Am Mittwoch (2.6.) hatte die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch ihren Leitpreis um 3 Cent auf 1,57 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) heraufgesetzt. Nach ihren Angaben hat die „schöne Witterung“ am deutschen
Schlachtschweinemarkt zusätzliche Nachfrageimpulse ausgelöst, wobei das Angebot nicht zu umfangreich ausfällt.
Die Interessengemeinschaft der
Schweinehalter Deutschland (
ISN) wies darauf hin, dass im Durchschnitt der vergangenen fünf Wochen die Zahl der wöchentlichen Schweineschlachtungen nur bei 825.000 Tieren gelegen habe. Das seien 7 % weniger gewesen als im Vergleichszeitraum von 2019 und auch weniger als vergangenes Jahr, als es coronabedingt Kapazitätsausfälle bei
Westfleisch gegeben habe.
Dass die drei größten
Schlachtunternehmen - trotz geringem Angebot bei anziehender Fleischnachfrage durch Grillwetter und Corona-Lockerungen - nun freie Schweine mit unveränderten Hauspreisen abrechnen wollten, sei „ein Unding“.
Der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Wirtschafts-GmbH (ISW), Matthias Quaing, vermutet, dass die Erzeuger mit den Hauspreisen verunsichert werden sollen, um „den zu erwartenden Preissteigerungen vorsorglich den Wind aus den Segeln zu nehmen“. Zudem werde damit ein weiteres Druckmittel aufgebaut, um noch nicht gebundene freie Schweine in feste Lieferverträge zu drängen. „Denn genau die werden mit den Hauspreisen getroffen und nicht die Schweine, deren Abrechnungsbasis im Rahmen der Lieferverträge der
VEZG-Preis ist“, erläuterte Quaing.
Die Schlachthofseite verwies hingegen darauf, dass im Fleischverkauf die Preise nur sehr schwer anzuheben seien, da es meist genügend Ware für den Bedarf gebe. Die Margen würden nicht passen, und das gesamte Nachfrageniveau erreiche durch die immer noch bestehenden Corona-Restriktionen und dem weitgehend fehlenden Drittlandsabsatz wegen der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) noch nicht das erforderliche Niveau für den benötigten Preisanstieg.
Schwieriger Fleischmarkt
Besonders rosig wurde trotz zuletzt leichter Verbesserung die Lage am
Fleischmarkt in der Europäischen Union auch im Ausland nicht beschrieben.
Danish Crown (DC) sprach zwar von „ersten kleinen Schritten“ in Richtung Normalisierung mit einer verbesserten Nachfrage der Gastronomie. Doch große Konferenzen, Stadtfeste oder Festivals würden wegen Corona noch nicht stattfinden, was den Schweinefleischabsatz für bestimmte Produkte bremse. „Wenn wir das Gesamtbild unserer Verkäufe betrachten, sind es immer noch China und der Rest Asiens, die den Markt stützen“, erklärte DC-Verkaufsdirektor Lars Albertsen.
DC hob dennoch seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine um umgerechnet 2,7 Cent auf 1,60 Euro/kg SG an. Der spanische Mercolleida berichtete, dass die Schweinefleischexporte nach China arg ins Stocken geraten seien und nun mehr Schweinefrischfleisch am
Binnenmarkt abgesetzt werden müsse, beispielsweise
Schinken in Italien. Da die Fleischpreise in der EU nicht zu den hohen Schweinepreisen in Spanien passten, gebe es verstärkt Margendruck bei den Schlachtbetrieben.
Aufgrund des geringen und saisonal weiter abnehmenden Lebendangebotes stieg die spanische Notierung aber dennoch moderat an, und zwar um 1,5 Cent auf 1,55 Euro/kg Lebendgewicht (LG). Aufgrund der Preisdifferenz zu anderen EU-Ländern werden immer noch vermehrt Schlachtschweine aus Frankreich, Belgien oder den Niederlanden eingeführt.
Touristennachfrage fehlt noch
In Frankreich berichtete der Marché du Porc Breton, dass der Absatzrückgang bei den Schweinefleischexporten nach China noch nicht durch die zu dieser Zeit übliche Belebung durch die Tourismussaison ausgeglichen werde. Der Anstieg der
Schlachtschweinepreise in der EU resultiere aus dem knappen Lebendangebot und nicht von der Fleischnachfrage.
Die französische Notierung konnte sich im Vorwochenvergleich nur um 0,3 Cent auf 1,547 Euro/kg SG befestigen. In Österreich gelang es dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) zufolge trotz des Feiertages Fronleichnam das schlachtreife Angebot nahezu gänzlich an die Schlachthaken zu bringen. Auch dort beklagten die Schlacht- und Zerlegebetriebe jedoch ein „Preisdumping“ bei normalerweise um diese Jahreszeit gut gefragten Artikeln wie Nacken und Kotelette. Andererseits seien Filet und Spareribs aber knapp.
Vor dem Hintergrund eines für die anstehende volle Schlachtwoche kaum bedarfsdeckenden Lebendangebots setzte der VLV seine Notierung um 3,0 Cent auf 1,69 Euro/kg SG nach oben. In Belgien blieben die Schlachtschweinepreise dagegen unverändert.
EU-Mittel bei 165 Euro
Dagegen hatten die Schlachtschweinepreise in der Woche zum 30. Mai in der EU durchweg fester tendiert. Nach Kommissionsangaben wurden Schweine der Handelsklasse E im Mittel mit 165,26 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 4,41 Euro oder 2,7 % mehr als in der Vorwoche. Im Vorjahresvergleich erhielten die
Mäster 3,7 % mehr Geld für ihre Tiere.
Deutlich tiefer in die Tasche greifen mussten Ende Mai vor allem Schlachtunternehmen in Osteuropa. So zogen die Schlachtschweinepreise im Vorwochenvergleich in Ungarn, Rumänien, Tschechien, Litauen, der Slowakei und Lettland zwischen 5,1 % und 6,9 % an.
In Dänemark konnten sich die Erzeuger über ein Plus von 4,4 % freuen; in Spanien, den Niederlanden und Polen lagen die Zuschläge in einer Spanne von 3,0 % bis 3,4 %. Geringer fiel das Plus in Österreich mit 2,6 % und in Deutschland mit 1,9 % aus.
In Frankreich hielt sich der Zuwachs mit 0,6 % in noch engeren Grenzen. Der von der Kommission angegebene Preisanstieg für Belgien mit exorbitanten 15,0 % ist auf eine zu niedrige Preismeldung in der Vorwoche zurückzuführen, die nicht korrigiert worden war.