Nach einer am Donnerstag (13.1.) vorgelegten Schätzung der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA) dürften die Ausfuhren deutscher
Agrarprodukte und
Lebensmittel sowie
Landtechnik 2021 wertmäßig bei 83,9 Mrd. Euro gelegen haben; das wären 4,7 % mehr als im Jahr zuvor.
Ohne Landtechnik wird ein Plus von 2,9 % auf 75,9 Mrd. Euro erwartet. Die Handelsbilanz aller Agrarbranchen zusammen blieb allerdings mit einem Defizit von insgesamt 16,5 Mrd. Euro stark negativ. Ungeachtet dessen stand die Bundesrepublik 2021 nach den USA, Frankreich und Brasilien auf Platz vier der größten Agrarexportnationen der Welt.
Besonders gefragt waren im Ausland Deutschlands Molkereiprodukte, Süßwaren und Landtechnik. Beim
Schweinefleisch verzeichneten die Exporteure jedoch wegen der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) und ungelöster Fragen bei der Regionalisierung einen drastischen Einbruch des Drittlandsgeschäfts; hier verringerten sich die Erlöse um 48 %. Zudem mussten sich die deutschen Händler auch 2021 mit etlichen anderen Problemen auseinandersetzen.
Nach Darstellung von GEFA-Sprecher Hartmut Kretschmer vom Deutschen
Milchkontor (
DMK) hat es wegen der anhaltenden Corona-Pandemie erhebliche Segmentverschiebungen zum Online-Handel und zum stationären
Lebensmittelhandel zu Lasten der Gastronomie gegeben.
Tierseuchen, weltweit gesperrte Märkte für einzelne Produktkategorien, stark negative Auswirkungen des Brexit sowie allgemein weiterhin nicht zugängliche Märkte hätten die Branche ebenfalls belastet. Hinzu seien deutlich höhere Kosten für Transport und Logistik gekommen, die beispielsweise für gekühlte
Molkereiprodukte bei einigen Destinationen fast das Doppelte des Vorjahresniveaus erreicht hätten.
Marktöffnung vorantreibenDie GEFA forderte deshalb die neue Bundesregierung auf, der Agrarexportbranche bei diesen Fragen unter die Arme zu greifen. Dringenden Handlungsbedarf sieht die Vereinigung insbesondere bei der Marktöffnung, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Freihandelsverträge und Regionalisierungsabkommen. Deren Fehlen verhindere derzeit unter anderem die
Lieferung von Schweinefleisch nach China und Südkorea.
Derartige Abkommen könnten aber nur auf staatlicher Ebene verhandelt werden, so der stellvertretende GEFA-Sprecher Jan-Bernd Stärk von Westfleisch. Notwendig bleibe aber auch der fortgesetzte Abbau von tarifären und nicht tarifären Handelsbeschränkungen. Hierzu biete die GEFA dem
Bundeslandwirtschaftsministerium ihre Dialogbereitschaft und Unterstützung an, betonte Stärk.
Landtechnik stark nachgefragtNach einzelnen Branchen aufgeschlüsselt liegen die Auslandsumsätze des Agrar- und Ernährungssektors bisher nur bis einschließlich Oktober 2021 vor. Mit dem Export von Molkereiprodukten erzielten deutsche Unternehmen Destatis zufolge in diesem Zeitraum einen Umsatz von 9 Mrd. Euro, was im Vergleich mit den ersten zehn Monaten von 2020 einem Plus von 4,6 % entspricht. Deutlich zulegen konnten ebenfalls die Süßwaren, und zwar um 6 % auf 7,5 Mrd. Euro, während der Export von Backwaren mit 5,5 Mrd. Euro nur um 0,6 % wuchs.
Wesentlich stärker ging es bei der Landtechnik nach oben. Hier schätzt der Fachverband Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau (VDMA) die Ausfuhren im Berichtszeitraum auf einen Wert von 7 Mrd. Euro, was 24 % mehr sind als im Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2021 rechnet der
VDMA mit Ausfuhren von wertmäßig 8 Mrd. Euro; dies wäre immer noch ein Plus von 18 % zum Vorjahr.
Schweres Jahr für FleischexporteureSchwierig war 2021 für die Exporteure von Fleisch und Wurstwaren, vor allem wegen der ASP in Asien und den internationalen Auswirkungen der Corona-Pandemie. In den ersten zehn Monaten des Jahres wurden deshalb nur Waren im Wert von 6,9 Mrd. Euro ins Ausland geliefert, was gegenüber dem vorhergehenden Zehnmonatszeitraum einem Rückgang von 15 % entsprach.
Die Exporteure von lebenden Tieren mussten ein Minus von 10,9 % auf 0,9 Mrd. Euro hinnehmen. Das Geschäft wurde auch hier nach Angaben von Dr. Hubert Cramer vom Bundesverband Rind und Schwein (BRS) durch die weltweit auftretenden Tierseuchen behindert. Der Export lebender Pflanzen legte dafür im selben Zeitraum um 6,8 % auf 0,9 Mrd Euro zu.
Abwärts ging es bei Obst, Gemüse und Kartoffeln, wenngleich der Rückgang mit minus 2,3 % auf 3,4 Mrd. Euro längst nicht so stark ausfiel wie bei den tierischen Produkten. Der Verkauf von Wein ins Ausland entwickelte sich nach einem regelrechten Absturz im Vorjahr wieder deutlich positiv.
Mit 0,9 Mrd. Euro zog der Exportwert hier in den ersten zehn Monaten von 2021 zum Vorjahr um 7,0 % an. Auch der
Bierabsatz verbesserte sich. Der Exportwert lag im Berichtszeitraum bei 1,0 Mrd. Euro und damit um immerhin 2,2 % über dem des Vorjahres.