Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.08.2022 | 02:57 | Getreidemarkt 2022 

Drittschwächste Getreideernte der letzten 20 Jahre in Deutschland erwartet

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren aufeinander folgenden Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen waren die Welt-Getreideendbestände zum 30.06.2020 auf 636 Mio. t angewachsen.

Getreidepreise 2022
Bild vergrößern
(c) proplanta
Die Welt-Getreidebilanz 2020/21 fiel hingegen nach einer anfänglichen Überschussprognose deutlich ins Negative und zeigte sich zum Abschluss des Wirtschaftsjahres am 30.06.2021 mit einem Bestandsabbau von 22 Mio. t auf 614 Mio. t defizitär. Das zu Ende gegangene Getreidewirtschaftsjahr 2021/22 soll nach Julizahlen des USDA dagegen mit +4 Mio. t gut ausgeglichen geendet haben. In der dritten Einschätzung des begonnenen Getreidejahres 2022/23 zeigt sich hingegen von Anfang an ein deutliches Defizit.

Die Erzeugung taxiert das USDA auf 2.249 Mio. t, rund 35 Mio. t weniger als im Vorjahr. Der Verbrauch soll mit 2.253 Mio. t über der Produktion liegen. Die Endbestände werden mit rund 605 Mio. t deutlich rückläufig gesehen. Hauptgrund für das schwächere Ergebnis ist die durch den Krieg bedingte rückläufige Getreideproduktion in der Ukraine (-35 Mio. t). Aber auch die europäische Ernte fällt, bedingt durch starke Sommertrockenheit in ganz Europa, deutlich schwächer aus als ursprünglich erhofft.

Hinzu kommt aktuell, dass auch im Corn-Belt in den USA derzeit Trockenheit herrscht, so dass die Marktakteure zwischenzeitlich um eine solide Welt-Versorgung bangen. In Bezug auf den diesjährigen Getreideexport aus der Schwarzmeerregion hatte sich ein gewisser Optimismus eingestellt, nachdem erste erfolgreiche Gespräche andeuteten, dass Getreide über das Schwarze Meer verschifft werden könnte. Allerdings lässt so manche Kriegshandlung wie der Angriff des Hafens von Odessa durch die russische Armee immer wieder Zweifel aufkommen, ob die getroffenen Vereinbarungen auch tragen.

Ende Juli 2022 taxiert die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2021/22 auf 293,8 Mio. t, den Binnenverbrauch unverändert auf 260,5 Mio. t. Das Ergebnis der vorjährigen Ernte war damit zufriedenstellend, die Endbestände konnten zum 30.06.2022 auf 49,4 Mio. t zulegen. In Bezug auf die neue Saison 2022/23 trüben sich die Nachrichten wegen der europaweitenSommertrockenheit zunehmend ein.

War man im März noch davon ausgegangen, dass die EU 2022 eine Getreideernte von 297,7 Mio. t einfahren könnte, so spricht die Julischätzung nur noch von 278,5 Mio. t. Weniger Weizen (-8 Mio. t), Mais (-9 Mio. t) und Gerste (-2 Mio. t) sind die Ursache. Als Folge wird es gegenüber der Märzschätzung weniger Exporte (52,5 Mio. t, -2 Mio. t) und deutlich höhere Maisimporte (16,5 Mio. t, +7,5 Mio. t) geben. Hinzu kommt ein Rückgang der Endbestände auf 39,6 Mio. t.

Die deutsche Getreideernte 2021 wurde vom Statistischen Bundesamt auf 42,36 Mio. t geschätzt. Es handelt sich dabei um die drittschwächste Ernte der letzten 20 Jahre. Nur die Trockenjahre 2003 und 2018 waren noch schwächer ausgefallen. Die Getreidefläche war 2021 mit nur 6,05 Mio. ha die niedrigste der letzten 20 Jahre. Der Ertrag hingegen lag mit 70,0 dt/ha leicht über dem Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre (69,1). 2021 war geprägt von nasskalter Witterung während des ganzen Sommers. Ganz anders die Witterung 2022.

Deutschlandweite Sommertrockenheit schürt Befürchtungen, dass die Ernte in Menge und Qualität noch schwächer ausfallen könnte als im Vorjahr. Zwar schätzte der DRV Mitte Juli bei einer Anbaufläche von 6,08 Mio. ha die Ernte noch auf 43,17 Mio. t. Heute, 14 Tage später hat sich die Situation deutlich verschlechtert. Vor allem im Osten Deutschlands vertrocknen die Bestände. Inzwischen leidet auch der Körnermais so stark, dass Mindererträge oder gar Ausfälle befürchtet werden. Es ist zu befürchten, dass die bislang genannten Erntezahlen nochmals nach unten korrigiert werden müssen.

Der Bio-Getreidemarkt wartet sowohl bei Speise- als auch bei Futtergetreide auf die neue Ernte. Hafer und Dinkel sind weiterhin in ausreichender Menge vorhanden, alle anderen Getreidearten sind unterversorgt. Wegen der Trockenheit in einigen Regionen Deutschlands wird mit Ausfällen, Schmachtkorn und damit einer geringeren Ernte gerechnet. Die Preisfindung gestaltet sich schwierig und so wurden bisher deutlich weniger Abschlüsse getätigt als sonst um diese Jahreszeit. Insgesamt wird aber mit stabilen Preisen gerechnet.

Die Bio.Getreidepreise notierten frei Verarbeiter im Juni für Brotweizen bei 53,0 €/dt und für Speisehafer bei 38,4 €/dt. Bio-Futtergetreide und Bio-Eiweißfuttermittel sind weiterhin knapp, auch wenn bei Getreide noch einige Partien aus der alten Ernte auf den Markt kommen. BioEiweißfuttermittel werden immer teurer, die neue Ernte wird sehnlichst erwartet. Frei Verarbeiter lagen die Preise im Juni für Futtergerste bei 45,8 €/dt, für Futterweizen zwischen 40 und 52 €/dt, für Ackerbohnen bei 64,9 €/dt und für Futtererbsen bei 69,6 €/dt.
LEL Schwäbisch Gmünd
zurück
Seite:123
weiter
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Erntejahr 2023 war in Niedersachsen zu nass und zu warm

 Kleinere Getreideernte in Russland erwartet

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken