Dies erklärt Alois Fahrmeier, Vorsitzender des LBV-Fachausschusses Ackerbau und pflanzliche Erzeugung, auf der Fachtagung „Ackerbau – Preise, Trends und Kosten“ am 22. Juni 2010 in Ludwigsburg. „Wir Landwirte sind deshalb gefordert, Vermarktungsstrategien zusammen mit unseren Marktpartnern weiterzuentwickeln und dementsprechend anzuwenden.“ Doch was bedeutet das für die Bauern? Tägliche Marktbeobachtung wird zur Pflicht, damit Landwirte günstige Marktphasen nutzen können. Die Warenterminbörsen sind dazu ein anerkanntes Instrument zur Marktbeobachtung.
Nach dem Preishoch der Ernte 2007 herrscht an den Märkten für Getreide seit Jahren Preisdruck. Nach zwei sehr guten Ernten in Folge gilt der Markt als gut versorgt. Derzeit tendieren die Preise für Getreide fester. Ölsaaten haben sich die vergangenen Wochen positiv entwickelt. „Diese schwankenden Agrarmärkte stellen die Landwirte vor neue Herausforderungen“, erläutert Fahrmeier. Ohne die stärkere Anwendung neuer Marktinstrumente kämen die Landwirte nicht mehr aus.
Die Bauern müssen sich in guten Marktphasen laut Fahrmeier auch absichern können, um ihren Betrieb wirtschaftlich zu betreiben. Parallel dazu wäre die Einführung einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage ein geeignetes Werkzeug, um Liquiditätsengpässe in schwierigen Zeiten überbrücken zu können“, meint Fahrmeier. „Damit könnten Bauern effektiv Eigenvorsorge betreiben.“
Aufgrund der miserablen Erlöse bei
Braugerste 2009 haben die baden-württembergischen Landwirte reagiert: Der Anbau wurde drastisch eingeschränkt. Die Anbauflächen gegenüber dem Vorjahr sind um 18 Prozent auf 59.200 Hektar geschrumpft. Bereits im Vorjahr war die Fläche um 17 Prozent zurückgegangen. Der Grund: Zeitweise Preise bis unter zehn Euro pro Dezitonne. Dagegen lag der Preis 2007 über 30 Euro.
Die unbefriedigende Situation auf den Agrarmärkten hat den Einstieg in die Bioenergieproduktion der landwirtschaftlichen Unternehmen vorangetrieben. „Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist dieses Handeln nachvollziehbar. Inzwischen gibt es über 600 Biogasanlagen im Land“, erklärt Landwirt Fahrmeier. Dennoch habe für die Landwirtschaft die Nahrungsmittelproduktion Vorrang. Fahrmeier stellt klar: „Es muss ein ausgewogenes Neben- und Miteinander von Nahrungsmittel- und Bioenergieproduktion möglich sein.“
Auf der LBV-Fachtagung „Ackerbau – Preise, Trends und Kosten“ sprachen zudem Marktexperten zum Thema. Darunter Gerd Mezger von der
BayWa AG und Marcus Köhler von der LEL Schwäbisch Gmünd. (LBV)