In Deutschland sowie den Benelux-Staaten werde die Ernte über dem Durchschnitt liegen, prognostizierte der Leiter Landwirtschaft des Unternehmens, Dr. Hermann Schmitz, am Donnerstag (11.11.) vor Medienvertretern in Jülich.
Im Rest von Europa sei hingegen eine durchschnittliche Ernte zu erwarten, und das bei schwächeren Zuckergehalten. Für Deutschland zeigte sich Schmitz optimistisch: „Die am Anfang der Kampagne noch schwachen Zuckergehalte erholen sich langsam. Der goldene Oktober hat geholfen. Insgesamt liegen die Zuckererträge auf dem Niveau des fünfjährigen Durchschnitts“.
Die Rübenanbaufläche ist laut Schmitz von den Landwirten EU-weit gegenüber dem vergangenen Jahr um rund 16.000 ha oder 1,1 % verkleinert worden. Während die Ackerbauern in Frankreich den Anbau erneut deutlich zurückgefahren hätten, sei das Rübenareal in Deutschland wieder leicht ausgedehnt worden. In Polen habe es hingegen keine nennenswerte Veränderung gegeben.
Für die aktuelle Kampagne erwartet Pfeifer & Langen nach den dürrebedingten Rückgängen in den Vorjahren eine höhere
Zuckerproduktion in der EU-27. Das Gesamtaufkommen werde einschließlich Isoglukose voraussichtlich bei 16,7 Mio t liegen, nach 15,1 Mio t im Vorjahr. Bei einem anvisierten Gesamtverbrauch von 17 Mio t dürfte die Zuckerversorgung allerdings weiter knapp und die Gemeinschaft damit Nettoimporteur bleiben.
Aufgrund einer zu erwartenden Normalisierung des öffentlichen Lebens im Rahmen der Covid-Pandemie und einer generellen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation rechnet Schmitz für 2021/22 mit einer Stabilisierung der Nachfrage.
Hoffnung für Landwirte
Angesichts der eher knappen
Versorgung sieht das Unternehmen die Marktpreise für Zucker im Aufwind. Im August dieses Jahres habe der Preis - nach einer längeren Seitwärtsbewegung - im EU-Durchschnitt erstmals wieder die Schwelle von 400 Euro/t überschritten, und für September seien 408 Euro/t gemeldet worden. Im Vergleich zum Jahresbeginn 2019 habe der Preis für Zucker um fast 100 Euro/t zugelegt.
In den Kernerzeugerländern Frankreich, Deutschland und Benelux habe dieser im September mit 399 Euro/t leicht unter dem EU-Durchschnitt gelegen. Mit Blick auf die Erntesituation und die
Marktlage machte Schmitz den Landwirten Hoffnung. „Der Rübenpreis für 2021 wird besser als 2020“, so seine Einschätzung.
Defizit auch am Weltmarkt
Auch den
Weltmarkt für Zucker sieht Pfeifer & Langen schwach versorgt. Für 2021/22 rechnet das Unternehmen mit einer globalen Gesamtproduktion von 183 Mio t Zucker; das wären rund 4 Mio t mehr als im Vorjahr. Produktionsanstiege in Thailand und Indien kompensierten die eher schwache Ernte in Brasilien. Dem stehe aber eine Gesamtnachfrage von voraussichtlich rund 185 Mio t Zucker gegen, was einem Anstieg von ebenfalls 4 Mio t entspreche, so der Verarbeiter.
Für die steigende Nachfrage sorgten die langsame Erholung der Wirtschaft und das weitere Wachstum der Weltbevölkerung. Die mittlerweile vierte Versorgungslücke in Folge stütze die Entwicklung des Weltmarktpreises, was die Zuckerbranche „Rückenwind“ verspüren lasse. Nach der „Corona-Delle“ seien die Preise weiter im Steigen begriffen.
Die Herausforderungen annehmen
Für Pfeifer & Langen stellen die regulatorischen Vorgaben und vor allem der Green Deal die Herausforderungen der Zukunft dar. Gemeinsam mit der Landwirtschaft, den Rübenanbauerverbänden sowie Instituten und anderen Unternehmen beteiligt sich der Zuckerhersteller am Innovationsprozess, um praxistaugliche Lösungen für den
Zuckerrübenanbau voranzubringen.
Ganz konkret liegt der Fokus auf Technologien zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln und Düngung sowie auf alternativen Lösungen zur Schädlingsbekämpfung. Erfolgreiche Beispiele dafür sind Projekte zur Förderung von kameragestützten Hacktechnologien und der teilflächenspezifischen Düngung sowie zur autonomen
Unkrautbekämpfung mittels Robotics, aber auch die gezielte
Ausbringung von biologischen Pflanzenschutzmitteln.
Umfangreiches Investitionsprogramm
Strategisch hat sich Pfeifer & Langen nach eigenen Angaben voll auf die Verarbeitung von Rübenzucker ausgerichtet, um nachhaltig angebauten Zucker aus der Region für die Region anzubieten. In diesem Zuge wurde in den vergangenen Jahren der Import von Rohrzucker komplett zurückgefahren.
Das Unternehmen will sich der Energiewende und der Klimaneutralität mit einer nachhaltigen Zuckerproduktion stellen und hat dazu ein umfangreiches Investitionsprogramm gestartet. Außerdem wurden in der
Zuckerfabrik Jülich moderne Produktions- und Verpackungsanlagen in
Betrieb genommen. Auf einer Fläche etwa knapp 13.000 m
2 wurde eine Produktionsstätte für neue Verpackungslinien errichtet.
Mehr als 33 Mio Euro investierte der Zuckerhersteller dabei in sein Werk in Jülich, um direkt vor Ort den Rübenzucker auch in Haushaltsgrößen abzupacken. Die neue, hochmoderne und mit Robotertechnologie unterstützte Anlage optimiert die Abläufe, senkt die Transportkosten und vermindert den CO2-Ausstoß.