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18.04.2018 | 07:34 | Energiepolitik 
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Altmaier hält Subventionen für Erneuerbare bald nicht mehr für nötig

Berlin - Ökostrom-Produzenten werden nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in wenigen Jahren ohne staatliche Unterstützung auskommen.

Erneuerbare Energien
Das Wort «Energiewende» hat Deutschland längst in die Welt exportiert. Auch die Idee selbst will Berlin zum internationalen Vorbild machen - und damit Geld verdienen. Wirtschaftsminister Altmaier macht kräftig Werbung, erwähnt aber auch ein Problem. (c) proplanta
«Ich gehe davon aus, dass die erneuerbaren Energien in absehbarer Zeit, das heißt in den nächsten vier bis fünf Jahren, ihre Wettbewerbsfähigkeit vollständig erreicht haben, und dass wir dann imstande sein werden, erneuerbare Energien ohne zusätzliche Subventionen zu finanzieren», sagte Altmaier am Dienstag auf einer internationalen Energiekonferenz in Berlin.

Die Ausbaukosten zum Beispiel für Windkraft an Land hätten sich halbiert. «Heute ist der Ausbau der erneuerbaren Energien zu einem Bruchteil möglich als in der Vergangenheit», sagte Altmaier. Inzwischen kommt mehr als ein Drittel des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind.

Bei der zweitägigen internationalen Energiekonferenz «Energy Transition Dialogue» in Berlin im Auswärtigen Amt kommen Minister und hochrangige Delegationen aus 40 Ländern mit Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Altmaier sagte, die deutsche Energiewende werde in vielen Länder der Welt bewundert. Aus der Energiewende solle ein «Geschäftsmodell» werden.

Bisher haben die Betreiber etwa von Wind- und Solarkraftanlagen feste Einspeisevergütungen für ihren Strom bekommen, unabhängig vom Marktpreis. Finanziert wird dies mit der Ökostrom-Umlage, die Stromkunden über die Stromrechnung bezahlen. Seit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in der vergangenen Legislaturperiode werden die Anlagen ausgeschrieben, den Zuschlag bekommt, wer das günstigste Angebot macht, also am wenigsten Förderung verlangt.

Der Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer nannte das Ziel, in absehbarer Zeit ohne Subventionen für die Erneuerbaren auszukommen, richtig. «Leider sehe ich nicht, dass Herr Altmaier etwas dafür tut und faire Rahmenbedingungen schafft. Weder kümmert er sich um die Abschaffung der zahlreichen Kohle-Subventionen, noch setzt er Impulse, dass der Ausstoß von CO2 einen angemessenen Preis bekommt.»

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer sagte, Altmaiers Hoffnung, dass sich erneuerbare Energien bald selbst finanzierten, sei angesichts von aktuell 25 Milliarden Euro pro Jahr EEG-Umlage und der Tatenlosigkeit der Bundesregierung «reines Wunschdenken.» Es fehle an konkreten Reformvorhaben.

Der Wirtschafts- und ehemalige Umweltminister Altmaier bekräftigte, er wolle den Netzausbau in Deutschland beschleunigen, der als eines der größten Probleme der Energiewende gilt. So muss etwa der Strom von Windkraftanlagen auf der Nordsee in Deutschland verteilt werden.

Gegen die Strom-Autobahnen gibt es an vielen Orten Widerstand von Anwohnern, Landwirten und Umweltschützern. «Wir wollen Genehmigungsverfahren beschleunigen, und wir wollen deutlich machen: Die Energiewende kann nur funktionieren, wenn die notwendigen Leitungen vorhanden sind.»

Außenminister Heiko Maas (SPD) betonte die Bedeutung von nachhaltiger Energieerzeugung und von Klimaschutz für die internationale Sicherheitspolitik. «Erneuerbare Energien sind reichlich und quasi überall vorhanden», sagte er. Wenn sich Länder selbst mit Energie versorgen könnten, könne Energieabhängigkeit weniger «als Macht- und Druckmittel missbraucht» werden. Die Energiewende werde die geopolitischen Realitäten verändern, sagte Maas voraus. Zudem werde der Klimawandel künftig die Ursache für einen Großteil der Migrationsbewegungen sein.

Klimaschützer warben am Rande der Konferenz für Sofortmaßnahmen jenseits der demnächst beginnenden Planung des Kohleausstiegs. Der WWF forderte erneut, während der Arbeit der Kohle-Kommission keine neuen Tagebaue und Kraftwerke oder deren Ausbau zu genehmigen. Greenpeace pochte auf ein Sofortprogramm, um parallel zur Arbeit der Kommission den deutschen CO2-Ausstoß zu verringern.
dpa
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agricola pro agricolas schrieb am 18.04.2018 07:51 Uhrzustimmen(26) widersprechen(19)
- Wer sind die größten Landeigentümer in der BRD?

- Gibt es in deren Besitz nicht hinreichend geradlinige Verbindungen ohne große Umwege von Nord nach Süd?

