Davon geht zumindest das amerikanische
Landwirtschaftsministerium (USDA) aus. Wie aus dessen am Dienstag (9.2.) veröffentlichten Bericht zu den internationalen Getreidemärkten hervorgeht, wird die Volksrepublik 2020/21 insgesamt 10 Mio t Weizen importieren; mit dieser höchsten Menge der vergangenen 25 Jahre würde das Vorjahresniveau um 3,6 Mio t oder gut 67 % übertroffen.
Im Januar hatten die Washingtoner Fachleute mit einem Weizeneinfuhrbedarf Chinas von 9 Mio t gerechnet. Das Ministerium begründete die erneute Anhebung der betreffenden Prognose mit dem hohen Futterbedarf des Landes. Die Importware sei regional wettbewerbsfähiger als Weizen und Mais aus inländischer Erzeugung.
Während der ersten Hälfte der laufenden Vermarkungssaison sei Frankreich der wichtigste Auslandsanbieter von Weizen in China gewesen mit einem Durchschnittspreis von 270 $/t (225 Euro/t); im Vergleich dazu seien chinesischer Weizen und Mais im Mittel um etwa 44 % beziehungsweise 60 % teurer gewesen.
Im Hinblick auf die Maiseinfuhren Chinas gehen die Washingtoner Marktexperten für 2020/21 jetzt von 24 Mio t aus; zuvor waren hier „lediglich“ 17,5 Mio t erwartet worden. Die Vorjahresmenge belief sich auf schätzungsweise 7,6 Mio t.
Auch Indien braucht mehr Weizen
Ihre Prognose für den chinesischen
Weizenverbrauch 2020/21 hoben die US-Fachleute um 5 Mio t auf 140,0 Mio t an, nach 126 Mio im Vorjahr. Davon sollen 30 Mio t auf den Futterbedarf einschließlich Schwund entfallen; dies wäre die größte Menge aller Zeiten.
Auch die Voraussage für Indiens Weizenverbrauch in der aktuellen Saison wurde spürbar heraufgesetzt, und zwar um 3,5 Mio t auf jetzt 103,0 Mio t. Als Grund wird vor allem der Abbau der indischen
Lagerbestände zugunsten staatlicher Corona-Hilfsprogramme genannt.
Den indischen Weizenbedarf für 2019/20 schätzen die Experten auf 95,4 Mio t. Die globale Nachfrage nach Weizen sehen die Washingtoner Fachleute für 2020/21 bei 769,3 Mio t; im Januar waren noch 9,8 Mio t weniger vorausgesagt worden. Dem soll eine Erzeugung von 773,4 Mio t gegenüberstehen. Damit würde sich der Produktionsüberschuss im Vergleich zu 2019/20 um 12,8 Mio t auf 4,1 Mio t verringern.
Weizenausfuhrprognose für Russland unverändert
Die Weizenexporte der EU und des Vereinigten Königreichs dürften der neuen USDA-Prognose zufolge 2020/21 insgesamt 27 Mio t erreichen; das bedeutet gegenüber der Vorhersage von Januar einen Aufschlag von 500.000 t. Allerdings hatte die EU-28 im vergangenen Wirtschaftsjahr 38,4 Mio t Weizen exportiert. Als Argument für die Anhebung der Prognose wurden die zuletzt flotten Exporte und die gestiegene
Wettbewerbsfähigkeit des EU-Weizens gegenüber der russischen Konkurrenz angeführt.
Die Voraussage für die Weizenausfuhren Russlands beließ das US-Ministerium dagegen trotz der zuletzt von Moskau angekündigten Getreidezölle bei 39 Mio t, nach 34,4 Mio t im Vorjahr. Dagegen setzte Washington seine Erwartung für die argentinischen Weizenexporte 2020/21 um 1 Mio t auf 11 Mio t nach unten; das wäre die kleinste Menge der vergangenen fünf Jahre.
Als Begründung führen die US-Beamten an, dass die jüngste
Weizenernte im „Land der Gauchos“ wegen Trockenheit und Kälte nur 17,2 Mio t erbracht haben dürfte; das wäre das niedrigste Niveau seit 2015/16. Außerdem seien die argentinischen Weizenlieferungen ins Ausland durch logistische Probleme, unter anderem durch Streiks der Lastwagenfahrer, deutlich gebremst worden. Für die kommenden Monate sei zu erwarten, dass sich die Konkurrenz um die Nutzung freier Schiffskapazitäten zu Lasten der Ausfuhren von argentinischem Getreide verschärfen dürfte.
China im Maiskaufrausch
Die kräftige Anhebung der Maisimportvorhersage für China um 6,5 Mio t wird unter anderem mit den umfangreichen Maislieferungen der Ukraine in die Volksrepublik im Dezember 2020 begründet. Zudem hätten US-Exporteure im vorigen Monat mit chinesischen Kunden Verträge über die
Lieferung beträchtlicher Maismengen bis August abgeschlossen.
Zusammengenommen mit dem bereits von Anfang September bis Ende Januar nach China verschifften US-Mais ergibt sich für die Vereinigten Staaten bei dieser Getreideart eine Rekordliefermenge in die Volksrepublik von 17,7 Mio t. Wenn die US-Analysten Recht behalten, würde China zum größten Maisimporteur der Welt aufsteigen.
Mehr Mais aus Amerika
Die bisherige Nummer eins auf der Rangliste der Maisimporteure - die EU-28 - wird nach der aktuellen USDA-Prognose 2020/21 mit einer Einfuhrmenge von voraussichtlich 15,5 Mio t auf den vierten Platz zurückfallen. Zuvor hatten die Washingtoner Marktexperten die betreffenden Importe noch auf 18,0 Mio t taxiert. Den Abschlag begründen sie mit schleppenden Einkäufen in den vergangenen Wochen. Außerdem wurde die Voraussage für den Maisverbrauch in der EU-28 um 2,5 Mio t auf 77 Mio t nach unten gesetzt.
In der Saison 2019/20 waren es noch 81,0 Mio t gewesen. Mit Blick auf die Seite der Exporteure hob das USDA seine Erwartungen für die Maisausfuhren der USA angesichts des zuletzt regen Geschäftsverlaufs um 1 Mio t auf 65 Mio t an. Auch seine Voraussagen für die Maisexporte Brasiliens und Argentiniens setzten die Fachleute herauf, und zwar jeweils um 0,5 Mio t auf 40,5 Mio t beziehungsweise 32 Mio t. Die Verschiffungen aus den beiden südamerikanischen Ländern seien umfangreicher ausgefallen als zuvor erwartet worden war, hieß es dazu.
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