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30.07.2023 | 04:52 | Weltmilchmarkt 

Mehr Rohmilch trifft auf zurückhaltende Nachfrage

Washington - Nach einem Dämpfer im vergangenen Jahr nimmt die globale Rohmilchproduktion 2023 wieder zu.

Weltmilchmarkt
Weltweite Milcherzeugung wird laut USDA-Prognose 2023 um rund ein Prozent zunehmen. (c) proplanta
Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) geht in seiner aktuellen Prognose davon aus, dass die weltweite Erzeugung gegenüber 2022 um rund 6 Mio. t oder 1,1 % auf 550,6 Mio. t wachsen wird. Im Vergleich mit manch früheren Jahren wäre das zwar ein recht moderater Anstieg. Dieser hat wegen der zurückhaltenden Nachfrage in Inflationszeiten aber bereits zu einem deutlichen Preisverfall im internationalen Handel mit Milchprodukten geführt; die Spitzenpreise des vergangenen Jahres sind längst vorbei.

Bei wichtigen Exporteuren von Milcherzeugnissen wird sich das Rohmilchaufkommen in diesem Jahr recht unterschiedlich entwickeln. In Argentinien und Australien soll laut den US-Analysten die Erzeugung gegenüber 2022 um jeweils 3 % sinken. In Argentinien machen den Produzenten die dürrebedingt schlechte Futterversorgung und teure Futtermittelimporte aufgrund der Abwertung des Pesos zu schaffen. In Australien führen der Abbau der Kuhbestände, regional fehlendes Grünfutter sowie der Mangel an Arbeitskräften zu Produktionseinbußen.

Das Exportangebot wird entsprechend kleiner ausfallen; im Fall Argentinien dürften vor allem die Pulverausfuhren sinken. Weltweit größter Milcherzeuger ist die Europäische Union. Hier lagen die Kuhmilchanlieferungen dank höherer Milchleistung von Januar bis Mai um 0,8 % über der Vorjahreslinie. Im zweiten Halbjahr soll diese jedoch unterschritten werden, und die Gesamterzeugung wird laut USDA gegenüber 2022 um 0,3 % auf 144 Mio. t abnehmen.

Die EU-Kommission prognostiziert ebenfalls einen leichten Rückgang, und zwar von 0,2 %. Sie rechnet damit, dass durch den starken Milchpreisrückgang bei nach wie vor überdurchschnittlich hohen Produktionskosten wieder mehr Kühe ins Schlachthaus geliefert werden. Das USDA nennt zusätzlich Umwelt- und Tierwohlauflagen als Grund für die geringere EU-Erzeugung.

Mehr Kühe in China und Indien

Für das eigene Land erwartet das Washingtoner Agrarministerium bei leicht aufgestockten Milchkuhherden eine Erzeugung von 103,6 Mio. t; das wären 0,9 % mehr als im Vorjahr. Sehr viel deutlicher wird voraussichtlich die neuseeländische Rohmilchproduktion ansteigen, nämlich um 2,1 % auf 21,5 Mio. t. Ausreichend Regenfälle haben dort im bisherigen Jahresverlauf für einen guten Weideaufwuchs gesorgt; von Januar bis Mai nahmen die Milchanlieferungen um fast 3 % im Vorjahresvergleich zu.

Bedeutung für die globale Milcherzeugung haben aber auch Produktionsschwergewichte wie Indien und China. Auf dem indischen Subkontinent setzt sich nach den Angaben des USDA der Aufbau der zur Milchgewinnung genutzten Rinderherde 2023 weiter fort; für die dortige Milchproduktion wird im Vorjahresvergleich ein Zuwachs von 2,5 Mio. t oder 2,6 % auf 99,5 Mio. t erwartet. Auch in China nimmt der Milchkuhbestand weiter zu; die Milcherzeugung soll in der Volksrepublik gegenüber 2022 um 1,8 Mio t oder 4,6 % auf 41,0 Mio. t steigen. Das Landwirtschaftsministerium in Peking hatte kürzlich berichtet, dass die Milchproduktion im ersten Halbjahr 2023 gegenüber der Vorjahresperiode um 7,5 % gestiegen sei.

Sorgen um Chinas Einfuhren

Für den internationalen Handel mit Molkereiprodukten ist die Nachfrageentwicklung des weltweit größten Importeurs China von großer Bedeutung. Hier sieht das USDA aufgrund der steigenden Eigenproduktion und konjunktureller Schwächen aber Signale für eine Abkühlung. Das betrifft vor allem das wichtigste Einfuhrgut Vollmilchpulver, für das gegenüber 2022 ein Importrückgang von gut einem Fünftel auf 500.000 t erwartet wird.

Laut EU-Kommission brach der Bezug der Volksrepublik in den ersten vier Monaten 2023 gegenüber der Vorjahresperiode sogar um mehr als die Hälfte auf 175.750 t ein. Chinas Eigenproduktion soll gegenüber 2022 um 12 % auf annähernd 1,2 Mio. t steigen. Dies trifft vor allem Neuseeland als Hauptlieferant. Auch Chinas Import von Flüssigmilch sowie von Butter und Butteröl dürfte im laufenden Jahr geringer als 2022 ausfallen.

Dagegen besteht mehr Bedarf an Magermilchpulver und Käse, deren Einfuhren um 19 % auf 400.000 t beziehungsweise 17 % auf 140 000 t zunehmen könnten. Die EU kann Magermilchpulver nach der Preiskorrektur am Weltmarkt wettbewerbsfähig anbieten. Die Lieferungen nach China legten in den ersten vier Monaten 2023 um die Hälfte und die nach Algerien um 170 % zu.

Höherer Importbedarf für KäseBeim w

ichtigen Handelsgut Käse geht das USDA davon aus, dass die EU und Neuseeland aufgrund höherer Produktionsmengen 2023 mehr Ware für den Export verfügbar haben. Für Neuseeland wird ein kräftiger Ausfuhranstieg von fast 18 % auf das Rekordniveau von 400.000 t prognostiziert. Im ersten Jahresdrittel ging es mit den internationalen Verkaufsmengen der „Kiwis“ mit 8 % auf 134.200 t allerdings noch nicht so rasant nach oben.

Für die EU wird von den US-Experten ein moderater Zuwachs von 1 % auf 1,35 Mio. t angegeben; die EU-Kommission erwartet ein Plus von 2 %. Bisher ist die Ausfuhr aber noch nicht richtig in Schwung gekommen. Die Lieferungen ins Vereinigte Königreich und nach Südkorea haben zwar zugenommen, doch andere wichtige Kunden, so die USA und Japan, kauften im bisherigen Jahresverlauf weniger Käse in den Mitgliedstaaten. Insgesamt soll laut USDA der globale Käseimport gegenüber 2022 zwischen 2 % und 3 % auf etwa 2,2 Mio. t steigen.
AgE
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