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12.06.2022 | 02:35 | Agrarwirtschaft 

Australien: Landwirtschaft erwartet gutes Wirtschaftsjahr 2022/23

Canberra - Der australische Agrarsektor wird im noch bis Ende Juni laufenden Wirtschaftsjahr 2021/22 neue Rekorde bei der Wertschöpfung, den Exporterlösen und bei den Einkommen der Farmer erzielen.

Landwirtschaft in Australien
Nach dem Rekordjahr 2021/22 wird in der neuen Saison eine immer noch überdurchschnittliche Ernte erwartet - Neues Allzeithoch bei landwirtschaftlichen Exporterlösen möglich - Kosten belasten die Farmer - Neuer Landwirtschaftsminister will für mehr Arbeitskräfte und Biosicherheit sorgen - Australischer Weizenexport 2022/23 auf gut 24 Millionen Tonnen geschätzt - Bestände an Rindern und Schafen steigen wieder. (c) Mareike Schmidt
Für das kommende Jahr 2022/23 müssen laut Schätzung des Australischen Amtes für die Land- und Rohstoffwirtschaft (Abares) zwar gewisse Abstriche gemacht werden, doch dürfte eine weitere überdurchschnittlich gute Saison folgen.

Nach Angaben des neuen Landwirtschaftsministers Murray Watt wird der Produktionswert der Landwirtschaft 2021/22 auf einen historischen Höchstwert von 83,1 Mrd A$ oder umgerechnet 56,0 Mrd Euro steigen; für das folgende Jahr wird eine moderate Abnahme um rund 3 % auf 54,2 Mrd Euro erwartet. Dafür könnten die Erlöse aus dem Agrarexport 2022/23 laut Abares mit 43,8 Mrd Euro ein neues Allzeithoch erreichen.

„Ich freue mich, berichten zu können, dass die jüngste Prognose für 2022/23 Rekordexporterlöse und ein zweites Jahr in Folge einen überdurchschnittlich hohen Produktionswert voraussagt", so Watt. Für viele Farmer dürften jedoch die hohen Produktionskosten und der schwierige Zugang zu landwirtschaftlichen Arbeitskräften weiter eine Herausforderung darstellen. „Deshalb habe ich diese Themen als neuer Minister zu den wichtigsten Prioritäten erklärt“, erläuterte der Agrarressortchef.

Zu den vorrangigen Aufgaben gehören ihm zufolge auch der Schutz vor der Einschleppung von Tier- und Pflanzenkrankheiten sowie der Ausbau der Biosicherheit. Watts kündigte zudem an, den Landwirten dabei zu helfen, mehr Wertschöpfung aus ihren Erzeugnissen zu ziehen.

„Wir wollen, dass Australien nicht nur Weizen anbaut, sondern auch Mehl, Kekse und Kuchen herstellt und Fleisch für den nationalen und internationalen Markt verarbeitet und verpackt“, erklärte der Minister. Dafür würden 337 Mio Euro über den Nationalen Wiederaufbaufonds investiert, um die Landwirte zu ermutigen, neben dem Verkauf von Rohstoffen nach Übersee auch mehr Nahrungsmittel in Australien selbst anzubauen, die vor Ort verarbeitet werden könnten.

Weniger Weizen



Die meist ausreichenden Niederschläge durch das Wetterphänomen La Niña haben den Analysten von Abares zufolge dazu geführt, dass 2022/23 die Gesamtanbaufläche von Wintergetreide und Ölsaaten mit 23,4 Mio ha nahezu auf dem Rekordniveau der Vorsaison stabil blieb. Allerdings dürften niedrigere Hektarerträge zu einer geringeren Ernte als in der Vorsaison führen. Hierbei dürfte laut Abares auch der sparsamere Umgang mit dem teuren Dünger eine Rolle spielen.

Für die Hauptfrucht Weizen wird trotz des um 1 % erweiterten Anbauareals ein Rückgang der Druschmenge gegenüber dem vorherigen Rekordjahr um 6 Mio t oder 16,5 % auf 30,35 Mio t prognostiziert. Dies wäre aber immer noch die vierthöchste Erzeugung aller Zeiten und das Zehnjahresmittel würde damit um 22 % übertroffen. In Zeiten des Ukraine-Krieges und einer knappen Weltmarktversorgung ist die Schätzung für den australischen Weizenexport besonders interessant.

