Wie der Sprecher dieses Vereins für den gentechnikfreien
Sojaanbau, Axel Grunt, am Donnerstag (19.5.) bei einem Online-Pressegespräch in Frankfurt betonte, ist in der Europäischen Union sogar mit einem „Soja-Rekordjahr“ zu rechnen.
Der Anbau in der Gemeinschaft dürfte nämlich zur Ernte 2022 im Vorjahresvergleich um 10 % bis 15 % ausgeweitet werden. Die zusätzlichen Mengen könnten potentielle Ausfälle der Ukraine und Russlands kompensieren, so Grunt.
Der Berater des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums und kaufmännischer Direktor der ATK Group, Vitaly Kushnir, bezifferte die Lagerendbestände an gentechnikfreien
Sojabohnen im eigenen Land auf insgesamt 400.000 t. Dieses Volumen stehe für den Export in die EU bereit. Unterdessen werde permanent an einer Verbesserung der durch den Krieg erheblich gestörten Logistik per Bahn, Schiff und Lkw gearbeitet. Dabei komme Unterstützung aus EU-Ländern wie Polen, Ungarn und Rumänien.
Dem Fachmann zufolge ist die Situation mit Blick auf die diesjährige Ernte in der Ukraine bei den Sojabohnen deutlich besser als bei anderen Agrarprodukten. Gentechnikfreies Soja sei nach aktuellem Stand auf etwa 1 Mio ha ausgesät worden. Mit dem Abschluss der Aussaat Ende Mai werde mit einem Gesamtareal von etwa 1,5 Mio ha gerechnet; damit würde die Vorjahresfläche um 10 % bis 15 % übertroffen.
Krön: „Ohne Gentechnik“-Produktion nicht gefährdet
Nach Angaben von
Donau Soja bezog Deutschland 2021 schätzungsweise knapp 100.000 t gentechnikfreie Sojabohnen und 30.000 t Sojaschrot entsprechender Qualität aus der Ukraine. Das seien nur rund 10 % des Bedarfs in der Bundesrepublik.
Das europaweite Aufkommen an gentechnikfreien Sojabohnen für 2022 sieht der Verein bei 7 Mio t. Der Internationale Getreiderat (
IGC) prognostizierte zuletzt eine EU-Sojabohnenerzeugung von 2,9 Mio t, nach 2,7 Mio t im Vorjahr.
Vor diesem Hintergrund bekräftigte Donau Soja-Obmann Matthias Krön seine Kritik, dass Akteure der deutschen Agrarszene seit Wochen versuchten, einen Zusammenbruch der „ohne Gentechnik“-Produktion herbeizureden. „Damit schaden sie den Landwirten in Deutschland, der Ukraine und in Europa, die für ihre Sojaprodukte Märkte brauchen, in denen Gentechnikfreiheit, Regionalität und
Nachhaltigkeit gefragt sind, und die die Mehrkosten der nachhaltigen Produktion in Europa ausgleichen“, warnte Krön.
Optimistische Prognosen für deutsche Rapsernte
Unterdessen warnten der Verband
Lebensmittel ohne
Gentechnik (VLOG) in Berlin und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in Hamm vor einem voreiligen Aussetzen der Fütterung mit gentechnikfreiem Raps und forderten eine angemessene Bezahlung für die Erzeuger.
VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting hob hervor, dass die diesjährige
Rapsernte in Deutschland nach aktuellen Ernteprognosen des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), der
Agrarmarkt Informations-GmbH (
AMI) und der
EU-Kommission 3,8 Mio t bis 4 Mio t erreichen dürfte; das wären 300.000 t bis 500.000 t mehr als 2021. Schon damit würden mögliche Rückgänge beim Import aus der Ukraine kompensiert; von der insgesamt in Deutschland verarbeiteten Rapsmenge entfielen nur rund 10 % auf ukrainische Ware. Ein Mangel an
Rapsschrot sei deshalb keineswegs zu erwarten.
Milchbauern angemessen entlohnen
Unterdessen prognostizierte Kushnir, der Berater des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums, Exporte von 2 Mio t neuerntigem Raps aus dem eigenen Land in die EU, womit das Vorjahresniveau erreicht würde. Allerdings werde die Ausfuhr diesmal aus logistischen Gründen länger dauern.
Die betreffende
Erntemenge bezifferte Kushnir auf voraussichtlich 2,5 Mio t. Derweil forderte der AbL-Sprecher für den Bereich Milch, Ottmar Ilchmann, angesichts gestiegener
Produktionskosten von den
Molkereien eine angemessene Entlohnung für die Erzeugung von gentechnikfreier Milch.
„Jetzt können und müssen die Molkereien die Marktsignale nutzen, um höhere Preise durchzusetzen und Bäuerinnen und
Bauern für ihre Qualitätsmilch angemessen zu bezahlen. Die deutliche Mehrheit der Verbraucher und Verbraucherinnen will Gentechnikfreiheit“, so Ilchmann.