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02.12.2022 | 07:39 | Rindermarkt 

Nachfrage nach Rindfleisch deutlich rückläufig

Schwäbisch Gmünd - Der Schlachtrindermarkt wird in den letzten Monaten aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten von der anhaltenden Kaufzurückhaltung der Verbraucher geprägt.

Schlachtrinder
(c) proplanta
Die von den privaten Haushalten eingekaufte Menge an Fleisch und Wurstwaren ist in den ersten 10 Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um -5,7 % gesunken. Mit -21,5 % ist insbesondere die Nachfrage nach Rindfleisch überproportional stark rückläufig. Dies liegt einerseits an den im Vergleich zu anderen Fleischarten relativ hohen Preisen.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Rindfleischpreis bis Oktober im Schnitt um 13,9 % verteuert. Andererseits hat sich aber auch die Nachfrage nach der Lockerung der Corona-Restriktionen vom LEH zurück in die Gastronomie verschoben.

Jungbullen



Nach dem Sommerloch hat sich mit der Sortimentsumstellung im Herbst die Nachfrage nach Jungbullenfleisch im Lebensmitteleinzelhandel leicht belebt. Sorge bereitet den Schlachtern allerdings, dass der Handel insgesamt verhaltener ordert. Insbesondere teurere Edelteile waren im Herbst schwer abzusetzen, sodass im LEH nicht mehr alle Teilstücke gelistet wurden. Das Angebot an Jungbullen wird als nicht allzu umfangreich eingestuft.

Derzeit sind die Stückzahlen für den vorherrschenden Bedarf aber ausreichend. Insgesamt wurden bis September dieses Jahr in Deutschland 7 % weniger Jungbullen geschlachtet als im gleichen Zeitraum in 2021. Im Südwesten waren es bis KW 46 16,4 % weniger.

Die Jungbullenpreise zeigen seit dem Tief im Juni (4,47 €/ kg SG) (E-P) eine anhaltend feste Preisentwicklung. Die steigende Preisentwicklung während des Weihnachtsgeschäfts wird derzeit von den Absatzschwierigkeiten bei den Vorderviertelen ausgebremst. Bei den Keulen gestaltet sich die Nachfrage zwar rege, aber bei diesen Teilstücken sind weitere Preisanhebungen kaum mehr umsetzbar.

Die durchschnittlichen Jungbullenpreise im Südwesten lagen in KW 47 bei 5,19 €/kg SG (E-P). Die weitere Preisentwicklung wird maßgeblich davon abhängen, inwiefern die Verbrauchernachfrage mit Hinblick auf die Feiertage noch anzieht.

Der Preisabstand von Bio-Jungbullen zu konventionell gehandelten Jungbullen hat sich im Oktober weiter verringert. Bio-Jungbullen lagen zuletzt bundesweit bei 5,58 €/kg SG (im Schnitt über alle Klassen). Das hohe Preisniveau bei den konventionellen Schlachtrindern unterstützt aber insgesamt die Preisentwicklung bei den Bio-Tieren.

Schlachtkühe



Am Schlachtkuhmarkt führten im Sommer die hohen Temperaturen und die fehlenden Niederschläge mehr und mehr zu Futterknappheit. Im August wurden die Kuhbestände daher verstärkt ausselektiert. Die kurzfristig umfangreich angebotenen Stückzahlen bei gleichzeitig saisonal bedingt schwacher Rindfleischnachfrage erhöhten den Druck auf die Schlachtkuhpreise. Besonders schwächere Qualitäten hatten deutliche Abschläge zu verzeichnen. Im September haben sich die Angebotsmengen wieder normalisiert und die Preise blieben überwiegend stabil.

Mit dem Weideabtrieb kamen stellenweise wieder zu umfangreiche Stückzahlen zum Schlachten. Obwohl die Schlachtkapazitäten aktuell nicht voll ausgelastet werden und die Kuhschlachtungen im Südwesten gegenüber dem Vorjahr um 12,4 % abgenommen haben, sind die Stückzahlen im Verhältnis zur Nachfrage zu umfangreich.

Das Problem ist, dass die Nachfrage nach Verarbeitungsware schwächelt. Auch der Bedarf an Kuhfleisch in den benachbarten EU-Länder bewegt sich auf einem niedrigen Niveau, weil dort die Verbraucher aufgrund der Inflation ebenfalls beim Fleischeinkauf sparen.

Folglich setzt sich derzeit der negative Preistrend bei den Schlachtkühen fort. Im Südwesten erlösten Schlachtkühe (E-P) in KW 47 durchschnittlich 3,99 €/kg SG (E-P).

Der Preisanstieg für Bio-Rindfleisch auf Erzeugerseite spiegelt sich mittlerweile auch in den Verbraucherpreisen wider. Dennoch ist die Nachfrage der Verbraucher auch im Oktober wieder leicht gestiegen. Angebot und Nachfrage halten sich im Schnitt die Waage. Die Erzeugerpreise für Bio-Schlachtkühe lagen im Oktober im Schnitt über alle Klassen bei 4,50 €/kg SG.

Schlachtfärsen



Während in den Sommermonaten die Nachfrage im LEH schwächelte wurden von einem zufriedenstellenden Absatz an die Gastronomie und im Export ins benachbarte EU-Ausland berichtet, insbesondere in die Urlaubsländer. Im Inland bremste dagegen die Hitze den Fleischabsatz. Dennoch hielten sich die Preise für Schlachtfärsen in den letzten drei Monaten relativ stabil.

Derzeit übersteigt das Angebot an Schlachtfärsen den Bedarf. Auch hier schwächeln der Export und der Absatz in der Gastronomie und die Preise stehen unter Druck. In KW 47 erlösten Färsen im Südwesten im Schnitt aller Handelsklasse ein Preis von 4,81 €/kg SG (E-P).

Kälber



Kalbfleisch verzeichnet sowohl in der Gastronomie, als auch im Lebensmitteleinzelhandel im Jahresverlauf einen stetigen Absatz. Derzeit wird das Kaufinteresse vor allem von Seiten der Gastronomie als rege beschrieben. Hier wird inzwischen öfters Kalbfleisch anstelle des relativ teuren Rindfleisch geordert. Aber auch in Verkaufsaktionen im Einzelhandel findet Kalbfleisch einen regen Absatz. Die Preise tendieren etwas fester. In KW 47 erlösten Schlachtkälber (E-P) im Südwesten durchschnittlich 6,69 €/kg SG.

Bei den Fleckviehkälbern gestaltet sich der Handel saisonale ruhig. Nachdem die Einstallungen für das Weihnachtsgeschäft abgeschlossen waren pendelten die Preise zurück. Vor allem Anfang Oktober gab es einen deutlichen Preisrutsch. Für das verhaltene Einstallinteresse waren die angebotenen Stückzahlen zuletzt zu umfangreich. Für die nächsten Wochen werden mehr oder weniger stabile Preise erwartet. In KW 48 wurden in Baden-Württemberg für Fleckviehbullenkälber im Schnitt 4,44 €/kg LG bezahlt.

Die Nachfrage nach schwarzbunten Bullenkälbern ist saisontypische ruhig. Die hohen Energiekosten reduzierten die Einstallbereitschaft der Kälbermäster zusätzlich. Diese kaufen qualitätsorientiert, was zu Problemen bei der Vermarktung von leichten Kälbern mit schlechteren Mastleistungen führt.

Angebotsseitig sind die am Markt vorhandenen Stückzahlen für die herrschende Nachfrage zu groß. Eventuell spielt hier auch das ab 2023 von 14 auf 28 Tagen heraufgesetzt Mindestalter für den Transport bereits eine Rolle. In Baden-Württemberg wurde in KW 47 durchschnittliche Preise von 71,73 €/Kalb gemeldet.
LEL Schwäbisch Gmünd
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