- Was spricht dagegen, parallel im öffentlichen Bereich zum Straßennetz bzw. bei Überplanung und Neubau von Bundesstraßen und Bundesfernstraßen auf im öffentlichen Eigentum befindlichen Flächen die in Rede stehenden Kabeltrassen zu verlegen? Auch dort hat jedes Grundstück eine eigene Flurnummer, so dass der jeweilige Ansprechpartner problemlos zu ermitteln ist. Wer hat versäumt, z.B. entsprechende Leerrohre und somit eine entsprechende Infrastruktur intelligent vorausschauend zu planen!? Vielen heutigen berechtigten Interessenkonflikten mit den Privateigentümern hätte vorgebeugt werden können.

Damit entgeht auch dem deutschen Staat ein gewaltiges Potential, um im Rahmen der anfallenden Durchleitungskosten ein Vielfaches der gegenwärtig den Privateigentümern zugestandenen Entschädigungsleistungen seitens der kapitalfressenden Netzbetreiber vereinnahmen zu können. Nahezu schon 75% unseres Strompreises sind staatlicherseits festgelegt und reguliert, die mehr als 20%, die hier auf die Netzentgelte entfallen, könnten mithin im Staatssäckel vereinnahmt werden.

Fast jeder interessierte Bundesbürger kann problemlos recherchieren, wie schwerfällig, befremdlich wenig vorausschauend, die Planverfahren für solche öffentlichen Belange vonstatten gehen. Eine heillose Überforderung muss dahingehend attestiert werden, sobald die für die Ausführung verantwortlich zeichnende Verwaltung über ihren gegenwärtigen Zenit hinausgehend, kreativ kostensparend für die Zukunft tätig werden könnte. Weitreichende Fehlplanungen werden leider in den meisten Fällen erst im Nachgang enttarnt, sobald wiederum Bedarf angemeldet wird. - Alles auch kein reales Problem, solange der deutsche Michel für eine solche Unfähigkeit zur Kasse gebeten werden kann.

Nun, vielleicht kann man diese administrative Ideenlosigkeit mit einer kreativen Entschuldigung "heilen", wie z.B. einer Mutmaßung, dass die auf unseren Autobahnen messbare Verkehrsdichte und damit einhergehender Erschütterungen einen negativen Einfluss auf die Durchleitungsstabilität/-qualität darunter installierter Netze zur Folge haben könnte. - Um abstruse Begründungen war man ja noch nie verlegen.

- Was spricht im eigentlichen dagegen, dass eine Solaranlage in Deutschland mit chinesischem Geld unterstützt wird. Dahingehende Widerstände sind vollkommen unzeitgemäß, überhaupt nicht nachzuvollziehen.

Ist unser deutscher Solar-Pionier, Herr „Kollege“ Asbeck, im übrigen nicht sogar mit jeder seiner hingelegten Insolvenzen immer noch ein bisschen reicher geworden!?

Eine Demokratisierung unserer Energieversorgung steht somit also nach wie vor in weiter Ferne, obgleich die Zeit mehr als drängt!!!

Jedes nur laue Lüftchen, jeder Sonnenstrahl, sollte heute mittlerweile in elektrische Energie umgewandelt und direkt vor Ort gespeichert werden können. Am besten funktioniert dieses Modell über die Verknüpfung mit unserer Individualmobilität. Sobald ausreichend Batterien über das Land vernetzt zur Verfügung stünden, brummte dieser Laden.

Diese teilweise Versiegelung bislang reich sprudelnder, zuverlässigster Geldquellen wissen NATÜRLICH unsere „energiegeladenen“ Dinosauriere feinfühlig zu verhindern.

Schlussendlich konnte man auch den bis 1995 vereinnahmten KOHLEPFENNIG, der höchstrichterlich abgeurteilt mit unserem Grundgesetz nicht vereinbar war, auf energiepolitischen Umwegen klug umschippern, damit weiterhin effizient die Milliarden für unsere Kohleverstromung in diesen gierig weit geöffneten Schlund fließen konnten; selbstverständlich wurde jeder Verbraucher dafür immer schon strategisch geschickt zur Kasse gebeten.

Das nun für Herrn Altmaier designte Wirtschafts- und Energieministerium wird ihn mit selbigen Fallstricken schon fernerhin geschickt einzuwickeln wissen; ein entsprechend durchgängiges Säbelrasseln ist zu keinem Zeitpunkt jemals verstummt, unter einer aktuell schwerfälligen GroKo wird es allerdings wieder sehr viel lauter, zum Leidwesen derer, die sich schnellstens zielführende energiepolitische Strategien mittels einer gerne und oft betoneten „Signalwirkung“ herbeisehnten, um dem unverkennbaren Klimawandel ergebnisorientiert entgegenwirken zu können.

„But only money makes the world go round!!!“, our singin‘ and swingin‘ Mr. Altmaier. ;-)
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