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06.02.2018 | 02:06 | Milchmarkt 2018 
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Milchpreise stürzen erneut ab

Dresden - Als äußerst angespannt und existenzgefährdend bezeichnet der Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB), Wolfgang Vogel, die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt.

Milchmarkt 2018
Milchpreise erneut im freien Fall - Seit Anfang Februar schon wieder weniger als 30 Cent Grundpreis pro Kilogramm Milch. (c) proplanta
Nach einem vergleichsweise auskömmlichen Jahr 2017 befinden sich die Milchpreise derzeit erneut auf einer rasanten Talfahrt. Als Ursachen dafür sieht der SLB die Kaufzurückhaltung bei Butter und das anhaltende Nachfragetief bei Magermilchpulver.

„Aufgrund dieser Marktsituation ist eine rentable Milcherzeugung nicht mehr möglich und die Liquidität unserer Betriebe gefährdet“, so Bauernpräsident Vogel.

Das sieht die überwiegende Mehrheit unserer sächsischen Milcherzeuger nicht anders. Während die größte sächsische Molkerei ihren Grundpreis je Kilogramm Milch mit Jahresbeginn schon einmal um 3,5 Cent senkte, wird einen Monat später der Preis nochmals um 3,5 Cent gekürzt. Damit sanken die Preise von Silvester bis Anfang Februar um 20 Prozent.

„Nur um Kunden anzulocken treibt der Handel den Butterpreis aggressiv in den Keller“, erläuterte Vogel. „Das wirkt sich unmittelbar auf unsere Erzeugerpreise für Milch aus, die mit weniger als 30 Cent Grundpreis nicht mehr die realen Produktionskosten entsprechen.“

Einen weiteren Aspekt der Preispolitik des Handels, der sich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt, bringt der Vorsitzende des Fachausschusses Milch beim SLB, Hubertus Schroth, ins Spiel. „Bei derart niedrigen Preisen fehlt uns Landwirten das Geld für Investitionen“, erklärt er. Damit werde die gesellschaftliche Diskussion für mehr Tierwohl ad absurdum geführt. „Hinzu kommt der Verlust an Wertschöpfung für den ländlichen Raum insgesamt“, so Schroth.

Zwar freut es den Kunden im Supermarkt, wenn er für Milch, Butter, Joghurt et cetera nur wenige Cent bezahlen muss. Uns Landwirten gefährdet diese Preispolitik jedoch die Existenz. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist die Anzahl der Milchkühe in Sachsen von 1990 bis heute um mehr als die Hälfte gesunken. Auch die Anzahl der noch 530 Milcherzeuger in Sachsen sinkt weiter.

Unsere sächsischen Milchbauern erwarten von der kommenden Bundesregierung nicht nur eine einseitige Diskussion über mehr Tierwohl und Klimaschutz, sondern auch darüber, wie diese gesellschaftlichen Anliegen von uns finanziert werden sollen.

„Es kann nicht sein, mit immer mehr Auflagen und Forderungen unsere Milchviehhaltung zu belegen und gleichzeitig der „Geiz-ist-geil“-Mentalität des Handels freien Lauf zu lassen.  Wie kann diese Gesellschaft immer mehr Tierwohl wollen und an der Ladentheke sich dem Preis dafür verweigern? Diesen Widerspruch hat die künftige Bundesregierung zu lösen. Ich fordere deshalb endlich eine gesellschaftliche Diskussion darüber“, so Vogel am Rande der Winterschulung der Interessengemeinschaft der Erzeugerzusammenschlüsse in Sachsen letzte Woche Freitag, an der auch DBV-Milchpräsident Karsten Schmal teilnahm.
slb-dresden
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Kommentare 
Alter Mann schrieb am 22.02.2018 23:10 Uhrzustimmen(20) widersprechen(6)
@trakifreund
Nicht nur die Milch, sondern allgemein die Lebensmittel dürfen nichts kosten.
Es muss ja Geld für Handy inkl. Vertrag, DSL, Amazon Prime, Netflix, Spotyfi, Sky, Maxdome, usw. übrig bleiben, wer hat da bitte noch Geld um sich das wesentliche leisten zu können das man zum ÜBERLEBEN braucht.

Unternehmen mit null Substanz entwickeln sich zu Multi-Milliarden Konzernen weil sie "Daten" haben. Konzerne oder Betriebe die die Grundversorgung der Bürger sicher stellen, gehen Pleite.

Die heutige Zeit ist einfach zum kotzen. Je schneller die Menschheit ausstirbt desto besser.
trakifreund schrieb am 17.02.2018 11:42 Uhrzustimmen(18) widersprechen(13)
Milchpreis hin, Milchpreis her ..
wenn die Landwirtschaft zu Industriebetrieben wird, ist eine Exportquote für das überleben angesagt.
Der Wegfall der Milchquote ist ein großer Fehler gewesen, denn mit Quoten kann man steuern. Der Zuckermarkt wird nichts anderes erleben.

Aber zum Milchpreis selbst. Ob billig oder etwas teurer, es wird kein Liter mehr verbraucht. Und wer selbst einkauft und das Verhalten der Verbraucher vor und an der Kasse beobachtet, wird feststellen, dass von dem zu zahlenden Preis ein gering Anteil für Lebensmittel sind.
Ich denke hier an Rauchwaren ( 2-3 Schachteln Zigaretten)...aber die Milch darf eben nichts kosten.
maximilian schrieb am 07.02.2018 17:39 Uhrzustimmen(16) widersprechen(21)
@franzvonassisi vergisst, dass der niedrige Erzeugerpreis dem Export geschuldet ist, weil milch mit einem Literpreis von 1,70@ dort unverkäuflich ist. Als Folge davon ist auch der Ladenpreis bei uns auf dem Weltmarktniveau. Nicht der Verbraucher verursacht den niedrigen Ladenpreis, sondern der Exporthandel. Bei Produkten mit einem höheren PReis ist nicht erkennbar wodurch dieser gerechtfertigt sein soll- ausgenommen Eier, bei denen die Kennzeichnung die Tierhaltung beschreibt. Kühe werden auch nicht gleich wieder besamt, sondern frühestens 6 Wochen nach der Abkalbung. Die künstliche Besamung ist keine Vergewaltigung, sondern ein sehr sanfter Vorgang, weil sonst die Kuh verletzt und der Besamungserfolg in Frage gestellt wird.
cource schrieb am 07.02.2018 09:30 Uhrzustimmen(10) widersprechen(26)
die einfältigen milchbauern glauben, dass der handel für die pervertierte überproduktion in der landwirtschaft verantwortlich ist, die naiven schinder machen sich so selbst überflüssig und schindern sich für den profit der lebensmittelhersteller zu tode----solange die loyalen/treudoofen milchbauern sich nach strich und faden ausbeuten lassen wird das menschenverachtende system des turbokapitalismus bestehen bleiben---schön dumm das deutsche schindervolk
Fleicheslust schrieb am 06.02.2018 20:19 Uhrzustimmen(21) widersprechen(16)
Auf den Kommentar von franzvonassisi gönne ich mir doch Morgen gleich mal ein Kalbsschnitzel und einen Schluck frische Milch von ausgebeuteten Kühen.

Ein Hoch auf die Spitze der Nahrungskette.
gast schrieb am 06.02.2018 19:59 Uhrzustimmen(22) widersprechen(19)
@franzvonassisi Welch schlauen Worte. Ist leider nicht ganz so einfach wie Sie es sehen. Sie als Ärztin Verdienen genug um sich teure Produkte leisten zu können. Viele Menschen in unseren Land können sich das aber nicht leisten, da fängt das Problem schon an.
franzvonassisi schrieb am 06.02.2018 16:07 Uhrzustimmen(17) widersprechen(30)
Nennen wir das Kind beim Namen- zahlen werden die armen Kühe für die Gier der Konsumenten nach "Billig"! Nicht genug, dass man ihnen ihre Kinder unmittelbar nach der Geburt entreisst (haben sie die klagenden, verzweifelten Rufe von Müttern und Kindern je gehört?) und ihnen die Milch stiehlt, die die Natur für die Kälbchen vorgesehen hat. Man besamt sie (eine nette Umschreibung der Penetration, die an eine Vergewaltigung grenzt) nach der Geburt sofort wieder, um ihre Milch ihr ganzes Leben gewinnen zu können. Gnade ihr Gott, wenn sie nicht schwanger wird- dann endet sie in der Schlachtanstalt. Dies alles haben nicht nur diejenigen zu verantworten, die die armen Kühe ausbeuten, sondern auch die Konsumenten, die sich für einen Liter Billigmilch eine Schlacht am Kühlregal liefern. Würde jeder für die sogenannte Faire Milch oder Bio-Weidemilch 1,70 Euro zahlen, ginge es den Kühen vielleicht etwas besser. Mir ist das Wohlergehen der Tiere es wert, in angemessener Höhe für das, was wir ihnen stehlen, zu zahlen (ich trinke aus og Gründen keine Milch, kaufe aber für mein Team oder meine Gäste hin und wieder Milch). Die Tiere leben, in ihnen schlägt ein Herz- wir sind es ihnen verdammt noch einmal schuldig!
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