Laut Abares soll dieser 2022/23, auch durch den Rückgriff auf Lagerware, bei 24,15 Mio t liegen und das Vorjahresniveau nur um rund 2 % unterschreiten. Das Zehnjahresmittel würde mit dieser Ausfuhrmenge von Weizen um etwa 40 % übertroffen.

Die Prognose von Abares liegt etwas unter derjenigen der Rabobank, die kürzlich die Exportmenge für die kommende Saison auf etwa 26 Mio t geschätzt hatte. Den durchschnittlichen Weizenpreis in Australien sehen die Analysten für 2022/23 in einer mit Unsicherheiten behafteten Schätzung bei 352 Euro/t; das wären gut 7 % mehr als in der Vorsaison.

Raps statt Gerste



Für Gerste wird von den Rohstoffexperten aus Canberra ein recht deutlicher Produktionsrückgang gegenüber 2021/22 um 2,84 Mio t oder gut ein Fünftel auf 10,89 Mio t erwartet. Neben geringeren Hektarerträgen spielt hierbei auch die um 5,4 % verringerte Anbaufläche im Vorjahresvergleich eine Rolle. Der frühere Hauptkunde China hat aus politischen Gründen prohibitiv hohe Einfuhrzölle für australische Gerste eingeführt und dies als Antidumpingmaßmahne bezeichnet.

Weil der Absatz in China fast zum Erliegen gekommen ist, wurden nun vermehrt frühere Gerstenfelder mit Raps bestellt; die Anbaufläche dieser Ölsaat nahm gegenüber 2021/22 um fast 12 % auf einen neuen Rekordwert von 3,43 Mio ha zu. Aber auch bei dieser Frucht dürfte das vorjährige Rekordergebnis bei der Ernte nicht erreicht werden: im Wirtschaftsjahr 2022/23 soll die Druschmenge laut Abares mit 5,61 Mio t um fast 14 % niedriger liegen. Das wäre jedoch immer noch eine sehr gute Ernte, die das Mittel der vergangenen zehn Jahre um fast die Hälfte übertreffen würde.

Die für die kommende Saison zur Verfügung stehende Exportmenge an Raps  beziffert die Rohstoffbehörde auf 4,56 Mio t. Das wären zwar 10,0 % weniger als 2021/22, aber 60 % mehr als im Durchschnitt der vergangenen Dekade.

Höhere Fleischerzeugung



Bei den tierischen Erzeugnissen geht Abares für das kommende Wirtschaftsjahr von einer in der Regel moderat steigenden Produktion und höheren Exporten aus, jedoch sollen sich die Preise von einem Rekordniveau her kommend abschwächen. Im Rinderbereich wird nach einem Tiefstand 2019/20 mit einem weiter zunehmenden Tierbestand gerechnet, der 2022/23 mit 26,5 Millionen Stück das Vorjahresniveau um 6 % übertreffen soll.

Die Rindfleischerzeugung wird laut Prognose um 3,0 % auf 1,94 Mio zunehmen, der Fleischexport um 2,4 % auf 971.000 t und die Lebendausfuhr von Rindern um rund 10 % auf fast 700.000 Stück. Den Exporteuren von Rindfleisch und Lebendtieren soll dies etwa 7,15 Mrd Euro in die Kassen spülen; das wären aufgrund der geringerer erwarteten Verkaufspreise 3,5 % weniger als in der Vorsaison.

Ähnlich sieht die Entwicklung bei Schaffleisch aus, wo die Erzeugung um fast 4 % auf 689.000 t und die Ausfuhr um gut 4 % auf 446.000 t zulegen soll. Bei den Exporterlösen einschließlich der Lebendausfuhr wird jedoch mit einem moderaten Rückgang von etwa 2 % auf 2,5 Mrd Euro gerechnet. Die australische Milcherzeugung wird mit 8,59 Mio t um 0,5 % höher als im Wirtschaftsjahr 2021/22 erwartet.

Umrechnungskurs: 1 A$ = 0,6738 Euro
AgE
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