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03.04.2022 | 05:01 | Milchpreis 

Kieler Rohstoffwert Milch überspringt 60-Cent-Marke

Bonn - Die deutlich gestiegenen Notierungen für Butter und Magermilchpulver haben den vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) berechneten Rohstoffwert der Milch auf eine neue Rekordhöhe gehoben.

Milchpreis
Abgeleiteter Rohmilchwert aus der Verwertung über Butter und Magermilchpulver erreicht im März Rekordniveau von 60,9 Cent je Kilogramm Milch. (c) proplanta
Bei diesem wird bekanntlich aus den Verwertungsmöglichkeiten beider Milcherzeugnisse ein abgeleiteter Rohmilchwert für Fett und Eiweiß auf Erzeugerstufe errechnet.

Nach Angaben des ife lag dieser für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im März bei 60,9 Cent/kg; das waren 4,6 Cent oder 8,2 % mehr als im Vormonat und 25,2 Cent beziehungsweise 70,6 % mehr als im März 2021. Noch nie hat dieser Frühindikator für die Erzeugerpreisentwicklung auf einem höheren Niveau gelegen.

Zum jüngsten Aufwärtstrend des Rohstoffwertes trug der Anstieg der Magermilchpulverpreise gegenüber Februar um 30,30 Euro oder 8,3 % auf 395,70 Euro/kg100 kg ebenso bei, wie der Anstieg der Butternotierung um 35,10 Euro oder 5,9 % auf 625,50 Euro/100 kg.

Mit der historischen Überschreitung der 60-Cent-Marke spiegelt der Kieler Rohstoffwert laut dem Verband der Micherzeuger Bayern (VMB) die derzeitige Marktstimmung wider. Diese sei geprägt von vielen Unsicherheiten durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Das betreffe vor allem die weitere Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise und mögliche Versorgungsengpässe oder Störungen der Lieferketten.

Gleichzeitig entwickle sich das Rohmilchaufkommen in Deutschland, wie auch in Europa, durch diese Unwägbarkeiten rückläufig. Die Nachfrage nach Milcherzeugnissen sei jedoch gut, was deren Preise anziehen lasse. Werden nicht die aktuellen Notierungen, sondern die zukunftsweisenden Terminmarktkurse für Butter und Magermilchpulver an der European Energy Exchange (EEX) als Grundlage für die Berechnung eines „Börsenmilchwertes“ herangezogen, dann lag dieser laut ife für die Sommermonate zuletzt bei fast 69 Cent/kg Milch.

Davon sind die Milcherzeugerpreise allerdings noch weit entfernt; sie lagen im Bundesgebiet laut Schätzungen im Februar etwa im Bereich von 45 Cent/kg, wobei es regional und je nach hergestellter Produktpallette der Molkereien große Unterschiede gab.

Rege Butternachfrage

Am Markt für Molkereiprodukte machte sich in der vergangenen Woche das heranrückende Osterfest mit einer zunehmenden Nachfrage bemerkbar, die aufgrund des begrenzten Angebots nicht immer voll bedient werden konnte. Dies ließ die Preise weiter steigen.

An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten wurde am Mittwoch (30.3.) die amtliche Notierung für die lose Butter im Spannenmittel um 18,5 Cent/kg auf 6,95 Euro/kg bis 7,10 Euro/kg heraufgesetzt. Der Preisabstand zur Päckchenware, deren Notierung aufgrund der noch geltenden Kontakte unverändert blieb, ist damit weiter gewachsen und beläuft sich mittlerweile auf fast 1 Euro/kg.

Bei den aktuellen Verhandlungen zwischen den Herstellern und dem Lebensmitteleinzelhandel dürfte es jedoch zu einer deutlichen Anhebung der Abgabepreise kommen. Laut Angaben der Kemptener Börse war die Butternachfrage zuletzt sehr rege. Der VMB führt dies neben dem saisonalen Ostergeschäft auch auf die Versorgungsengpässe bei Pflanzenölen zurück, weshalb die Verbraucher nun vermehrt auf tierische Fettalternativen für das Braten umstiegen.

Bei dem im In- und Ausland gut gefragten Schnittkäse ging es mit der Notierung in Hannover ebenfalls aufwärts. Sie wurde am vergangenen Mittwoch für Gouda und Edamer als Blockware um 10 Cent auf 4,60 Euro/kg bis 4,90 Euro/kg angehoben. Bei der Brotware ging es zwischen 5 Cent und 10 Cent auf ebenfalls 4,60 Euro/kg bis 4,90 Euro/kg nach oben. Analysten zufolge waren die verfügbaren Käsemengen zu knapp für den Bedarf.

Preissprung bei Vollmilchpulver

Am Pulvermarkt war laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) die Nachfrage ebenfalls fortgesetzt größer als das verfügbare Angebot. Dies sorgte vorige Woche insbesondere bei Vollmilchpulver für einen weiteren kräftigen Preissprung nach oben. Der Kemptener Börse zufolge mussten die Kunden einen Aufschlag von durchschnittlich 17 Cent zahlen; der Preis stieg auf die neue Rekordspanne von 5,25 Euro/kg bis 5,35 Euro/kg.

Die Verteuerung der Ware, die meist nur auftragsbezogen hergestellt wurde, spiegelt laut Beobachtern die rasant gestiegenen Kosten für Energie und Milchfett wider. Auch Magermilchpulver blieb gefragt, doch standen hier kaum freie Verkaufsmengen zur Verfügung. Wenn doch, dann mussten laut Kemptener Börse die Käufer für das Kilogramm lebensmitteltauglicher Ware einen Aufschlag von durchschnittlich 7 Cent akzeptieren und 4,15 Euro bis 4,25 Euro zahlen.

Im Mittel um 8,5 Cent auf 4,08 Euro/kg bis 4,12 Euro/kg verteuerte sich Magermilchpulver in Futtermittelqualität. Auch am Molkenpulvermarkt stand einem begrenzten Angebot eine stetige Nachfrage gegenüber. Kunden aus der Lebensmittelindustrie zahlten im Schnitt zwischen 1,50 Euro/kg und 1,60 Euro/kg; das waren rund 2 Cent mehr als in der Vorwoche und fast die Hälfte mehr als vor einem Jahr. Bei Molkenpulver in Futtermittelqualtät zogen die Preise zuletzt um 3 Cent auf 1,44 Euro/kg bis 1,46 Euro/kg an.
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Großhandelspreise für Milchprodukte in Deutschland
AgE
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