Ebenso der Ponyclub auf Helgoland, der Wäller Hornviehclub im saarländischen Homburg oder eine Fachklinik Oldenburger Land. Viele Empfänger der jetzt (bis auf Bayern) veröffentlichten Liste mit den deutschen Beziehern von EU-Agrarsubventionen sind auf Anhieb nicht als die eigentlichen Adressaten erkennbar. Sogar rund 190 deutsche Städte oder Stadtwerke profitieren etwa davon. Auch mehrere Kunsthäuser wie das Emsland Moormuseum. Selbst Hochschulen stellten erfolgreich Anträge. Mehr als 100.000 Euro strich allein die Universität
Hohenheim ein.
Rund deutsche 20 Klöster sammelten ebenfalls EU-Gelder ein, in einem Fall einen Betrag von knapp 300.000 Euro. Zu den Direktempfängern gehören auch 17 Gestüte, vom Rennstall Zoppenbroich bis zum ehemaligen Springreiter-Ass Alwin Schockemöhle. Für Auto- Erben Wolfgang Porsche blieb noch ein kleiner Betrag übrig. Zu den Empfängern gehören weiter diverse Stiftungen. Knapp 612.000 Euro aus Brüssel konnte etwa die Hessische Hausstiftung verbuchen, die vor allem die Kunstsammlung der früheren Herrscherfamilie samt Weingut verwaltet.
Neben vielen zum Teil kuriosen Zahlungen konnten sich auch eine Reihe von Politikern mit Hof- oder Landbesitz über EU-Hilfen freuen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Röring, dem ein Schweinemastbetrieb im Ostwestfälischen gehört, kam laut Internet- Liste auf mehr als 38.000 Euro Förderung. Noch 1.000 Euro mehr wurden seinem Fraktionskollegen Bernhard Schulte-Drüggelte überwiesen, der am Möhnesee einen historischen Gutshof besitzt. Mit gut 11.000 Euro ist auch der FDP-Wirtschaftsexperte Paul Friedhoff dabei, dessen Familie im Oldenburger Münsterland einen «Erlebnis»-Bauernhof betreibt.
Zum Teil weit stattlichere Beträge flossen aus Brüssel an Spitzenfunktionäre des Deutschen Bauernverbandes, der bis zuletzt die Veröffentlichung verhindern wollte. So gingen an den schleswig- holsteinischen Verbandschef Werner Schwarz, der in der Nähe von Bad Oldesloe ein Gut betreibt, 162.000 Euro. Sein saarländischer Amtskollege Klaus Lafontaine kam auf 117.000 und der rheinische Verbandspräsident Friedhelm Decker auf 50.000 Euro. Ein Landwirtschaftsbetrieb in Bad Langensalza, bei dem Thüringens Bauern- Präsident Klaus Kliem Geschäftsführer ist, bekam 1,6 Millionen aus den Brüsseler Kassen.
Auch in der Spitze des Bauernverbandes gibt es namhafte Empfänger. Vizepräsident Werner Hilse, der dem
Landvolk in Niedersachsen vorsteht, kam auf rund 111.000 Euro an Direkthilfen für seinen eigenen Gemischtbetrieb. Für die
Agrarflächen von Mit-Vize Norbert Schindler aus Rheinland-Pfalz weist die Liste einen Betrag von 93.000 Euro aus. Die Gelder für den Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Carl-Albrecht Bartmer, summierten sich auf knapp 366.000 Euro für sein Gut Löbitz. Zahlungen an den Bauernpräsidenten selbst bleiben dagegen einstweilen noch unter der Decke: Gerd
Sonnleitner hat seinen Hof in Bayern. (dpa)