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20.02.2012 | 13:08 | Agrarmärkte 

Getreidemärkte: Sind schon alle bad news eingepreist?

Wien - Die bisher sich abzeichnenden Risikofaktoren für die kommenden Ernten 2012 gelten an den internationalen Warenterminbörsen als "eingepreist".

Weizenpreisentwicklung an der MATIF
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(c) proplanta
Das heißt: Es müssten neue, gröbere bad news herankommen, um die globalen Getreidepreise weiter in die Höhe zu treiben, beziehungsweise sorgt jede Entspannung der Szenarien - wie zum Beispiel die Abschwächung von La Nina in Südamerika, neue Schätzungen einer Rekord-Weizenernte in Australien oder die Annahme, die westeuropäischen Wintergetreidebestände hätten die sibirische Kälte ohne gröbere Auswinterungsverluste überstanden - für Druck auf die Preise.

Für ein Auf oder Ab sorgen auch immer wieder die Wechselbäder der Stimmungslage in der europäischen und speziell griechischen Finanzkrise, die Euro-Dollar-Parität und börsentechnische Faktoren. Vor diesem Hintergrund bewegte sich letzte Woche an der europäischen Leitbörse Euronext in Paris der Weizenfutures für den vordersten Termin, März 2012, nach einem Tief am Montag bei EUR 206,75 pro t in einem Auf und Ab bis Donnerstag auf EUR 212,75 pro t und blieb auch am Freitagvormittag spürbar im Plus. Weiterhin bleiben die Weizenkurse an der Euronext "invers", das heißt der Fronttermin notiert deutlich höher als der letzte Liefertermin 2011/12, und auch über dem für die Ernte 2012 maßgeblichen November-Liefertermin, der am Donnerstag bei EUR 191,50 pro t schloss.
 
Mais, der am Donnerstag in Paris bei EUR 206,75 pro t schloss, befestigte sich im Wochenverlauf leicht und stetig um EUR 1,75 pro t und Raps legte ebenso beständig von EUR 449,75 auf EUR 454,75 pro t zu. Nachdem der Rapsmarkt in Europa schon aus der Ernte 2011 knapp versorgt ist, bereitet diese Kultur wegen ihrer Kälteempfindlichkeit auch die meisten Sorgen, was Auswinterungsschäden betrifft. 
 
 
Strategie Grains: EU wenig von Auswinterungen betroffen 
 
Die Februar-Ausgabe der einflussreichen französischen Getreidemarktanalyse "Strategie Grains" bestätigte am Donnerstag auch für den EU-Raum diese Risikoeinschätzung für die Folgen der Frostperiode. Demnach seien Weizen und Roggen ohne signifikant über dem normalen Ausmaß anzusehende Auswinterungsschäden davongekommen und seien am ehesten Raps und Wintergerste betroffen. Regional sollten die markantesten Schäden in Österreich, Tschechien, der Slowakei sowie in Rumänien und Polen auftreten. Dies habe dort den Umbruch der geschädigten Wintersaaten und die Neubestellung mit Sommerungen wie Mais zur Folge. 
 
Dramatische Nachrichten über Auswinterungsschäden werden dagegen aus der Ukraine vermeldet. Hier sollen bis zu 3,5 Mio. ha der 8,4 Mio. ha mit Wintersaaten bestellten Ackerfläche im Frühjahr umgebrochen werden müssen.
 
 
Strategie Grains analysiert EU-Getreidebilanzen 2011/12 und 2012/13
 
Die Weizenbilanz 2011/12 der EU sieht Strategie Grains weiterhin eher komfortabel, was die Preise in der Restsaison an einem starken Anstieg hindern sollte. 2012/13 sieht der Analyst weltweit neuerlich eine komfortable Weizenbilanz und speziell in der EU aufgrund eines im Jahresvergleich um 4 Mio. t höheren Angebots bei einer schwächeren Verbrauchszunahme um 0,8 Mio. t eine schwere und auf die Preise drückende Situation. Die Experten prognostizieren für die EU-27 2012 eine Weizenernte von 132,7 Mio. t auf einer Anbaufläche von 23 Mio. ha (minus 1 % gegenüber 2011) - das sind um 0,6 Mio. t weniger als in der Januar-Schätzung, aber um 3,3 Mio. t oder 2,6 % mehr als aus der Ernte 2011.
 
Signifikante Flächenverschiebungen 2012/13 gegenüber 2011/12 weist die Analyse beim Hartweizen mit einem Plus von 8 % (2,8 Mio. ha) und Roggen mit 5 % Zunahme (2,4 Mio. ha) aus. 
 
Bei Gerste soll sich 2011/12 der Überschuss wegen des Wiederanstiegs der Nachfrage im Tierfutter verringern und den Preisen aus der Ernte 2011 wenig Rückgangspotenzial eröffnen, zumal sich auch 2012/13 eine ausgeglichene Marktlage ankündigt.

Qualitätsprobleme aus der Ernte 2011 bescherten der EU dagegen eine sehr angespannte Marktlage mit festen Preisen. Eine Entspannung 2012/13 könne erst dann erwartet werden, wenn die Ernte 2012 auch tatsächlich das hält, was sie verspricht, wobei die Braugerstenpreise für die Ernte 2012 aber ohnehin schon unter denen aus der alten Ernte liegen. Die Landwirte in der EU dürften den Gerstenanbau zur Ernte 2012 im Vergleich zu 2011 um 3 % auf 12,3 Mio. ha ausweiten und die Ernte wird mit 54,6 Mio. t nach 51,9 Mio. t 2011 prognostiziert. 
 
Beim Mais sei die Bilanz der EU im laufenden Wirtschaftsjahr 2011/12 knapp ausgeglichen und die Preise sollten bis Saisonende von der global sehr engen Maisbilanz mit einer Ratio von stock to use von 13,7 % gestützt bleiben. Im Gegensatz zum globalen Trend, wo Strategie Grains 2012/13 einen starken Produktionsanstieg insbesondere in den wichtigsten Exportregionen USA und Südamerika erwartet, soll die Maisernte 2012 in der EU mit 62,6 Mio. t um 2,5 Mio. t oder 3,8 % hinter dem Vorjahresergebnis von 65,1 Mio. t zurückbleiben. Die Maisfläche in der EU-27 zur Ernte 2012 schätzt Strategie Grains mit 9 Mio. ha gegenüber 2011/12 um 1 % im Plus.
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