Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
06.02.2023 | 01:36 | Schweinekrise 

Schweinehaltung in Thüringen vor dem Aus

Waltershausen - Wirtschaftliche Verluste und die fehlende Unterstützung der Politik für einen machbaren Umbau der Tierhaltung bedrohen massiv die Schweinehaltung in Thüringen.

Schweinehaltung
Hohe Betriebskosten und fehlende Planungssicherheit bedrohen die Schweineproduktion im Freistaat - Fliege kritisiert stetig steigende Anforderungen - Politik muss machbare rechtliche Rahmenbedingungen und ausreichende Finanzierungshilfen schaffen - Schweinegipfel in Thüringen formuliert Forderungen zur Zukunftssicherung der Tierhalter. (c) proplanta
„Neue Anforderungen sind nicht über steigende Schweinefleischerlöse finanzierbar“, betonte der Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV), Dr. Lars Fliege, am vergangenen Donnerstag (2.2.) beim Thüringer Schweinegipfel in Waltershausen.

Bei der gemeinsam mit der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen (IGS) und dem Bundesverband Rind und Schwein (BRS) organisierten Veranstaltung kritisierte Fliege das Fehlen politischer Rahmensetzungen, ohne die keine Investitionen möglich seien.

„Die Politik definiert stetig neue Anforderungen an die Schweinehaltung, die nicht umgesetzt werden können, weil die rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind“, beklagte der TBV-Vizepräsident. Dies gefährde eine ganze Branche. Die Schweinehalter seien bereit, einen Wandel mitzutragen, dazu würden jedoch eine ausreichende Finanzierung und verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen benötigt, die Investitionen schützten.

„Nur wenn dies gegeben ist, können wir die Schweinehaltung langfristig erhalten und bezahlbare Produkte bieten. Ansonsten steht Schweinefleisch aus Thüringen vor dem Aus“, warnte Fliege. Er stellte fest, dass mit rund 600.000 Schweinen im Freistaat aktuell nur ein Selbstversorgungsgrad von 75 % erreicht werde, was auch für den notwendigen Nährstoffkreislauf aus Ackerbau und Tierhaltung nicht ausreiche.

Das geplante Bundesprogramm zur Förderung des Umbaus der Tierhaltung ist nach Auffassung der Teilnehmer des Schweinegipfels auch keine Hilfe, weil aufgrund der vorgesehenen Hürden nur etwa 1 % der in Deutschland gehaltenen Schweine davon profitieren kann. Die gesellschaftlich gewünschte Transformation sei so nicht möglich.

Forderungskatalog

Die Schweinehalter in Thüringen übten nicht nur Kritik, sondern formulierten auch konkrete Forderungen an die Politik für ihre Zukunftssicherung. Ganz oben auf der Liste stehen dabei verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen einschließlich des Verwaltungshandelns der Behörden. Generell müsse dabei die gesamte Produktionskette, von der Ferkelerzeugung bis hin zur Systemgastronomie und Gemeinschaftsverpflegung berücksichtigt werden.

Gefordert wird auch die Aufhebung der Bestandsobergrenzen bei der Förderung von Tierwohlumbauten, damit der Transformationsprozess in der Breite stattfinden kann. Notwendig seien zudem vereinfachte Genehmigungsverfahren für den Umbau von Tierhaltungsanlagen für mehr Tierwohl.

Die Haltungskennzeichnung müsse auch für verarbeitete Ware gelten und parallel eine Herkunftskennzeichnung für alle Fleischprodukte eingeführt werden. Nur so könnten deutsche Tierwohlmaßnahmen nicht durch europäische Mitbewerber unterlaufen werden.

Der Schweinegipfel drängte zudem darauf, die Empfehlungen der Borchert-Kommission umzusetzen. Diese ermöglichten die notwendige öffentliche Förderung von Investitionen und laufenden Kosten für höhere Tierwohlstandards. Gebraucht werde darüber hinaus ein Umstrukturierungsprogramm für schweinehaltende Betriebe, denn nicht alle wollten oder könnten die Transformation bewerkstelligen.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

 Mehr Schweine geschlachtet in NRW

 Wieder mehr Schweine in MV-Ställen

 Antragsstart für Tierwohlprämien

 Deutlich weniger Schweine in Baden-Württemberg

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken