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26.03.2012 | 11:41 | Agrarmarkt-Informationen 

Auswinterungen und Trockenheit beflügeln weltweite Weizenpreise

Wien - Nach einer Woche steter leichter Preiskorrekturen nach unten begannen ab Donnerstag letzter Woche die Weizennotierungen an den Warenterminbörsen in Paris (Euronext) und Chicago (CBOT) auch den bis dahin schwächelnden Mais wieder in die Höhe zu ziehen.

Weizenpreisentwicklung an der CBoT
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Weizenpreisentwicklung an der CBoT
Neben Short-Abdeckungen an der CBOT halfen dem Weizen immer höher eingeschätzte Auswinterungsverluste und anhaltende Trockenheit in Europa sowie starke Importnachfrage am Weltmarkt auf die Beine. Lediglich der Sojakomplex an der CBOT und Raps an der Euronext setzen ihr Schwächeln fort. Hier wogen Sorgen um die Abschwächung des Wirtschaftswachstums Chinas und seiner Importnachfrage nach Sojabohnen, schwache Exportdaten der USA sowie an externen Faktoren eine Abschwächung des Rohölpreises.

In den österreichischen Kassamarkt brachte in der abgelaufenen Woche ein sich anbahnender, zumindest temporärer Engpass bei Eiweißfuttermitteln frischen Schwung. Dieser erfasste nicht nur die Nachfrage und die Preise von Sojaschrotimporten, sondern als deren Substitut in den Mischfutterrezepturen auch alle Arten von Futtergetreide bis hin zum Brotweizen. Denn, wie es am Markt heißt, würden österreichische Mischfutterwerke - übrigens ebenso wie auch deutsche - zurzeit sogar schon Brotweizen - in Österreich Mahlweizen und in Deutschland nach B- nun gerüchteweise sogar auch schon A-Weizen - aufkaufen und in ihre Rezepturen mischen.
 
Wie es in der Branche heißt, würden im April dreiwöchige Schleusensperren an der Donau in Richtung Rhein sowie von einigen deutschen Ölmühlen angekündigte, auf den Juni vorgezogene und länger als üblich dauernde Revisionsarbeiten in der kommenden Zeit eine Verknappung der Zufuhr von proteinhältigen Futtermitteln nach Österreich erwarten lassen. Ähnliches trifft auch auf Deutschland zu. Der heimische Markt reagierte darauf schon nicht nur mit dem Anziehen der Preise für Sojaschrot, sondern auch mit steigender Nachfrage nach Futtergetreide als Substitut.

 
Stopp der Eiweißfuttermittelzufuhr nach Österreich und Deutschland - Weizen landet im Trog

An der Wiener Produktenbörse zogen am Mittwoch letzter Woche dementsprechend nicht nur die Notierungen für Sojaschrotimporte an, sondern auch die für Mais - wenngleich auch nur der Industriemais notierte, aber im Gefolge der Maisnachfrage um EUR 5,50 auf EUR 182,50 pro t - bis hin zum Mahl- und Qualitätsweizen. Als Indiz dafür, dass dieser Sog in der Futtergetreidenachfrage bis hin zum Brotweizenmarkt für Bewegung sorgt, werten Börsianer die Tatsache, dass das schwächste Brotweizensegment, der Mahlweizen, mit einem Plus von EUR 3,50 pro t auf EUR 187,50 pro t am stärksten von allen Weizennotierungen zulegte.

Wie es heißt, würden Mischfutterwerke - weil Futtergerste, die zwar letzte Woche in Wien nicht notierte, für die aber zurzeit Preise ab Station von netto über EUR 190,- pro t kolportiert werden, und Futterweizen kaum verfügbar sind - schon ähnlich wie ihre deutschen Pendants Brotweizen ungeachtet von Proteingehaltsgarantien aufkaufen. Mit diesem Nachfragesog macht sich der Handel nunmehr nicht nur um den Premiumweizenabsatz aus der Ernte 2011 keine Sorgen mehr, sondern nun auch schon um den Mahlweizenabsatz.


Auswinterungsverluste durch Frost und anhaltende Trockenheit beunruhigen Märkte

Kahlfröste ziehen nach dem abgelaufenen Winter in Europa von Frankreich bis zur Ukraine und auch Russland umfangreiche Auswinterungsverluste an den Winterkulturen Raps, Weizen und Gerste nach sich. Lediglich der Roggen erweist sich als unempfindlicher gegen extrem tiefe Temperaturen. Zu stark geschädigte Flächen müssen die Landwirte im Frühjahr nochmals bestellen. Dafür kommen als Früchte hauptsächlich Mais, Sonnenblumen oder auch Sommergerste in Frage.

So stellte der Vorsitzende des Fachausschusses Getreide des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Klaus Kliem, dieser Tage fest: "Die Auswinterungsschäden auf den Feldern sind in einigen Regionen Deutschlands so umfangreich, dass sich ein Umbruch der Wintersaaten nicht mehr vermeiden lässt. Auf diesen Flächen muss nun Sommergetreide nachgesät werden. Regional ist deswegen die Versorgung mit Saatgut für Sommersaaten schon sehr angespannt." Besonders betroffen seien Gebiete in den östlichen Bundesländern, im Norden Baden-Württembergs, in Hessen sowie im südlichen Niedersachsen.

In Brandenburg müssen laut Landesbauernverband rund 15 % der Wintergerste und etwa 12 % des Winterweizens umgebrochen werden. Beim Raps seien 10 % der Fläche nicht mehr zu retten. In Baden-Württemberg ist vor allem der Norden des Landes betroffen. Hier hat der Dauerfrost zwischen 30 und 70 % der Winterweizen- und -gersteflächen geschädigt, so der dortige Landesbauernverband. Auch Winterraps sei gebietsweise betroffen. Aus dem Hohenlohekreis wird von 50.000 ha geschädigter Fläche berichtet.

Auch in Frankreich sind Winterkulturen umfangreich vom Frost geschädigt. Agrarverbände fordern das Landwirtschaftsministerium auf, einen "klimatischen Notstand" auszurufen und umgehend Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Landwirte zu ergreifen. Betroffen sind laut France Agricole bis zu 700.000 ha, darunter Weichweizen, Winterdurum, Wintergerste und Winterraps.

Ebenso sollen in Polen große Getreideflächen von Auswinterungen betroffen sein. Der polnische Getreideanbauverband KFPZ berichtet von mindestens 500.000 ha Winterweizen sowie 250.000 ha Triticale und Wintergerste, die von Frost geschädigt sein sollen. Es könnte aber sogar bis zu 1 Mio. ha betroffen sein.
 
Dagegen erlebt Spanien derzeit nach Angaben des staatlichen Meteorologischen Instituts den trockensten Winter seit 40 Jahren und befürchtet dementsprechende Ernteausfälle. Auch die österreichischen Landwirte klagen über eine seit dem Herbst anhaltende ausgeprägte Trockenheit. In Marokko bahnt sich aus eben diesem Grund ein wachsender Importbedarf für Getreide an. Die US-Botschaft in Rabat rechnet 2012 mit einer marokkanischen Getreideernte von lediglich etwa 4 Mio. t - im Fünfjahresmittel erntet das Land 6,7 Mio. t. Marokko hat einen Bedarf an Weizen und Gerste von zusammen etwa 12,5 Mio. t. Damit ist es in jedem Fall auf Importe angewiesen. In der laufenden Saison 2011/12 rechnet die US-Botschaft mit 3,2 Mio. t Weizen- und 500.000 t Gerstenimport. Trifft heuer die Missernte wie prognostiziert ein, könnte der Importbedarf auf mehr als 5 Mio. t Weizen und etwa 1 Mio. t Gerste ansteigen. Frankreich ist traditionell Hauptlieferant nach Marokko.
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