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08.09.2012 | 12:43 | DLG-Unternehmertage 

Getreidepreise werden weiter steigen

Frankfurt/Main - Die positive Preisentwicklung im Marktfruchtbau wird anhalten. Darüber waren sich die Experten aus Handel und Verarbeitung bei der traditionellen Marktdiskussion auf den DLG Unternehmertagen am 6. September 2012 in Mannheim einig.

Getreidemarkt
(c) proplanta
„Das Preisniveau für Getreide und Ölsaaten wird vorerst weiter steigen", so Berthold Nolte, Leiter Geschäftsbereich Landwirtschaft/Rohstoffmärkte bei der Südzucker AG in Mannheim/Ochsenfurt bei seinem Impulsreferat.

Ein signifikanter Preisrückgang wäre für Nolte erst dann zu erwarten, wenn eine sehr große Ernte auf der Nordhalbkugel eingefahren wird. Dann müsse man aber auf 2013 setzen. Mittelfristig sieht Nolte eindeutig einen ganz festen Markt.

„Wir können beim Matif-Weizen noch vor Weihnachten 300 Euro pro Tonne erwarten", so seine Einschätzung. Für den Marktexperten werden die Spekulationen um die Exportvolumen Russlands den Markt weiter beschäftigen und die Preise antreiben.

Russland habe gleich zu Beginn der Saison so hohe Exportvolumen vorgelegt, dass die Möglichkeit nicht abwegig ist, dass Russland im Saisonverlauf selbst noch zum Importeur wird, so Nolte.

Er rechnet fest damit, dass das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) bei der anstehenden Septemberschätzung die US-Maisernte, die den größten Anteil des weltweiten Anbaus darstellt, erneut nach unten korrigieren wird.

Seit Mai hat das USDA seine Prognose monatlich zurücknehmen müssen, um bislang insgesamt 97 Millionen Tonnen auf 849 Millionen Tonnen Mais.


Exporte werden aus der Schwarzmeerregion dominiert

Die Weizenlieferungen aus der Schwarzmeerregion werden als starker Impulsgeber für den hiesigen Markt angesehen. Von der Verarbeiterseite stellte Franz Engelke, Geschäftsleitung Wesermühlen Hameln, Kampffmeyer Mühlen GmbH, aus Hamburg, gegenüber, dass die Möglichkeit eines russischen Exportstopps bereits weitgehend im Markt eingepreist ist.

Dabei sei ein Spielraum nach oben von 30 Euro pro Tonne kurzfristig realisierbar, wenn Exporte gestoppt werden sollten. „Das kann aber sicher nicht lange gehalten werden", kommentierte Engelke.

Der Exporthandel hingegen spürt seit Wochen die Stärke Russlands am Markt. „Die Käufer haben jetzt den Fokus auf die Schwarzmeerregion gelegt, und es wird verkauft was geht", erläuterte Peter Carsten Ehlers, Vorstand der Getreide AG in Rendsburg.

Vor allem Ägypten und die nordafrikanischen Staaten seien jetzt in großem Stile Käufer. Ehlers sieht außer einem direkten Exportstopp auch andere Möglichkeiten der Exporteinschränkung, zum Beispiel durch die Beschränkung der Hafenkapazitäten.

Als Exporthändler kann Ehlers sich steigende Weizenpreise vorstellen, aber ob die Marke von 300 Euro pro Tonne erreicht werden kann, hält er für fraglich.

Einig waren die Experten sich darin, dass der Agrarmarkt seine Attraktivität für Finanzanleger behält und zunehmend als Assetklasse gesehen wird.

Nolte machte deutlich, dass Spekulanten an den internationalen Terminbörsen bei Getreide und Soja hohe Netto-Long-Positionen aufgebaut haben. Das heißt, die Finanzinvestoren sind Käufer an der Börse und setzen auf einen weiteren Preisanstieg.

Der Südzucker-Manager sieht deshalb auch nur zwei Szenarien, die für einen Preisrückgang sprechen könnten: Einen deutlichen Verbrauchsrückgang aufgrund der hohen Preise, aber dafür seien die Preise noch nicht hoch genug. Oder eine Erholung der Bestände, was frühestens mit den ersten Schätzungen für die Ernte 2013 in Aussicht gestellt werden könne. „Diese sind nicht vor Mai oder Juni zu erwarten."


Neue Vertragsbeziehungen zwischen Mühlen und Landwirtschaft

Neben den Preisen, die Engelke als Mühlenvertreter auch zukünftig auf einem festen Niveau sieht, allerdings mit stärkeren Ausschlägen nach oben und unten, ist für die Mühlen die Frage der zukünftigen Handelsbeziehungen mit der Landwirtschaft als Rohstofflieferant von entscheidender Bedeutung.

Hier beschäftige man sich intensiv mit Veränderungen und einer stärkeren Integration. Engelke geht davon aus, dass auf die stärker werdenden Unsicherheiten an den Märkten in Zukunft mit längerfristigen Kontrakten reagiert werde.

Das bedeutet für die Mühlen, Qualitäten und Mengen zu sichern, und für die landwirtschaftlichen Betriebe, feste Handelsbeziehungen aufzubauen und Liquidität zu sichern. Allerdings sieht Engelke hierfür nicht den Massenmarkt, sondern individuelle Partnerschaften.

Das Risiko sei künftig nicht die Produktion, sondern die Vermarktung. Darüber waren sich die Marktexperten auf den DLG-Unternehmertagen einig. (dlg)
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