Zurück auf den Hof, einfach nur Bauer sein: Darauf hat sich Gerd
Sonnleitner gefreut. Vor einem Jahr hat der langjährige Bauerpräsident die Führung im Deutschen und im Bayerischen
Bauernverband abgegeben. Aber auf seinem Hof im niederbayerischen Ruhstorf war er kaum die Hälfte der Zeit. Noch ist er als Präsident des europäischen Bauerverbandes Copa und hat die zähen Verhandlungen zur EU-Agrarreform bis zur Endphase begleitet - hartnäckig, und mit bayerischem Charme. Im September gibt Sonnleitner den Copa-Vorsitz ab - pünktlich zum Rentenalter: Am Dienstag wird er 65 Jahre alt.
Über viele Jahre war der Niederbayer mit den kurz geschnittenen Haaren, dem Schnauzbart und der dünnen Brille das Gesicht der deutschen Bauern. Im Brüsseler Bauernverband sei er der Zweitdienstälteste, sagt er. Rund 20 Jahre lang war er dabei, jetzt hört er auf. «Mein Wunsch war immer, dass ich noch einmal gesund auf meinen Bauernhof zurückkehre und wieder aktiv in die Landwirtschaft einsteige.» Sonnleitners Betrieb im fruchtbaren Rottal, der seit 800 Jahren in Familienbesitz ist, führten jahrelang Frau und Sohn.
Sonnleitner wurde 1997 zum Nachfolger von Constantin Freiherr von Heereman als Präsident des Deutschen Bauernverbandes gewählt, der den Großteil der Branche vertritt. Die Erwartungen waren hoch, besonders bei kleinen Betrieben. Sonnleitner betonte stets, er wolle Präsident aller Bauern sein. Doch für seine Kritiker aus Naturschutzverbänden oder von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft war der Bauernverband zu sehr an der konventionellen Produktion orientiert.
2008 und 2009 brachten niedrige Milchpreise die Stimmung zum Schäumen. Viele Milchbauern gaben Sonnleitner eine Mitschuld an der Krise und warfen ihm vor, nichts gegen den Wegfall der
Milchquote in der EU zu tun. Wütende Bauern fuhren nach Ruhstorf und traktierten Sonnleitner in Sprechgesängen. Polizei sicherte den Hof der Familie.
Vor einem Jahr konnte Sonnleitner die Verbandsführung in ruhigem Fahrwasser übergeben. In Bayern übernahm der Bauer Walter Heidl das Ruder, bundesweit der Baden-Württemberger Joachim Rukwied.
Sonnleitner sieht die Zukunft optimistisch. «Landwirtschaft ist eine Zukunftsbranche.» Steigende Bevölkerungszahlen, Wohlstand und erneuerbare Energien machten sie immer wichtiger. «Die Chancen auf den Märkten sehen wesentlich besser aus als es vor zehn Jahren gesehen und gepredigt worden ist.» Mit dem Ergebnis für die EU-Agrarreform kann er zufrieden sein. Junge Bauern werden gefördert, kleine Höfe gestärkt, große müssen nur geringe Abstriche machen. Und die Agrarmittel werden trotz
Wirtschaftskrise nicht gekürzt.
In der EU-Agrarpolitik sei Einiges verbessert, sagt Sonnleitner. Die subventionierte Überproduktion mit Milchseen und Butterbergen sei abgeschafft, es herrsche soziale Marktwirtschaft. Dass die Bauern den Wandel gut gemeistert hätten, erfülle ihn mit Genugtuung.
Seinen Abschied von der Politik nimmt Sonnleitner ohne Wehmut. «Ich bin von der Landwirtschaft weggegangen in die Politik, weil ich gesehen habe, wie wichtig die
Agrarpolitik für die Zukunft unserer Landwirtschaft in Bayern, in Deutschland und in Europa ist. Das habe ich jetzt 22 Jahre lang gemacht», sagt er. «Jetzt beginnt eben ein neuer Lebensabschnitt, und auf den freue ich mich.» (dpa)