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23.07.2023 | 09:11 | Milchmarkt 

Zeit kostendeckender Erzeugerpreise vorbei

Brüssel - Nur kurz konnten sich die Milcherzeuger in Deutschland über auskömmliche Preise freuen. Wie der Dachverband European Milk Board (EMB) am Montag (17.7.) mitteilte, sinken die Produktionskosten nur langsam, während die Milchpreise rasant fallen.

Milchproduktion
(c) proplanta
Laut Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) stand im April durchschnittlichen Erzeugungskosten für ein Kilogramm Standardmilch von 46,68 Cent ein mittlerer Milcherzeugerpreis von 45,11 Cent gegenüber; damit waren 3 % der Kosten nicht gedeckt. Im Januar war bei einem Milchpreis von 56,91 Cent/kg und Kosten von 47,70 Euro/kg noch eine positive Marge von 19 % errechnet worden.

Diese jetzige Situation ist laut EMB keine Überraschung, da eine sinkende Nachfrage und steigende Anlieferungsmengen die Milchpreise bereits seit Beginn des Jahres wieder nach unten drücken. Auch in anderen europäischen Ländern kämpften die Milchbauern mit fallenden Preisen bei gleichbleibend hohen Kosten. Der Verband erneuerte seine Forderung, den freiwilligen Lieferverzicht auf EU-Ebene zu aktivieren, um mit kleinen, temporären Mengenreduzierungen stabile Preise am Milchmarkt zu erreichen.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hatte in der vergangenen Woche bereits beklagt, dass laut Statistischem Bundesamt (Destatis) Molkereiprodukte im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat im Mittel mit einem Aufschlag von 22,3 % verkauft worden seien, während den Erzeugern das Milchgeld gekürzt werde. „Die Milcherzeugerpreise, die uns die Molkereien zugestehen, sind seit Jahresbeginn 2023 um bis zu 40 % gefallen“, berichtete der BDM-Vorsitzende Karsten Hansen.

Wo die Spanne hängen bleibe, die sich aus niedrigeren Milcherzeugerpreisen und Preissteigerungen für Milchprodukte ergebe, bleibe fraglich. Nur Butter werde bereits im Lebensmitteleinzelhandel mit deutlichen Abschlägen verkauft. „Nicht akzeptabel für uns Bäuerinnen und Bauern ist die Zielsetzung, die Inflationsrate durch billige Nahrungsmittel nach unten drücken zu wollen“, machte Hansen deutlich. Zu günstige Nahrungsmittel hätten negative Konsequenzen für die Menschen in der Landwirtschaft, für Tiere und Umwelt und auch für die ländlichen Räume. Gewinner sei nur die Ernährungs- und Verarbeitungsindustrie. Es werde Zeit, so Hansen, dass hier ein echtes Umdenken auch in der Agrarpolitik einsetze.
AgE
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