Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
22.01.2023 | 09:26 | Agrarhandel 

Agribusiness steht vor schwierigem Jahr

Hannover - Das Agribusiness in Deutschland hat die Herausforderungen des vergangenen Jahres durch unterbrochene Lieferketten, steigende Kosten für Energie und Futtermittel sowie Klimaextreme insgesamt „gut gemeistert“.

Agribusiness 2023
(c) elypse - fotolia.com
Allerdings sind die Branchenperspektiven durch voraussichtlich weiter steigende Kosten getrübt. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY und des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung an der Georg-August-Universität Göttingen.

Wie der EY-Partner Dr. Christian Janze am vergangenen Donnerstag (19.1.) bei einer Online-Pressekonferenz feststellte, stieg der Gesamtumsatz des Agribusiness 2022 auf den Rekord von schätzungsweise 279 Mrd. Euro. Damit habe der Sektor seine Position als zweitstärkste Branche des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland behauptet.

Janze zufolge war das starke Umsatzplus aber hauptsächlich preisgetrieben. Die aus dem russischen Angriffskrieg resultierenden disruptiven Effekte - wie etwa die hohen Rohstoffpreise für Agrarprodukte - hätten sich für die deutschen Bauern zudem unterschiedlich ausgewirkt. Beispielsweise hätten die meisten Ackerbaubetriebe davon profitiert.

Allerdings dürften die Agrarbetriebe 2023 nicht mehr von alten Verträgen, die vor dem Krieg abgeschlossen worden seien, oder von der Lagerhaltung bei Futter- und/oder Düngemitteln profitieren. Die eigenen Vorräte seien nämlich inzwischen aufgebraucht, gab der Fachmann zu bedenken.

Geopolitische Herausforderungen

Dem EY-Berater zufolge sind die Weltmarktpreise für Getreide seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine um mehr als 50 % und zeitweise auf historische Höchststände gestiegen. Gleichzeitig habe die Volatilität dieser Preise stark zugenommen. Tagesschwankungen von 10 % seien seitdem keine Seltenheit mehr.

Unterdessen bedrohe die weltweite Getreideknappheit, die sich durch die russische Invasion in der Ukraine verschärft habe, die Lebensgrundlage von Hunderten Millionen Menschen, vor allem in Afrika und Südostasien. Außerdem seien die Produktionskosten für Düngemittel stark gestiegen. Hauptanbieter von Düngemitteln seien Russland und China, mit denen die wirtschaftliche Zusammenarbeit kompliziert sei. Außerdem würden Düngemitteleinfuhren aus Belarus sanktioniert; das Land gehöre zu den vier wichtigsten Produzenten der Welt.

Verbraucher kaufen billige Alternative

Für das laufendende Jahr erwartet Janze weiter steigende Rohstoff, Energie- und Kraftstoffkosten. Die Folge seien höhere Ausgaben für Dünger, Saatgut und Pflanzenschutz. Deshalb dürften sich auch die Endprodukte verteuern. „Bisher konnten die meisten Produzenten die gestiegenen Preise für Lebensmittel an den Einzelhandel und die Kundinnen und Kunden weitergeben.

Klar ist: Die Menschen müssen essen und werden immer Nahrungsmittel kaufen. Doch die Preissteigerungen müssen letztlich von den Konsumenten getragen werden können“, stellte Janze klar. Schon jetzt entschieden sich die Verbraucherinnen und Verbraucher immer häufiger für die billige Alternative. Deshalb sei beispielsweise die Nachfrage nach Bioprodukten rückläufig. Diese Entwicklung sei mit Blick auf die agrarpolitischen Ziele kontraproduktiv.

Zum zuletzt kräftigen Bestandsabbau in der deutschen Schweinehaltung stellte er fest, dass für die Perspektiven dieser Produktionsrichtung die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher für bestimmte Haltungsformen entscheidend sei.

Fleischindustrie muss neue Wege gehen

Dr. Louisa von Plettenberg von der Universität Göttingen prognostizierte vor diesem Hintergrund einen steigenden Druck auf viele Betriebe im Agribusiness.

Mit Blick auf die Fleischindustrie stellte sie fest, dass der Umsatz 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Mrd. Euro auf 43,1 Mrd. Euro gestiegen sei und damit fast wieder das Niveau von 2020 erreicht habe. „Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Kundinnen und Kunden in Deutschland und der Welt wieder und weiter Lust auf Fleisch aus Deutschland haben“, sagte die Wissenschaftlerin. Zahlreichen Initiativen sei es zu verdanken, dass Verbraucher immer besser entscheiden könnten, welches Fleisch sie auf dem Teller haben wollten.

„Die Fleischindustrie tut aber auch gut daran, neue Wege zu gehen und sich Themen wie alternativen Proteinen zu widmen. Der Anteil von Vegetariern und so genannten Flexitariern in der Bevölkerung steigt nämlich“, so von Plettenberg. Hochpreisige Fleischprodukte würden indes weniger nachgefragt. Das Marktumfeld für die Tierhalter sei unsicher, auch wegen der gestiegenen Energie- und Futterkosten.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Schweinefleischexport - Deutscher Absatz in Südkorea wächst

 Bayerische Genossenschaften erwirtschaften Umsatzplus in volatilem Umfeld

 Agrarexporte nach China: Öffnung für Rindfleisch und Äpfel

 Deutschland und China unterzeichnen Aktionsplan zu Kreislaufwirtschaft

 Wieder deutsche Exporte von Rindfleisch und Äpfeln nach China

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken