Wie das
Landwirtschaftsministerium in Kiew berichtete, konnten im zurückliegenden Monat insgesamt 1,74 Mio t
Agrargüter außer Landes gebracht werden; das waren rund 80 % mehr als im April.
Im Mai 2021 hatten die Exporte allerdings beim Dreifachen gelegen, vor allem aufgrund der damals noch offenen Schwarzmeerhäfen. Mittlerweile ist die Ukraine bekanntermaßen gezwungen, auf alternative Transportwege auszuweichen, die in ihrer Kapazität aber deutlich begrenzt sind. Laut dem Agrarressort wurden im Mai 709.000 t über die Schiene, weitere 799.000 t über die Donau und 212.000 t per
LKW ins Ausland geliefert.
Etwa jede zweite Tonne davon machte Mais aus; vom in Westeuropa besonders begehrten
Sonnenblumenöl wurden etwa 200.000 t exportiert. Das ukrainische Ministerium geht davon aus, dass die Ausfuhren auf den genannten Ersatzstrecken auf deutlich mehr als 2 Mio t ausgeweitet werden können. Auch wenn die Seehäfen von Russland wieder freigegeben werden sollten, dürfte eine Normalisierung des ukrainischen Agrarhandels nicht so bald zu erwarten sein.
Nach Einschätzung des Agrarressorts könnte es bis zu sechs Monate dauern, die verminten Häfen zu räumen, so dass erst dann mit einer umfangreichen Wiederaufnahme der dortigen Verschiffung zu rechnen sei. Unterdessen drängt der ukrainische Agrarrat (VAR) zur Eile.
Der Verbandsvorsitzende Andriy Dykun wies darauf hin, dass bald die neue
Getreideernte der Ukraine wie in Teilen der Europäischen Union beginnt. Er befürchtet, dass dann logistische Kapazitäten andernorts gebunden sein werden und die Ausfuhren aus der Ukraine wieder hinter die im Mai erreichten Zahlen zurückfallen. Dies würde im Inland die ohnehin schon absehbaren Probleme mit knappem
Lagerraum nochmals verschärfen, warnte Dykun. Er bat deshalb um weitere Erleichterungen beim Grenzübertritt in den EU-Raum und intensivierte Anstrengungen zur Freigabe der Schwarzmeehäfen.