Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
03.10.2022 | 09:13 | Getreidemarkt 

Getreide-Überschussbilanz seit längerem wieder negativ

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen (Ausnahme 2018/19) waren die Welt-Getreideendbestände zum 30.06.2020 auf ein solides Niveau von 636 Mio. t angewachsen.

Getreidehandel
(c) proplanta
Die Welt-Getreidebilanz 2020/21 fiel dagegen nach einer anfänglichen Überschussprognose deutlich ins Negative und zeigte sich am 30.06.2021 mit einem Bestandsabbau von gut 22 Mio. t auf 614 Mio. t defizitär. Das vor Kurzem zu Ende gegangene Getreidewirtschaftsjahr 2021/22 soll nach den Septemberzahlen des USDA hingegen mit einem knappen Plus von rund 1 Mio. ausgeglichen geendet haben. In der fünften Einschätzung für 2022/23 zeigt sich von Anfang an wieder ein deutliches Defizit.

Die Erzeugung sieht das USDA mit 2.248 Mio. t um 37 Mio. t niedriger als im Vorjahr. Der Verbrauch soll mit 2.252 Mio. t über der Produktion liegen. Die Endbestände von 598 Mio. t unterschreiten damit erstmals seit 7 Jahren wieder die 600er Marke. Die Gründe liegen in der kriegsbedingt niedrigeren Getreideproduktion der Ukraine (-35 Mio. t), sowie schwächeren Ernten in der EU-27 (-20 Mio. t) und den USA (-30 Mio. t). Bessere Ernten in Regionen wie Südamerika, Kanada, Australien und Russland können das Minus nicht vollständig ausgleichen.

Der Getreideexport aus der Schwarzmeerregion war nach Vereinbarung des Getreideabkommens ordentlich angelaufen, steht aber aktuell wieder auf tönernen Füßen. Präsident Putin will das Getreideabkommen nachverhandeln. In Summe muss festgehalten werden, dass eine Vielzahl von Faktoren die Marktentwicklung beeinflussen. Die großen Fragezeichen heißen nach wie vor Wetter, Politik und Weltwirtschaft, Schwarzes Meer, Rohöl und Wechselkurse.

Ende August 2022 taxierte die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2021/22 auf 293,8 Mio. t, den Binnenverbrauch auf 260,5 Mio. t. Das Ergebnis der vorjährigen Ernte war damit zufriedenstellend, die Endbestände konnten zum 30.06.2022 auf 48,4 Mio. t zulegen. 2022/23 dagegen fiel deutlich schlechter aus, als erwartet. War man im März noch von einer Ernte von 297,7 Mio. t ausgegangen, so hat die europaweite Sommertrockenheit einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Augustschätzung spricht nur noch von 272,7 Mio. t.

Weniger Weizen (-Mio. t), Mais (-13 Mio. t) und Gerste (-2 Mio. t) sind die Ursachen. Demzufolge wird es weniger Exporte (51,5 Mio. t; -4 Mio. t) und deutlich höhere Maisimporte (20,0 Mio. t, +11 Mio. t) gegenüber der Märzschätzung geben. Hinzu kommt ein Rückgang der Endbestände auf 37,5 Mio. t.

Die deutsche Getreideernte 2021 wurde vom Statistischen Bundesamt auf 42,36 Mio. t ausgewiesen. Es handelt sich dabei um die drittschwächste Ernte der letzten 20 Jahre. Nur in den Trockenjahren 2003 und 2018 gab es noch weniger. Die Getreidefläche war 2021 mit nur 6,05 Mio. ha die kleinste der letzten 20 Jahre. Der Ertrag lag mit 70,0 dt/ha dagegen leicht über dem Mittel der letzten 5 Jahre (69,1). 2021 war geprägt von nasskalter Witterung während des ganzen Sommers. Ganz anders die Witterung 2022.

Deutschlandweite Sommertrockenheit dezimierte die diesjährige Ernte in Menge und Qualität. Die erste Schätzung des Statistischen Bundesamtes sieht die Getreideernte ohne Mais bei 39,711 Mio. t (Vj.: 37,897). Die Körnermaisernte soll nach Schätzung des BMEL mit 3,5 Mio. t rund 25% schwächer ausfallen. Insofern liegt das Ergebnis der Ernte 2022 trotz deutlich größerer Anbaufläche von 6,125 Mio. ha nur unwesentlich über dem des Vorjahres.

Die Bio-Getreideernte ist vielerorts besser ausgefallen als nach der langen Dürreperiode erwartet, vor allem bei den Winterungen, die Sommerungen dagegen haben gelitten. Hafer und Weizen sind gesucht, Roggen, Dinkel und Gerste sind ausreichend vorhanden. Der Markt zeigt sich ruhiger als sonst um diese Jahreszeit.

Die Unsicherheit in Bezug auf die Nachfrageentwicklung lässt viele Marktakteure, sofern möglich, abwarten. Insgesamt wird aber mit einer steigenden Nachfrage und damit mit stabilen Preisen gerechnet. Die Bio-Getreidepreise notierten frei Verarbeiter im August für Brotweizen bei 53,80 €/dt, für Dinkel bei 42,20 €/dt, für Roggen bei 43,20 €/dt und für Speisehafer bei 43,1d €/dt.

Die Versorgung mit Bio-Futtergetreide ist ausreichend, auch weil die Futternachfrage zurückgeht. Die Versorgung mit Bio-Eiweißfuttermitteln hingegen ist weiterhin knapp, insbesondere bei heimischen Leguminosen wie Ackerbohnen und Erbsen. Frei Verarbeiter lagen die Preise im August für Futtergerste im Schnitt bei 41,90 €/dt, für Futterweizen bei 44,80 €/dt, für Ackerbohnen bei 62,90 €/dt und für Futtererbsen bei 62,70 €/dt.
LEL Schwäbisch Gmünd
zurück
Seite:123
weiter
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

 Matif-Futures erholen sich

 Höhere Zölle auf russisches Getreide

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken