Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
19.03.2023 | 14:21 | Nachhaltigkeitsziele 

Agrarökonom Qaim sieht wenig Chancen für eine Fleischsteuer

Bonn - Nach Einschätzung des Agrarökonomen Prof. Matin Qaim ist ein Wandel hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung notwendig und machbar.

Besteuerung von Fleisch
Dem ZEF-Leiter zufolge müsste eine solche Steuer für eine Lenkungswirkung beträchtlich ausfallen - Wählerstimmen damit nicht zu gewinnen - DGE-Präsident Watzl: Neue Ernährungsempfehlungen werden erarbeitet - Abteilungsleiterin Bell: Die Ernährungsstrategie ist eine wichtige Stellschraube zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele. (c) proplanta
Die Chancen auf eine Fleischsteuer zur Förderung eines solchen Ernährungsstils stuft er aber als gering ein, zumal diese beträchtlich sein müsste, um eine Lenkungswirkung zu entfalten.

„Und beträchtliche Steuern sind auch nicht unbedingt beliebt“, so der Leiter vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) am Mittwoch (15.3.) auf dem 60. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Dieser Stand unter dem Motto „Pflanzenbasierte Ernährung im Fokus. Vielseitig und zukunftsfähig“.

Qaim wies zudem darauf hin, dass die Akzeptanz für Steuern auf Fleisch mit einer Begründung auf das Tierwohl höher liege als auf dem Klimaschutz. „Das ist sehr interessant. Wenn es tatsächlich an’s Eingemachte geht, ist die Akzeptanz niedriger als beim Tierwohl“, betonte der Agrarökonom.

Wählerstimmen seien hiermit nicht zu gewinnen. Daher schrecke die Politik vor solchen Maßnahmen zurück. Bildung und Wissensvermittlung wiederum dauerten aber relativ lange, bis es zu einem Wandel komme.

Überall Veganismus nicht sinnvoll



Als weitere mögliche Stellschraube hin zu einem Ernährungswandel nannte der ZEF-Leiter den Abbau der tierischen Produktion über strengere nationale Vorschriften. Dann besteht laut Qaim allerdings die Gefahr, dass künftig verstärkt tierische Produkte importiert werden und der hiesige Fleischkonsum auf dem derzeitigen Niveau bleibt.

An einer drastischen Reduktion der hohen Verbrauchsmengen an Fleisch führt für den ZEF-Leiter aber kein Weg vorbei, wenn es mit der Nachhaltigkeit ernstgenommen werden solle. „Wir müssen bewusster konsumieren“, betonte Qaim in Richtung Verbraucher. Dass nun aber alle Veganer werden, sei nicht notwendig. „Veganismus für alle ist nicht nötig und global auch nicht die nachhaltigste Form der Ernährung“, stellte der Agrarökonom klar. Er forderte mehr Mut zur Transformation von der Politik.

Es geht nicht mehr nur um Gesundheit



Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Prof. Bernhard Watzl, unterstrich die Notwendigkeit einer pflanzenbasierten Ernährung. Er wies darauf hin, dass derzeit innerhalb der DGE neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen erarbeitet werden. Dabei würden nicht nur Ernährungs- und Gesundheitsaspekte berücksichtigt, sondern auch Nachhaltigkeits- und Umweltkriterien.

Die Ableitung soll der DGE zufolge mittels mathematischer Optimierung stattfinden. Bislang erfolgt sie auf Basis einer adäquaten Nährstoffzufuhr und systematischer Reviews zu Lebensmittelgesundheitsrelationen. Die neuen Ernährungsempfehlungen bilden die Basis für die „10 DGE-Regeln“ und die DGE-Qualitätsstandards, die entsprechend angepasst werden.

Die Abteilungsleiterin für gesundheitlichen Verbraucherschutz im Bundeslandwirtschaftsministerium, Eva Bell, sieht in der geplanten Ernährungsstrategie der Bundesregierung „eine der wichtigsten Stellschrauben“, um die nationalen und internationalen Gesundheits-, Klima-, Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Die Rahmenbedingungen sollten so gestaltet sein, dass eine pflanzenbetonte Ernährung leichter zu realisieren sei. Der Gemeinschaftsverpflegung misst Bell dabei „eine strategische Rolle“ bei.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

 Räumungsklage gegen Schlachthof Aschaffenburg Mitte Mai vor Gericht

 Rund 1.000 Landwirte beantragen 11,25 Millionen Euro für mehr Tierwohl

 Bio-Branche für sichere Finanzierung zum Umbau der Tierhaltung

 Aldi Süd: Auch Rindfleisch nur noch aus höheren Haltungsformen

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken