Insbesondere die erneute coronabedingte Schließung der Gastronomie und Hotellerie sowie abgesagte Weihnachtsfeiern und -märkte haben diesem Absatzkanal schwer zugesetzt.
In Deutschland ist unterdessen der Schweinestau weiter angewachsen. Die
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (
ISN) bezifferte diesen zuletzt auf 570.000 Tiere. Die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) teilte mit, dass „infolge der weiterhin unzureichenden Schlachtmengen die Lage am deutschen
Schlachtschweinemarkt anhaltend durch umfangreiche Überhänge schwerer Schweine gekennzeichnet wird“.
Sie ließ ihre Leitnotierung für Schlachtschweine jedoch die achte Woche in Folge mit 1,27 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) unverändert. Dies löste in Österreich Erstaunen aus, da quer durch die Europäische Union die Notierungen nach unten korrigiert wurden, nur im am meisten von der Krise gebeutelten Deutschland nicht. „Dies ist insofern verwunderlich, weil alle Mitgliedstaaten sich massiv über enorme Dumpingangebote aus Deutschland verärgert zeigen“, bemerkte der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV).
Sowohl lebende Schlachtschweine als auch grob zerlegte
Schlachtkörper würden absolut unterpreisig an
Binnenmarkt verschleudert. „So gesehen ist der Wert einer nicht marktkonformen Notierung jedenfalls in Zweifel zu ziehen“, monierte der VLV. Nach seinen Angaben kam es in Österreich durch den Ausfall von Schlachtungen aufgrund des vorherigen Nationalfeiertags und durch Panikverkäufe der Erzeuger wegen des Lockdowns zu einer Angebotssteigerung am Lebendmarkt um 15 %. Zusammen mit den anderen Negativfaktoren am Markt konnte deshalb die Notierung nicht gehalten werden; sie brach um 9 Cent auf 1,41 Euro/kg SG ein.
Danish Crown senkt Ankaufspreis
Auch in Dänemark hat sich die Situation am Schweinemarkt zuletzt verschärft. Nach Angaben von
Danish Crown verringern die umfangreichen Corona-Beschränkungen die Nachfrage nach
Schweinefleisch in Europa, gleichzeitig nehme das Fleischangebot zu. Am
EU-Binnenmarkt könnten sich nur die Preise für entbeinte Ware halten; für Stücke mit Knochen wie
Schinken oder andere Teilstücke gäben sie spürbar nach.
Die Erklärung sei, dass es in ganz Europa einen Mangel an Zerlegepersonal gebe. Auch in Dänemark würden die steigenden Corona-Infektionen und Quarantänemaßnahmen zum Ausfall von Personal in
Schlachtunternehmen führen, so das Unternehmen. Erschwerend komme hinzu, dass die
Betriebe in Sæby und Horsens derzeit nicht nach China exportieren könnten. Danish Crown senkte seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine erstmals seit Mitte September, und zwar um umgerechnet 6,7 Cent auf 1,32 Euro/kg SG.
In Frankreich berichtete der Marché du Porc Breton von einer immer angespannteren Marktsituation. Rund 8 800 der 25 100 bei der jüngsten Auktion angebotenen Schlachtschweine hätten kein Gebot erhalten; die Schlachthöfe hielten sich bei ihren Bestellungen wegen dem Verlust von Absatzmärkten und der Konkurrenz durch ausländisches Schweinefleisch zurück. Hinzu komme, dass am 11. November der Martinsfeiertag die Vermarktung störe. Die französische Notierung verlor im Vorwochenvergleich 4,6 Cent und ging auf 1,309 Euro/kg SG zurück.
Sorgen ums Weihnachtsgeschäft
Nicht besser sah es in Italien mit einem Rückgang der nationalen Leitnotierung für Schlachtschweine um 4,8 Cent auf 1,304 Euro/kg Lebendgewicht (LG) in der Gewichtsklasse von 160 kg bis 176 kg aus. Auch dort führte die Schließung von Bars und Restaurants zu Absatzverlusten. Preiswerter Schinken aus Deutschland und anderen Ländern drückte auf die Preise, und die Fleischhersteller fürchten bei anhaltendem Lockdown um das wichtige Weihnachtsgeschäft.
In Belgien blieb die
Marktsituation weiter angespannt, da die zahlreichen verfügbaren Schlachtschweine keine Abnehmer in den Nachbarländern finden konnten und der Schweinefleischexport nach China trotz Überwindung der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) noch immer nicht möglich ist. Die Ankaufspreise für schlachtreife Tiere gaben vergangene Woche zwischen 2 Cent und 3 Cent/kg LG nach und liegen noch unter dem niedrigen Niveau in Deutschland.
In Spanien ging die Notierung am Mercolleida am vergangenen Donnerstag um 2,5 Cent auf den neuen Jahrestiefstwert von 1,239 Euro/kg LG zurück; zuletzt waren die Preise Ende März 2019 auf einem solch niedrigen Niveau.
Die Schwäche erklärte der Mercolleida mit einem saisonal wachsenden Lebendangebot bei zunehmenden Schlachtgewichten, dem eine zunehmend erschwerte nationale und internationale Fleischvermarktung bei rückläufigen Preisen im Chinageschäft gegenüberstehe. Zudem bestünden die große Unsicherheit und Sorge, dass die rapide ansteigenden Corona-Infektionen bald auch in die Schlachthöfe gelangen könnten.
EU-Preis ein Viertel unter Vorjahresniveau
In der gesamten EU hielt sich der Preisdruck am Schlachtschweinemarkt in der Woche zum 1. November 2020 noch in Grenzen. Nach Angaben der
EU-Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel der 27 Mitgliedstaaten mit 139,33 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 0,30 Euro oder 0,2 % weniger als in der Vorwoche.
Deutlich war der Abstand gegenüber dem vergleichbaren Vorjahrespreis; er belief sich auf 44,00 Euro/100 kg SG oder 24 %. In der Berichtswoche mussten die lettischen Erzeuger laut Kommission mit 3,4 % den größten Abschlag hinnehmen.
Die Schlachthöfe in Slowenien, Luxemburg, Litauen und Italien kürzten ihre Auszahlungsleistungen zwischen 1,2 % und 2,0 %. In Bulgarien, Rumänien, Spanien und Polen erhielten die
Mäster zwischen 0,5 % und 0,7 % weniger Geld für ihre schlachtreifen Tiere. Dagegen blieben die
Schlachtschweinepreise in Deutschland, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und Österreich auf dem vorwöchigen Niveau stabil. Lediglich aus Estland wurde ein kleines Plus von 0,5 % gemeldet.