Hemmerling wies im Gespräch mit Journalisten am Montag (23.5.) in Berlin darauf hin, dass in Deutschland lediglich rund 900.000 t Getreide direkt für die Ethanolerzeugung eingesetzt würden, was angesichts einer Erntemenge von jährlich rund 45 Mio. t Getreide eine „überschaubare“ Menge darstelle.
Auch halte er die derzeit bestehende Quotenregelung für „sehr moderat“, betonte der stellvertretende DBV-Generalsekretär. Ungeachtet dessen plädiert nach seiner Darstellung auch der Bauernverband bei der Produktion von Biokraftstoffen für einen stärkeren Fokus auf Rest- und Abfallstoffe. Zudem sei der Ausstieg aus Palmöl bereits beschlossene Sache.
Der derzeitige Weg sei daher der richtige, stellte Hemmerling fest. Auch der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV) , Michael Horper, hat wenig Verständnis für Lemkes Pläne, den Einsatz von Biokraftstoffen vom Acker bis 2030 schrittweise auslaufen zu lassen. „2020 wurden 4,5 Mio. t an Biokraftstoffen im deutschen Straßenverkehr verbraucht, was zu einer entsprechenden Reduktion der Ölimporte und des Verbrauchs von fossilen Energien geführt hat“, machte Horper in einer Presseverlautbarung deutlich.
Komplettausstieg keine gute IdeeHemmerling wiederum vermisst in Lemkes Konzept zur Absenkung der Kappungsgrenze bei Biokraftstoffen aus
Anbaubiomasse im Rahmen der Treibhausgas-(THG)-Minderungsquote Antworten auf Fragen der Versorgungssicherheit und der Folgen eines Verzichts auf pflanzenbasierte Kraftstoffe.
Auch seien die Mehrfachanrechnungen von
Elektromobilität oder Wasserstoff nur „klimatechnische Luftbuchungen“, monierte der stellvertretende DBV-Generalssekretär. Er sei deshalb überrascht, dass man wieder einmal die Klimaschutzziele gegen die Landwirtschaft ausspielen wolle. Vergessen werde dabei auch, dass beispielsweise beim heimischen Pflanzenöl wertvolle Nebenprodukte in Form von Eiweißschroten anfallen würden, erläuterte Hemmerling.
Dies werde in Lemkes Papier überhaupt nicht thematisiert, obwohl der Verzicht auf solche Öle im Kraftstoffsektor zwangsläufig auch einen Rückgang dieser Futtermittel nach sich ziehen würde. Die Bundesministerin müsse daher erklären, wo dieses Futter dann herkommen solle, forderte der Vize-Generalsekretär. Es sei zu befürchten, dass dies dann in Form zusätzlicher
Sojaimporte aus Übersee erfolge, was niemand wolle. Vor diesem Hintergrund sei ein Komplettausstieg aus landwirtschaftlichen Biokraftstoffen auch in der aktuellen Krise keine gute Idee.