arbeiteten zahlreiche Mitarbeiter aus Osteuropa mit Werksverträgen, in deren Unterbringungen ein Infektionsschutz kaum möglich sei. «Wenn wir unsere Hühner so unterbringen würden, hätten wir ein Problem mit dem Tierschutz», sagte Brümmer.

Das Problem gehe über die Fleischindustrie hinaus - so seien auch ausländische Saisonarbeiter und Erntehelfer in der übrigen Landwirtschaft erhöhten Ansteckungsgefahren ausgesetzt. Das Landvolk argumentierte mit Blick auf mögliche Tests bei den Saisonkräften indes, dass diese «eine Scheinsicherheit suggerieren» könnten. Ganz ausschließen lasse sich die Infektionsgefahr nicht.

Die Schlachthöfe forderte das Landvolk dagegen auf, mit den Behörden zu kooperieren. «Für unsere Tierhalter ist es wichtig, dass sie ihre schlachtreifen Tiere vermarkten können, deshalb müssen die Schlachthöfe möglichst schnell wieder freigegeben werden», teilte der Bauernverband auf Anfrage mit.

Der Fleischerverband Niedersachsen/Bremen forderte, «dass der Missbrauch von Werkverträgen unterbunden wird», und betonte, dass kleine und mittelständische Unternehmen andere Strukturen hätten als die Fleischindustrie. «Die Beschäftigten im Fleischerhandwerk sind nahezu ausschließlich Menschen aus den jeweiligen Regionen, also keine ausländischen Leiharbeiter, sondern regulär sozialversicherungspflichtig beschäftigte Angestellte.»

Der Mutterkonzern des Geflügel-Marktführers Wiesenhof, die PHW-Gruppe, teilte mit, in all seinen Schlachtereien und Produktionsbetrieben würden strenge Hygienevorschriften gelten, die den Mitarbeitern auch in der jeweiligen Muttersprache zur Verfügung stünden. Im Falle einer Infektion seien zudem zusätzliche Wohneinheiten geplant. Bei den Beschäftigen der Oldenburger Geflügelspezialitäten in Lohne und der Geestland Putenspezialitäten in Wildeshausen seien noch keine Corona-Fälle nachgewiesen worden.

Ob die Berichte über die Zustände an den Schlachthöfen das Produkt Fleisch insgesamt in Verruf bringen, lasse sich bisher kaum abschätzen, hieß es von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter. Die Erzeugerpreise für Schlachtschweine seien wegen Corona schon um mehr als 20 Prozent zurückgegangen. Tierhalter könnten die Produktion aber nicht von einem auf den anderen Tag abstellen. Auflagen sollten daher «mit Augenmaß» erfolgen, «sonst schlägt das voll auf die bäuerlichen Betriebe durch».
dpa/lni
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